Die Blut-Hirn-Schranke (BHS) ist ein entscheidender Schutzmechanismus des menschlichen Gehirns. Sie trennt unser Gehirn vom Blutkreislauf und verhindert, dass schädliche Substanzen in das zentrale Nervensystem gelangen. Gleichzeitig gewährleistet sie eine stabile Umgebung für unsere Nervenzellen, damit diese optimal arbeiten können. Doch diese Schutzfunktion birgt auch Herausforderungen für die Medizin. Viele Medikamente erreichen das Gehirn kaum oder gar nicht. Zudem spielt die Blut-Hirn-Schranke eine zentrale Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Krankheiten wie Schizophrenie, Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose und Hirntumoren.
Das Gehirn und neue Forschungsansätze
Hier setzt das innovative Forschungsprojekt „3D-hiPSC-BHS“ der Hochschule Reutlingen an. Das Projekt zielt darauf ab, ein möglichst realitätsnahes Modell der menschlichen Blut-Hirn-Schranke im Labor zu entwickeln. Dieses Modell wird neue Einblicke in die Funktionsweise der Schranke ermöglichen und somit die Forschung an neurologischen Erkrankungen vorantreiben.
Dr. Ebru Ercan Herbst, Professorin für Biochemie und Bioanalytik an der Fakultät Life Sciences und Leiterin des Projekts, erklärt die Bedeutung: „Mit unserem Projekt schaffen wir die Grundlagen für die Medizin von morgen. Ein tieferes Verständnis der Blut-Hirn-Schranke ist essenziell, um ihre Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten neurologischer Erkrankungen und Hirntumoren zu entschlüsseln.“ Sie ergänzt: „Darüber hinaus sind neue Erkenntnisse unerlässlich, um eine Plattform zur Auswahl wirksamerer Medikamente zu entwickeln, die das Gehirn tatsächlich erreichen.“
Das Gehirn verstehen: Vom Labor zum Krankheitsmodell
Für dieses Vorhaben sollen aus menschlichen Stammzellen verschiedene Hirnzelltypen und Hirngefäßzellen generiert werden. Diese Plattform ermöglicht es, unter möglichst physiologischen Bedingungen zu untersuchen, wie Medikamente die Blut-Hirn-Schranke passieren und wie sie im Gehirn wirken. Dies ist entscheidend, um die Wirksamkeit neuer Therapien zu bewerten.
In einem weiteren Schritt sollen spezifische Krankheitsmodelle entwickelt werden, beispielsweise für Schizophrenie. Hierfür werden Stammzellen von Patientinnen und Patienten sowie gesunden Kontrollpersonen genutzt, um krankheitstypische Veränderungen der Blut-Hirn-Schranke zu analysieren. Langfristig leistet dieses Projekt einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung effektiverer Therapien für neurologische Erkrankungen. Damit eröffnet es neue Perspektiven für die medizinische Forschung und Behandlung des <strong>Gehirns</strong>. Die Forschungsarbeiten an der Hochschule Reutlingen sind für die kommenden 18 Monate angesetzt. Die Carl-Zeiss-Stiftung unterstützt mit diesem Programm Neuberufene beim Start in die anwendungsorientierte Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften.
Über die Carl-Zeiss-Stiftung
Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als verlässliche Partnerin exzellenter Wissenschaft fördert sie sowohl die Grundlagenforschung als auch die anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Disziplinen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gegründet im Jahr 1889 vom Physiker und Mathematiker Ernst Abbe, zählt die Carl-Zeiss-Stiftung heute zu den ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Die Förderprojekte der Stiftung werden aus den Dividendenausschüttungen dieser beiden Stiftungsunternehmen finanziert.
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https://medizin-aspekte.de/alzheimer-forschung-studie-enthuellt-genetische-risikofaktoren-156648/