Arteriosklerose – Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund und das Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung (LIFA) in Münster haben sich beim Förderwettbewerb Bio.NRW durchgesetzt; ihr gemeinsames Forschungsprojekt "Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen" soll bis zum Jahr 2013 laufen und mit 3,1 Mio. Euro gefördert werden. Ziel ist die Suche nach neuen Biomarkern für die Krankheit und die Verbesserung der Risikovorsorge.
Arteriosklerose spürt man nicht. Die Krankheit, landläufig auch als "Gefäßverkalkung" bekannt, entwickelt sich jahrzehntelang, ohne Beschwerden zu verursachen – und schlägt dann umso drastischer zu, etwa in Form eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. In den Todesfallstatistiken der westlichen Industrienationen belegen die Folgen der Arteriosklerose seit Jahren den ersten Platz.
Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund und das Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung (LIFA) in Münster wollen den Ursachen für verkalkte Gefäße nun systematisch auf den Grund gehen. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Dortmunder Firma Cardiac Research GmbH, einer Ausgründung der Universität Witten-Herdecke, werden sie in den kommenden drei Jahren neue Biomarker für arteriosklerotische Gefäßveränderungen suchen: Charakteristische biologische Merkmale, die gemeinsam mit der Krankheit auftreten und neue Hinweise liefern können, wie und warum sie entsteht.
"Wir wollen herausfinden, welche Prozesse im Körper bei der Entstehung der Arteriosklerose eine Rolle spielen, und suchen nach den beteiligten Genen", erklärt Monika Stoll, Direktorin des LIFA und wissenschaftliche Vizepräsidentin der Leibniz-Gemeinschaft. "Außerdem möchten wir mit unseren Ergebnissen die Risikovorhersage verbessern." Viele Risikofaktoren für Arteriosklerose – etwa Rauchen, Stress oder Bluthochdruck – sind seit langem bekannt, doch ihr komplexes Zusammenspiel und der noch weitgehend unbekannte Einfluss verschiedener genetischer Varianten machen eine Vorhersage extrem schwierig. Die Algorithmen, die dafür herangezogen werden, müssen daher ständig verbessert werden.
"Eine derart komplexe Erkrankung kann man nur mit einem interdisziplinären Ansatz erforschen", findet Albert Sickmann, der am ISAS den Forschungsbereich Bioanalytik leitet. "Deshalb werden wir Methoden der Genomik und Proteomik kombinieren, um die Arteriosklerose in ihrer Gesamtheit verstehen zu lernen."
Das Rüstzeug für diese Aufgabe haben sich die beiden Institute in den vergangenen Jahren erarbeitet: Monika Stoll hat die Arterioskleroseforschung am LIFA um systematische genomweite Studien erweitert und die Suche nach erblichen Ursachen der Erkrankung in den Mittelpunkt der Forschung gerückt. Albert Sickmann ist Experte für Proteomik am ISAS und entwickelt mit seiner Arbeitsgruppe Techniken und Methoden, um mehrere Tausend Proteine parallel zu untersuchen und die Datensätze dieser Analysen auszuwerten. Unterstützt werden die beiden Institute von der Cardiac Research GmbH, die während des Projekts dafür sorgen wird, dass ihnen geeignete Probanden für die Studien zur Verfügung stehen. (idw 04/10)