Der Traum von der Maschinensteuerung allein mit der Kraft der Gedanken ist schon ziemlich alt. Diverse Science-Fiction-Filme haben dieses Thema zum Teil bereits vor Jahrzeiten aufgegriffen, aber lange Zeit waren Geräte, die Gehirnströme nur messen konnten (also noch ohne ihn in Aktionen umzusetzen), sehr teuer und deshalb allein im medizinischen Umfeld im Einsatz.
Mittlerweile gibt es EEG-Headsets auf dem Markt, die nur noch wenige Hundert Euro kosten und die Tür zur Gedankenkontrolle von zum Beispiel Computerprogrammen öffnen.
Ein Beispiel ist das mit 14 Sensoren ausgestattete Epoc EEG-Headset, mit dem es möglich ist, einfache Computerbefehle mittels Gedanken zu übertragen, ohne einen Ton sagen oder die Tastatur berühren zu müssen.
EEG-Headsets für Jedermann funktionieren ähnlich wie die großen EEG-Maschinen in Krankenhäusern, nur auf einem völlig neuen Preislevel. Selbst Spieleanbieter wie Mattel sind schon auf diesen Zug aufgesprungen und bieten entsprechende Anwendungen bereits für unter 100$ an. Obwohl dies bisher nur Ein-Sensor-Geräte mit entsprechend limitierten Einsatzmöglichkeiten sind, ist die Nachfrage riesig.
Aber das Ziel ist die Entwicklung komplexerer und effizienterer EEG-Headsets. Das stellt nach wie vor eine große Herausforderung dar. Es gibt zwar schon EEG-basierte Steuerungssysteme – zum Beispiel für Rollstuhlpatienten – diese lassen die Nutzer jedoch wie Aliens aussehen.
Emotiv, die Herstellerfirma des Epoc Headsets geht dabei einen eigenen, neuen Weg und hat ihre Headsets nicht einfach für Endverbraucher angeboten, sondern auf Open-Source-Basis anderen Entwicklern zugänglich gemacht. Dadurch soll über einen Zeitraum von 1 bis 1,5 Jahren eine wesentlich breitere Anwendungsbasis geschaffen werden, als dies Emotiv allein hätte anbieten können.
Über 10.000 der Emotiv-EEG-Headsets sind bereits ausgeliefert und so arbeiten ein russisches Software-Entwicklerteam genauso mit den EEG-Headsets, wie die Forschungsabteilung des amerikanischen Rüstungsministeriums.
Medizin und Marktforschung sind weitere denkbare Anwendungsgebiete mit Milliardenmärkten. Und natürlich die Kunst, wo sich sowohl Videokunst, als auch Musik mit Hilfe von EEG-Headsets direkt aus dem Gehirn des Künstlers auf den Bildschirm oder zu Gehör bringen lassen.
Die weltweite Resonanz auf diese Technologie ist äußerst positiv – selbst bei Wissenschaftlern und Entwicklern, die dem Ganzen zunächst sehr skeptisch gegenüber standen, wie z.B. Robert Oschler, einem der ersten Tester des Emotiv-Headsets, der damit eine Robotersteuerung über eine Skypeverbindung realisierte und selbst überrascht war, dass und wie gut das funktionierte.
Aber noch gibt es zahlreiche Hürden und auch kritische Stimmen, die vor überhasteter Euphorie warnen und das EEG-Headset in erster Linie im Laboreinsatz sehen, wo Versuchsanordnungen – anders als im richtigen Leben – standardisiert und unter idealen Bedingungen ablaufen können.
Ein Beispiel für solch einen Versuch mit den Emotiv-Headsets ist die Messung der Gehirnströme von professionellen Pokerspielern und deren Vergleich mit denen von Anfängern und Fortgeschrittenen (siehe „Die dazuhörige Studie“ http://www.yourbrainonpoker.com/de).
Dabei konnte gezeigt werden, welche Bereiche des Gehirns wann und wie stark beansprucht waren und welche Unterschiede es dabei zwischen Profis, fortgeschrittenen Spielern und Anfängern gab. Profis waren demnach wesentlich besser der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren und konnten spürbar länger konzentriert bleiben.
Außerdem zeigten die Messungen, dass diese Eigenschaften offensichtlich nicht gottgegeben, sondern trainierbar sind, denn es wurden auch Fortschritte der Nicht-Profis dokumentiert, die sich aufgrund zunehmender Spielpraxis ergaben.
Fazit:
Die Verantwortlichen von Emotiv wissen, dass ihr Produkt noch nicht sein volles Potenzial erreicht hat, aber sie haben die Vision, dass eines Tage praktisch alles auf Basis von Biosignalen – also mit Gedankenkraft – gesteuert werden kann. Wer die Entwicklungsgeschwindigkeit von Internet und Computertechnologie in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass dies nicht aus der Luft gegriffen ist.