Die endoskopische Darmspiegelung ist und bleibt derzeit die sicherste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs bei der Darmkrebsvorsorge. „Nur die komplette qualitätsgesicherte Koloskopie bietet die höchste Zuverlässigkeit für das Auffinden von Karzinomen und Adenomen und zudem die Möglichkeit, Krebsvorstufen noch in der gleichen Sitzung endoskopisch zu entfernen und damit die Entwicklung zum Krebs zu verhindern“, resümiert Professor Dr. Horst Neuhaus als Veranstalter des 16. Internationalen Endoskopie Symposiums in Düsseldorf.
Die Koloskopie ist ein verbreitetes und sicheres Verfahren. Komplikationen wie Perforationen treten extrem selten auf und liegen bei der Screeningkoloskopie im Promillebereich. Dennoch liegt großes Augenmerk auf einer weiteren Perfektionierung und Qualitätssicherung des Verfahrens.
Intervallkarzinome trotz Vorsorgekoloskopie
Auffällig ist, dass es sich bei einem gewissen Anteil von neudiagnostizierten Kolonkarzinomen um Intervallkarzinome handelt Diese Kolonkarzinome können trotz erfolgter Vorsorgekoloskopie auftreten. Als Ursache hierfür gelten übersehene Polypen, unvollständige Polypenentfernung oder besonders schnell wachsende Karzinome.
Verbesserung der Erkennung von Krebsvorläufern
Die Herangehensweisen zur Verbesserung der Erkennung und Charakterisierung von Krebsvorläufern sind verschieden. Die Möglichkeiten umfassen sowohl neue Technologien zur Verbesserung des Sichtwinkels mittels ultradünner oder Weitwinkelkoloskope als auch hochauflösende Endoskope mit Filter und Zoomfunktion auf Knopfdruck zur Charakterisierung und besseren Abgrenzung von Krebsvorläufern zur Umgebung.
Die Experten sind sich einig: Eine maßgebliche Rolle für die endoskopische Darmkrebsvorsorge spielen eine gute Vorbereitung des Patienten, die Erfahrung des Untersuchers sowie die endoskopischen Instrumente und Techniken – Prof. Dr. Michael Bourke (Sydney), Dr. Arno Theilmeier (Mönchengladbach), Prof. Dr. Horst Neuhaus (Düsseldorf), Prof. Dr. Stefan Seewald (Zürich) v.l.n.r. (Foto: MEDIZIN ASPEKTE, J. Wolff)
Optimale Darmvorbereitung als Schlüssel der Qualität einer Koloskopie
Die Entscheidung über die Art und Weise der Behandlung kann bei der endoskopischen Untersuchung umgehend getroffen werden. Präzise Datenerhebungen ermöglichen fundierte Aussagen bezüglich der Qualität der Vorsorgekoloskopie. Dabei spielt der Patient eine zentrale Rolle sowohl bei der Datenerhebung als auch bei der optimalen Darmvorbereitung, die einen Schlüssel zur Verbesserung der Qualität und Verminderung der Komplikationsrate einer Koloskopie darstellt.
Neue Methodik: ausgedehnte Krebsvorstadien endoskopisch abtragen
Patienten mit ausgedehntem Krebsvorstadien im Dickdarm kann mit neuer Methodik durch endoskopische Abtragung geholfen werden. Die Effizienz und Sicherheit der Resektion dieser Krebsvorläufer wurden in größtem Umfang in australischen Studien ermittelt. Die Ergebnisse beeinflussen inzwischen maßgeblich das therapeutische Vorgehen weltweit. „Durch den interdisziplinären Ansatz und die Kooperation zwischen Endoskopikern und Viszeralchirurgen wird eine läsionsspezifische therapeutische Herangehensweise zum neuen Paradigma“, erklärte Professor Dr. Michael Bourke, Gastroenterologe am Westmead Hospital, Sydney,
Darmkrebsvorsorge – Krebs im Frühstadium entdecken
In Deutschland werden an Darmkrebs im Jahr 2014 laut Schätzung 35.500 Männer und 28.400 Frauen erkranken. Da die Diagnose häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt wird, liegt die Sterbequote nahezu immer noch bei 50%. Daher ist es das Ziel der Darmkrebsvorsorge, einen Krebs im Frühstadium zu entdecken. Prognostisch noch günstiger sind der Nachweis und die Entfernung von Adenomen als Krebsvorläufer, weil hierdurch ein Darmkrebs mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden werden kann. Mit der Darmkrebsfrüherkennung bzw.
-vorsorge sollte bei allen Personen über 50 Jahren begonnen werden. Bei familiärer Belastung mit kolorektalem Karzinom und bestimmten genetischen Dispositionen kann auch ein früherer Beginn angezeigt sein.
Darmkrebsfrüherkennung mit verschiedenen Verfahren
Es stehen verschiedene Verfahren wie z. B. ein Test auf Blut im Stuhl zur Verfügung. Die höchste Zuverlässigkeit für das Auffinden von Karzinomen und Adenomen besteht jedoch für die komplette qualitätsgesicherte Koloskopie. Sie sollte daher als Standardverfahren für die Vorsorge empfohlen werden. Bei unauffälligem Befund wird eine Wiederholung erst wieder in 10 Jahren erforderlich. Nur die Koloskopie bietet die Möglichkeit, entdeckte Adenome in gleicher Sitzung endoskopisch zu entfernen und damit die Entwicklung zum Krebs zu verhindern. Sie senkt das Risiko hierfür deutlich, bietet aber keine Garantie, frei von Darmkrebs zu bleib
Fazit
Die Koloskopie stellt ein sicheres, ambulant durchführbares Verfahren zur Darmkrebsvorsorge dar, das in Deutschland einer Qualitätssicherung unterliegt. Eine maßgebliche Rolle spielen hierbei eine gute Vorbereitung des Patienten, die Erfahrung des Untersuchers sowie die endoskopischen Instrumente und Techniken.
Bisher schwer erkennbare Schleimhautveränderungen lassen sich jetzt mit neuen Verfahren entdeckten und charakterisieren. Moderne endoskopische Therapien lassen dabei eine Abtragung auch ausgedehnter Krebsvorläufer zu.
Quelle:
Pressekonferenz 16. Internationales Endoskopie Symposium Düsseldorf