„Freiheit, Wille und Gehirn“ – Festvortrag, Podiumsdiskussion und neurowissenschaftliches Symposium

Der „Freie Wille ist eine Illusion“, der Mensch ist nicht „Herr im eigenen Haus“ – solche und ähnliche Thesen von namhaften Neurobiologen und Hirnforschern haben in den letzten Jahren kontroverse Diskussionen entfacht. Doch lassen die Experimente, auf denen diese Aussagen beruhen, solche Schlüsse tatsächlich zu?

Einer der Protagonisten, dessen Arbeiten häufig als Beleg für das Fehlen eines freien Willens herangezogen werden, ist der international renommierte Wiener Neurophysiologe Lüder Deecke. Er wird mit einem Festvortrag zum Thema „Freiheit, Wille und Gehirn“ ein internationales neurowissenschaftliches Symposium in der kommenden Woche in Tübingen eröffnen.

Als Doktorand hatte Deecke vor fast genau 50 Jahren das sogenannte Bereitschaftspotential entdeckt, ein elektrisches Potential, das willkürlichen Bewegungen fast zwei Sekunden vorausgeht, noch bevor sich der Handelnde seines Handlungswillens bewusst wird. Kontroverse Diskussionen über die Frage der Willensfreiheit waren die Folge.

Entgegen dem Augenschein jedoch stützt das Bereitschaftspotential die fatalistische Sicht der Determiniertheit des Menschen nach Deeckes Ansicht nicht.
Dies deckt sich mit Erkenntnissen des Tübinger Neurowissenschaftlers Niels Birbaumer, der zusammen mit seinem Kollegen Johannes Dichgans die anschließende Podiumsdiskussion mit Lüder Deecke bestreitet. Auf der Grundlage jahrzehntelanger Forschung konnte Birbaumer zeigen, dass selbst schwerstkriminelle Psychopathen lernen können, ihre gestörten Hirnareale umzupolen und „normal“ zu empfinden.

Das Wissen um die Anfälligkeit unserer Wahrnehmung und somit auch unseres Denkens für Verzerrungen oder gar Illusionen, hat der Neurologe Johannes Dichgans anhand des Seh- und Gleichgewichtssinns untersucht. Auch seine Ergebnisse erweitern das Wissen um die komplexe Funktionsweise des menschlichen Gehirns.

Der Abend unter der Moderation von Steve Ayan, Text-Chef der Zeitschrift „Gehirn und Geist“, soll klären, welche Aussagen der Hirnforschung über Willensfreiheit eigentlich zulässig sind und welche gesellschaftsrelevanten Impulse aus den Neurowissenschaften für die nächsten Jahre zu erwarten sind.

Das internationale Symposium am Mittwoch, 18.3., ab 9 Uhr, befasst sich mit neuen Ansätzen in der Diagnostik und Therapie neurologischer sowie psychiatrischer Erkrankungen. Zu den Rednern gehören unter anderen Hal Weinberg, Vancouver, Margot Taylor, Toronto, Arnold Mandell, San Diego, Stephen Robinson sowie Christian Meisel, NIMH, Bethesda.

Pressevertreter sind zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen. Einzelinterviews können verabredet werden. Zur Terminvereinbarung wenden Sie sich bitten an Dr. Eva-Maria Streier, em.streier@streier.net, Tel. 0228 444100 oder 0171 7127866

Bei organisatorischen Rückfragen gibt Birgit Teufel, birgit.teufel@medizin.uni-tuebingen.de, Tel. 07071 29-82624 Auskunft.

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