Hugo Junkers entwickelte als Pionier des modernen Flugzeugbaus 1909 die erste Tragfläche aus Metall. Heute setzen Ingenieure weltweit ganz in diesem Sinne neue Materialien ein, um Flugzeuge nicht nur robuster, sondern gleichzeitig auch umweltfreundlicher zu machen. Für ihre Arbeiten an dem Einsatz solcher Hightech-Materialien mit dem Titel »Lagerfähiges Prepreg PD-120 EPO« gewann die Preiss-Daimler Aircraft Interior GmbH mit der Unterstützung von Dr. Ralf Schlimper vom Fraunhofer IWM am 16. Dezember 2014 den 1. Platz in der Kategorie »Sonderpreis Ressourceneffizienz« beim Hugo-Junkers-Preis. Sie entwickelten chemische Rezepturen und Verfahren, um bei der Herstellung von Flugzeuginterieur aus extrem leichten Faserverbund-Kunststoffen bis zu 35 Prozent Energie einzusparen. So reduzieren sich die Kosten dieser äußerst stabilen Materialien und machen einen weiträumigen Einsatz im Flugzeug möglich, wie beispielsweise in Fußbodenplatten oder Seitenverkleidungen der Kabinen.
Dank der modernen Medizin überleben immer mehr Unfallopfer schwere Kopfverletzungen. Allein die Zahl unfallbedingter Mittelgesichtsfrakturen in Deutschland wird auf mehr als zehntausend im Jahr geschätzt. Neben der Lebensrettung haben Ärzte dabei auch den Auftrag, den Patienten ästhetisch wiederherzustellen. Die operative Behandlung von Mittelgesichtsfrakturen ist kompliziert und Implantate zur Erhaltung der Gesichtsform spielen eine wichtige Rolle. Den zweiten Platz in der Kategorie »Innovativste Allianz« gewann das Fraunhofer IWM zusammen mit der Hochschule Anhalt und der Hochschule Merseburg. Prof. Dr. Andreas Heilmann, Constanze Hessler, Prof. Wolf-Dietrich Knoll, Maik Rudolph, Dr. Stefan Schwan und Annika Thormann entwickelten gemeinsam neue oberflächenstrukturierte Kunststoffimplantate. Diese bestehen aus einem harten Kern aus ultrahochmolekularem Polyethylen, der mit einem ähnlichen, aber weichen Polymer umhüllt und mit einer Nanostruktur versehen wird. Während der harte Kern die Last trägt, sorgt die Nanostruktur der weichen Ummantelung dafür, dass die Zellen des umgebenden Weichgewebes leichter andocken und anwachsen können.
Einen Platz im Finale der Kategorie »Innovativste Projekte der angewandten Forschung« erreichte das Team vom Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP um Dr. Stefan Schulze und Christian Ehrich. Sie entwickelten ein Verfahren, mit dem es gelingt, spröde Solarzellen auf gewölbte Strukturen aus faserverstärkten Kunststoffen zu laminieren. Dieser Schritt ermöglicht völlig neue Einsatzgebiete durch eine nahezu unbeschränkte Formenvielfalt und Gestaltungsfreiheit. Ihre 3D-Laminationstechnologie ermöglicht es, Photovoltaik in gewölbte Fahrzeugdächer oder architektonisch anspruchsvolle Gebäudeflächen zu integrieren. Der Prototyp eines Leichtbau-Bikeports mit integrierter E-Bike-Ladestation und stark gebogenen Solarflächen kleidet die Nutzung von Sonnenenergie in ansprechendes Design.
Hugo-Junkers-Preis
Seit 24 Jahren vergibt das Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt den Hugo-Junkers-Preis an zukunftsweisende Unternehmen und Wissenschaftler aus der Region. Um die einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette von der Forschungsfrage zur marktreifen Innovation gleichermaßen abzubilden und zu würdigen, werden Auszeichnungen in den vier Kategorien Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung, Innovativste Projekte der angewandten Forschung sowie Innovativste Produktentwicklung und Innovativste Allianz an zukunftsweisende Unternehmen und Wissenschaftler des Landes, vergeben. In diesem Jahr wurde der Preis zusätzlich in der Sonderkategorie Ressourceneffizienz aus Sachsen-Anhalt vergeben. Der Wettbewerb ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert und soll Ideenschmieden des Landes in ihrer Entwicklung fördern.
Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM
Die zentrale Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert ist die Nachhaltigkeit aller Lebensbereiche, insbesondere der effiziente Umgang mit begrenzten Rohstoffen. Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM betreibt angewandte Forschung im Bereich der Materialeffizienz und ist Impulsgeber, Innovator und Problemlöser für die Industrie und für öffentliche Auftraggeber in den Bereichen Zuverlässigkeit, Sicherheit, Lebensdauer und Funktionalität von Werkstoffen in Bauteilen und Systemen. Die Kern-kompetenzen liegen im Bereich der Simulation und Charakterisierung von Werkstoffen bis auf die atomare Skala sowie in der Materialentwicklung.