Dr. med. Tobias Walker von der Tübinger Universitätsklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Freiburg für seine Arbeiten zum Thema Organprotektion mit dem Franz J. Köhler-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich für hervorragende Leistungen in der Forschung oder klinischen Praxis vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert.
Nach wie vor nehmen Organtransplantate Schaden durch die sogenannte Ischämiezeit; den Zeitraum zwischen Organentnahme aus dem Körper des Spenders und der Implantation beim Empfänger. Bedingt durch die fehlende Durchblutung kommt es zu einer sogenannten „Ischämie-Reperfusions-Reaktion“, die letztendlich Ursache dafür sein kann, dass Spenderorgane ihre Funktion nicht aufnehmen.
Ziel der im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie am 17.2.2013 ausgezeichneten Arbeiten war die Prüfung der sogenannten RNAi-Technologie, um diese auf Durchführbarkeit und Sicherheit zu analysieren und weiterzuentwickeln und die Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf klinisch anwendbare Therapien voranzutreiben. Untersucht wurde ein neuartiger Therapieansatz, bei dem – durch den Einsatz von kurzen, doppelsträngigen RNA-Fragmenten (small interfering RNA, siRNA) – der Auslöser des gefürchteten Organversagens, nämlich das Anheften weißer Blutzellen (Leukozyten) im Transplantat, selektiv gehemmt werden kann. Im Mittelpunkt der Arbeiten standen dabei sogenannte Adhäsionsmolekülrezeptoren auf der Innenseite von Blutgefäßen, an denen die Leukozyten anhaften und anschließend die pathophysiologischen Prozesse, wie z.B. Entzündungen, verursachen.
Dem Fachgebiet entsprechend untersuchte die Arbeitsgruppe schwerpunktmäßig die Verbesserung von Bypassmaterialien in der Herzchirurgie sowie die Verbesserung von Herz- und Lungentransplantaten. Die Tübinger Arbeitsgruppe war dabei mit eine der ersten Forschungsgruppen weltweit, denen es gelang, die oben genannten Zelltypen mit siRNA zu behandeln und damit einen Effekt zu erzielen, der therapeutisch wirksam sein könnte.
In der Zukunft sollen die im Labor gewonnenen Ergebnisse mehr und mehr in die klinische Praxis übertragen werden, da aufgrund der ausgezeichneten Praktikabilität der angewandten Technologie rasche Fortschritte zu erwarten sind. Mit den durch den Preis ausgezeichneten Arbeiten gehört die Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. Tobias Walker zu den führenden Experten in der internationalen Forschung der Organprotektion und der Entwicklung von zukunftsweisenden neuen medizinischen Verfahren.
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