Apfelblüten sind nicht nur schön und zart. Sie bergen auch ein enormes, noch unentdecktes Potenzial. Auf seine Spuren haben sich die beiden Forscher Stefano Tonini und Ali Tlais Alabiden begeben. Sie sind Mitglieder der von Prof.in Raffaella Di Cagno koordinierten Forschungsgruppe Micro4Food der Freien Universität Bozen. Durch eine Fermentierung der Blüten gelang es ihnen, Peptide zu gewinnen. Diese kurzen Aminosäureketten entstehen bei der Spaltung von Proteinen und haben antioxidative und antimykotische Eigenschaften. Diese finden Nutzen in der Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie.
Das Forschungsprojekt entstand aus dem Wunsch heraus, Apfelblüten, ein Nebenprodukt der Apfelproduktion, zu verwerten. Apfelblüten stehen in Dolden zusammen, in denen mehrere Blüten aus einem gemeinsamen Endpunkt entspringen. Wären alle Blüten befruchtet, wären die Äpfel kleiner und von geringerer Qualität, was die Produktivität der Pflanze im folgenden Jahr senken könnte. Aus diesem Grund wird in der agronomischen Praxis das Ausdünnen, also das Entfernen von Blüten praktiziert, um die Entwicklung einer zentralen Blüte, der so genannten „Königsblüte“, zur Fruchtbildung zu fördern. Apfelproduktionskette bringt nur sieben Prozent der Blüten zur Reife, der Rest ist sozusagen Nebenprodukt.
Verwertung von Apfelblüten durch Fermentation: Ein Vergleich unterschiedlicher Methoden
Ziel der Forschungsgruppe war es, die entfernten Blüten zu nutzen und mittels Fermentation als Quelle für funktionelle Moleküle aufzuwerten. Dabei verglichen Forschende nicht fermentierte Blüten mit Proben von unterschiedlichen Arten von Fermentation. Einer spontanen Fermentation, bei der – ähnlich der Fermentation von Sauerkraut – bereits auf den Blüten vorhandene Mikroorganismen genutzt werden und zwei kontrollierten Fermentationen. Dafür fanden einerseits fructophile Bakterien und anderseits aus Äpfeln gewonnenden Hefen, Nutzen. Nach der Gärung gewannen die Forscher aus jeder Probe einen Extrakt, den sie auf seine antimykotischen und antioxidativen Eigenschaften testeten.
Die fermentierten Proben, insbesondere jene aus den kontrollierten Fermentationen, waren deutlich besser in der Lage, das Wachstum von Pilzen zu hemmen und wiesen eine markant höhere antioxidative Aktivität auf als der Extrakt aus der nicht fermentierten Probe. Darüber hinaus konnte in den fermentierten Proben eine hohe Anzahl bioaktiver Peptide nachgewiesen werden. „Wir konnten nach der Fermentation ganze 1797 neue Peptide identifizieren: eine sehr hohe Zahl“, erklärt Stefano Tonini, der Leiter der Studie. „Diese kurzen Aminosäureketten wurden noch nie zuvor untersucht und müssen charakterisiert werden, um zu verstehen, welche von ihnen eine antimykotische und antioxidative Wirkung haben. Dieses Ergebnis unserer Forschung eröffnet neue Perspektiven und bietet neue Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Anwendungen“, so Tonini.
Breites Anwendungspotenzial: Von der Lebensmittelverlängerung bis zur Kosmetikinnovation
Diese finden Nutzen in der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. Im Bereich Lebensmittel kann man die aus Blüten gewonnenen Extrakte in Kombination mit anderen natürlichen Verbindungen mikrobiellen Ursprungs verwenden, um die Haltbarkeit einiger Produkte zu verlängern. In diese Richtung gibt es bereits einige Projekte der Forschungsgruppe. Die Kosmetikindustrie hingegen kann auf die starke antioxidative und antimykotische Wirkung der in den Extrakten enthaltenen Peptide zählen und mit Apfelblüten eine natürliche und kostengünstige Alternative für solche Inhaltsstoffe finden. Die hohe Zahl und Vielfalt an Peptiden, die durch die Fermentation der Blüten entstehen, deuten auf eine komplementäre Wirkung hin, was die Stabilität und Wirksamkeit kosmetischer Produkte erhöhen kann.
Weitere Informationen
Wissenschaftliche Ansprechpartner
Stefano Tonini
sttonini@unibz.it
+39 0471 017187
https://medizin-aspekte.de/clonescape-der-entstehung-von-tumoren-auf-der-spur-152171/