Die Universität Würzburg hat in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern die erste Hürde genommen: Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG heute bekannt gab, ist die Uni dazu aufgefordert, ihre Anträge auf Einrichtung von insgesamt drei Forschungsclustern gemeinsam mit den jeweiligen Partner-Universitäten auszuarbeiten und erneut zur Begutachtung vorzulegen.
„Wir freuen uns sehr über diesen schönen Erfolg für unsere Universität“, sagt Unipräsident Alfred Forchel. „Ich danke allen erfolgreichen Antragstellern in den Fakultäten und unserem Research Advancement Centre für ihren erfolgreichen Einsatz. Der einzige Wermutstropfen in unserer Freude ist, dass zwei unserer Clusteranträge nicht weitergekommen sind. Die beteiligten Kolleginnen und Kollegen haben hervorragende Arbeit geleistet, für die ich ihnen danke möchte.“
Cluster of Excellence „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“
Neuartige Materialien mit speziell zugeschnittenen Funktionen sind die Grundlage des Fortschritts in praktisch allen Bereichen moderner Technologie, von der Informationsverarbeitung über die Energieversorgung bis zur Medizintechnik. Der Cluster „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ – auf Englisch Complexity and Topology iin Quantum Matter, kurz ct.qmat – setzt auf Quantenmechanik im atomaren Bereich, die in Verbindung mit der topologischen Physik sowie der chemischen und physikalischen Komplexität noch nie dagewesene Eigenschaften und Phänomene hervorbringt. Dieser Clusterantrag wird im Verbund mit der Universität Dresden gestellt.
Sprecher sind Professor Ralph Claessen (Würzburg) und Professor Matthias Vojta (Dresden).
Kontakt: Prof. Dr. Ralf Claessen, Lehrstuhl für Experimentelle Physik IV, T:+49 931 31-85732, claessen@physik.uni-wuerzburg.de
Cluster of Excellence „Periodensystem der supramolekularen Elemente“
Neue Materialien, die auf komplexen molekularen, biomolekularen und makromolekularen Strukturen basieren, stehen im Zentrum der erfolgreichen Antragsskizze der Universität Würzburg für einen Exzellenzcluster gemeinsam mit der Universität Bayreuth. Dabei können die beiden Universitäten auf herausragenden Forschungskompetenzen in ihren jeweiligen Profilfeldern „Polymer- und Kolloidforschung“ beziehungsweise „Molekulare Chemie und Materialien“ und ebenso auf ihrer Zusammenarbeit im Bayerischen Polymerinstitut (BPI) aufbauen.
Mit der Entwicklung eines Periodensystems der supramolekularen Elemente soll das geplante Exzellenzcluster funktionelle Nanosysteme entwickeln, die auf einheitlichen Molekülen und Molekülverbänden beruhen. Der Aufbau dieser supramolekularen Nanosysteme wird natürlichen Systemen ähneln, wie sie in lebenden Organismen gebildet werden. Zusätzliche Funktionen und hierarchische Strukturen werden diese Systeme auch für technologische Anwendungen, beispielsweise in der Bioelektronik, hochattraktiv machen.
„Unser Ziel ist es, die molekulare und makromolekulare Selbstorganisation auf mehreren Längen- und Zeitskalen zu verstehen und sie für die Konstruktion komplexer Materialien zu nutzen. Dabei ist uns besonders daran gelegen, engagierte Nachwuchswissenschaftler in diese Forschungsarbeiten zu integrieren“, schildert Professor Frank Würthner, Cluster-Sprecher an der Universität Würzburg, eines der Ziele des Clusters.
„Der besondere Reiz unseres Clusters wird darin bestehen, die molekulare und supramolekulare Chemie in Würzburg mit der Polymerforschung in Bayreuth zu einem leistungsstarken Forschungsfeld zu verknüpfen“, erklärt Professor Hans-Werner Schmidt, Sprecher des Clusters an der Universität Bayreuth.
Kontakt: Prof. Dr. Frank Würthner, Lehrstuhl für Organische Chemie II, T: +49 931 31-85340, wuerthner@chemie.uni-wuerzburg.de
Cluster of Excellence „Aufklärung des Rezeptoms“
Das „Rezeptom“, also die Summe aller Rezeptormoleküle eines Organismus, bei denen eine Vielzahl therapeutischer Anwendungsmöglichkeiten greift, macht mehr als fünf Prozent der bekannten Proteine dieses Organismus aus. Die pharmakologische Nutzung von Rezeptoren ist eines der erfolgreichsten Konzepte der biomedizinischen Forschung des letzten Jahrhunderts. Daher überrascht es nicht, dass die Forschung auf diesem Gebiet zur Entdeckung und Entwicklung einer Vielzahl von Substanzen geführt hat, die an spezifische Rezeptoren binden. Trotz der zentralen Bedeutung für die Therapie ist das bisherige Wissen über die Zahl und die Vielfalt der Rezeptoren in verschiedenen Zelltypen und Zellstadien, über ihre Verteilung, ihre Interaktion sowie ihre molekulare Wirkungsweise dennoch sehr begrenzt.
Ziel des Clusters of Excellence „Aufklärung des Rezeptoms: Von der Biophysik zu klinischen Anwendungen“ ist es deshalb, das Rezeptom in seiner Vielfalt systematisch aufzuklären und für die Behandlung von Krankheiten nutzbar zu machen. Die beteiligten Wissenschaftler wollen das Rezeptom auf allen Ebenen über molekulare Mechanismen und Funktionen bis hin zu zellulären Interaktionen im gesunden und kranken Organismus untersuchen. Das neu gewonnene Wissen soll unmittelbar für die Entwicklung neuer molekularer Diagnoseverfahren und personalisierter Therapien genutzt werden.
Gemeinsame Antragsteller sind die Universitäten Würzburg und Jena; Sprecher sind Professor Markus Sauer (Würzburg) sowie Professor Klaus Benndorf und Professor Christian Hübner (Jena).
Kontakt: Prof. Dr. Markus Sauer, Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, T: +49 931 31-88687, m.sauer@uni-wuerzburg.de