Häufig bemerken Eltern Symptome, die auf eine Störung der Leberfunktion hindeuten können, zu spät. Kinder und Jugendliche mit Lebererkrankungen entwickeln beispielsweise eine Gelbsucht oder klagen über Juckreiz und allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Leistungsminderung. Säuglinge und Kleinkinder gedeihen nicht so, wie es normalerweise erwartet wird. In vielen Fällen wird die Diagnose zu spät gestellt und der Verlauf unterschätzt. Dies kann zu irreversiblen Schäden und zum lebensbedrohlichen Organversagen führen, so dass rund 120 Kinder pro Jahr in Deutschland eine Lebertransplantation benötigen.
Für die meisten dieser Kinder gibt es zeitnah kein geeignetes Spenderorgan. So starben deutschlandweit in den ersten sechs Monaten des Jahres 2010 vier leberkranke Kinder während der Wartezeit auf einen Lebertransplantation.
Durch die lange Wartezeit verschlechtern sich oft der Zustand der Kinder und auch die Prognose für ihr Leben nach der Transplantation. Immer häufiger muss daher auf alternative Verfahren der Transplantation, wie die Lebendspende eines Leberteils durch die Eltern oder die technisch schwierige Teilung eines erwachsenen Organs (Splitting Verfahren) eines hirntoten Spenders zurückgegriffen werden.
Mit den derzeitigen Therapieverfahren überleben – gemittelt für alle europäischen Zentren – 85 Prozent der betroffenen Kinder das erste Jahr nach ihrer Transplantation. Ungefähr 25 Prozent müssen wegen eines Versagens des Transplantates erneut transplantiert werden.
Prof. Alfred Königsrainer, Ärztlicher Direktor der Tübinger Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie macht betroffenen Eltern Mut: „Durch die Anwendung der chirurgischen Alternativverfahren und einer optimalen begleitenden Therapie vor und nach der Lebertransplantation können wir trotz der schwierigen und langen Wartezeit erstaunliche Erfolge erzielen.“ Der erfahrene Transplantationschirurg und sein leitender Oberarzt, Privatdozent Dr. med. Silvio Nadalin, haben im Verbund mit einem hochspezialisierten Team seit 2005 in Tübingen über 50 Lebertransplantationen bei Kindern durchgeführt. Alle Kinder, die am Tübinger Uniklinikum ein Lebertransplantat erhielten, haben diesen Eingriff langfristig überlebt. Dr. Ekkehard Sturm, Kinderarzt und Leberspezialist an der Universitäts-Kinderklinik ergänzt: „Diese Erfolge sind nur möglich durch eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Spezialisten.“ Dazu gehören am Uniklinikum Transplantationschirurgen und Kinderärzte, die auf Lebererkrankungen spezialisiert sind sowie weitere erfahrene Mitarbeiter der Kliniken, der Pflege und der Ernährungsberatung.
Die Tübinger Experten hoffen, dass die Zukunft der Lebertransplantation bei Kindern durch eine Verbesserung bei der Zuteilung von Spenderorganen geprägt sein wird. Ein weiteres Ziel ist, die Nebenwirkungen der Medikamente, die die Kinder nach der Transplantation nehmen müssen, zu beschränken um so die Lebensqualität weiter optimieren zu können.
Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Kinderklinik
Dr. Ekkehard Sturm
ekkehard.sturm@med.uni-tuebingen.de
Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Prof. Alfred Königsrainer, Ärztlicher Direktor
Alfred.Koenigsrainer@med.uni-tuebingen.de