Der mit 10.000 Euro dotierte European Health Award ging heuer an das Recreational Drugs European Network (ReDNet). Das multizentrische Projekt zielt auf die Identifizierung neuer psychoaktiver Substanzen (NPS) ab, die online erhältlich sind, und soll den Informationsfluss zu besonderen Risikogruppen wie jungen Menschen und mit ihnen arbeitenden Experten/-innen über innovative Kommunikationskanäle verbessern. Es setzte sich gegen fünf andere länderübergreifende Initiativen durch, die für den renommierten Preis des European Health Forum Gastein (EHFG) nominiert waren.
„Im Namen meiner ReDNet Kollegen/-innen in zehn verschiedenen EU-Ländern und unserer Kooperationspartner wie dem EMCDDA (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction) bedanke ich mich für diese Auszeichnung. Sie ist ein wichtiges Signal, dieses Thema weiterhin mit Nachdruck zu verfolgen“, sagte ReDNet-Leiterin Dr. Ornella Corazza, Mitarbeiterin der Universität Hertfordshire (Großbritannien). „Research Chemicals, Legal Highs oder Designerdrogen werden im Internet oft als ‚legale‘ oder ‚sichere‘ Alternativen zu illegalen Drogen beworben und sind nur einen Klick von den vorwiegend jungen Konsumenten/-innen entfernt, obwohl sie vielfältige, langfristige Auswirkungen auf deren Gesundheit haben können. Sie erscheinen blitzschnell und in immer neuen, hochkomplizierten Varianten auf dem Markt. 2013 wurde wöchentlich eine neue Substanz gemeldet. Mit dem European Health Award werden unsere Anstrengungen anerkannt, schnell und innovativ auf diese Herausforderung zu reagieren.“
Bei vielen NPS handelt es sich um Forschungschemikalien, oft sind es Abfallprodukte aus der Arzneimittelforschung. Allen Substanzen ist gemein, dass sie vor allem in asiatischen Labors und zumeist in großem Maßstab produziert werden. Über mögliche Wirkungen, Wechselwirkungen und Gesundheitsrisiken bei ihrem Konsum war bislang wenig bis gar nichts bekannt. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt ReDNet konnte jetzt den Wissensstand verbessern. Es generierte Ausgangsdaten über Verfügbarkeit und Missbrauch von mehr als 700 NPS und Produkten, die solche enthalten. „Zu diesem Zweck wurde ein tägliches Internet-Monitoring in acht verschiedenen Sprachen durchgeführt und evidenzbasierte Informationen mithilfe einer Vielzahl von Tools verbreitet, etwa über Mobilfunktechnologie, virtuelle Lernumgebungen, Video-Clips, soziale Netzwerke oder zahlreiche wissenschaftliche Publikationen“, erklärte Dr. Corazza. „ReDNet bietet gefährdeten Personen, Beschäftigten im Gesundheits- oder Sozialbereich, politischen Entscheidungsträgern/-innen oder Regulationsbehörden in über 30 Staaten Informationen und Unterstützung.“
Förderung grenzüberschreitender Initiativen
„Das Projekt hat auf eine beispiellose Weise das Risikobewusstsein verbessert, zu mehr Initiativen und politischen Entscheidungen im Sinne der Gesundheitsprävention geführt und zu ausgeweiteten Therapieangeboten beigetragen. Es zeigt einmal mehr die fundamentale Bedeutung von multidisziplinärer und multinationaler Zusammenarbeit, um sich schnell ausbreitende Phänomene wie NPS national wie global in den Griff zu bekommen“, so EHFG-Präsident Prof. Helmut Brand in seiner Würdigung. „Die Erfolge von ReDNet sind ein entsprechendes Beispiel dafür, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht nur nützlich, sondern in Fällen wie diesen einfach unerlässlich ist.“
Über den European Health Award
Mit dem European Health Award werden Projekte und Initiativen gewürdigt, die zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Europa beitragen. Maßgebliche Kriterien: Es müssen mehrere europäische Staaten beteiligt sein, die Ergebnisse müssen auf andere Länder übertragbar sein und für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung oder für größere Gruppen von Menschen einen unmittelbaren Nutzen haben. Unterstützt wird der Preis vom österreichischen Gesundheitsministerium sowie dem Forum der Forschenden Pharmazeutischen Industrie (FOPI).
„Aus Sicht des österreichischen Gesundheitsministeriums wird mit der Verleihung des European Health Award sowohl nach innen als auch nach außen ein Zeichen gesetzt, innovative grenzüberschreitende Projekte zu unterstützen und sie in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen“, sagte Dr. Clemens Martin Auer, Sektionsleiter im Bundesministerium für Gesundheit, Wien. „Das EHFG ist für die Vergabe eines derartigen Preises der ideale Rahmen, da die prämierten Projekte von der Vielfalt der vertretenen Institutionen und der Anwesenheit der für die Weiterentwicklung der europäischen Gesundheitspolitik maßgeblichen Personen zusätzlichen profitieren können.“
„FOPI freut es sehr, dass mit dem European Health Award europäische Gesundheitsprojekte unterstützt werden. Die Lebensbedingungen, Ansprüche und gesundheitlichen Belastungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert. Innovationen in Medizin und Pharmazie sind notwendig, um den veränderten Lebensbedingungen begegnen zu können. Der Kern dabei ist Forschung und Entwicklung über Ländergrenzen hinaus. Das Siegerprojekt zeigt diese multinationale Zusammenarbeit auf vorbildliche Weise“, erklärte Mag. Ingo Raimon, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI).
Der European Health Award wurde vom Ehrenpräsidenten und Gründer des EHFG, Prof. Dr. Günther Leiner, 2007 ins Leben gerufen. Die Förderung von grenzüberschreitenden Kooperationen in der Gesundheitspolitik sei eine wesentliche Motivation dafür gewesen, betonte Prof. Leiner. „Heute hat dies sogar noch an Bedeutung gewonnen. Die aktuellen Gesundheitsprobleme sind vielfältiger und komplexer denn je, verschärft durch den demographischen Wandel und Sparmaßnahmen als Folge der Wirtschaftskrise. Eine grenzüberschreitende Agenda in der Gesundheitspolitik, Zusammenarbeit zwischen mehreren Ländern und die Entwicklung von übertragbaren Initiativen waren nie so wichtig wie heute“, sagte Prof. Leiner.
Die nominierten Projekte
In das Finale für den European Health Award 2013 kamen insgesamt sechs grenzüberschreitende Projekte zu einer breiten Palette von Themen wie Luftverschmutzung, grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung, Verbesserung der Kommunikation der Patienten/-innen mit Gesundheitsdienstleistern/-innen, politischen Entscheidungsträgern/-innen, Forschern/-innen und Journalisten/-innen, Prävention nosokomialer Infektionen oder Unterstützung beim Verstehen von Arztbriefen.
„Resiliente und innovative Gesundheitssysteme in Europa“ ist das Motto des diesjährigen EHFG. Mehr als 550 Teilnehmer/-innen aus rund 45 Ländern nutzen Europas wichtigste gesundheitspolitische Konferenz in Bad Hofgastein zum Meinungsaustausch über zentrale Fragen europäischer Gesundheitssysteme.
www.novelpsychoactivesubstances.eu/rednet
Fotos von der Preisverleihung zum Download: http://www.ehfg.org/1012.html
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