Im Ernstfall können Erste-Hilfe-Maßnahmen Leben retten – doch der obligatorische Kurs zur Führerscheinprüfung liegt bei vielen Menschen etliche Jahre zurück. Wer sich unsicher fühlt, kann seine Kenntnisse mithilfe des folgenden Ratgebers auffrischen: Denn Erste Hilfe zu leisten, ist nicht schwer, wenn Ersthelfer simple Regeln beachten.
Die richtige Lage
Personen, die bei einem Unfall verletzt werden oder plötzlich das Bewusstsein verlieren, sind auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen. Wie der Körper des Verletzten optimalerweise in Position gebracht wird, hängt dabei von seiner Atmung ab. Daher sollten Umstehende diese sofort kontrollieren:
Die Atmung überprüfen
Indem man den Kopf des Bewusstlosen nach hinten neigt und das Kinn anhebt, schafft man freie Atemwege. Anschließend kontrolliert der Ersthelfer die Atmung über 3 Sinne: Sehen, Hören und Fühlen. Er beobachtet, ob sich der Brustkorb des Verletzten hebt und senkt. Er legt sein Ohr an Nase und Mund des Versetzten und überprüft, ob Atemgeräusche zu vernehmen sind. Zusätzlich achtet er darauf, ob er den Atem-Luftstrom an seiner Wange spüren kann.
Wichtig: Die Atmung eines Bewusstlosen sollte maximal 10 Sekunden lang kontrolliert werden, bevor weitere Maßnahmen nötig werden.
Variante A: Der bewusstlose Mensch atmet selbstständig – die stabile Seitenlage
Wenn offensichtlich wird, dass der Hilfebedürftige eigenständig atmet, muss die Position seines Körpers gewährleisten, dass die Luftwege frei bleiben und nicht durch Blut oder Erbrochenes blockiert werden können. Zu diesem Zweck sollten Ersthelfer den Verletzten in die stabile Seitenlage bringen.
- Auf einer Seite neben die auf dem Rücken liegende verletzte Person hinknien. Deren Beine sollten lang ausgestreckt sein.
- Den Arm, der dem Helfer am nächsten ist, im 90-Grad-Winkel abgewinkelt neben den Kopf des Verletzten legen. Die Handfläche zeigt dabei nach oben.
- Nun die Hand des entfernten Armes greifen, ihn über die Brust des Verletzten ziehen und seine Hand an seine nahe gelegene Wange führen. Der Handrücken sollte Kontakt mit der Wange haben.
- Während die Hand weiterhin festgehalten wird, das entfernte Bein des Verletzten in der Kniekehle ergreifen und den Körper zu sich herüber auf die Seite rollen. Das Bein bildet dabei zur Hüfte hin einen rechten Winkel.
- Abschließend den Kopf der bewusstlosen Person nach hinten überstrecken, sodass die Atemwege frei bleiben. Die an der Wange liegende Hand wird so in Position gebracht, dass der Mund des Verletzten den tiefsten Punkt des Körpers bildet. Dies garantiert, dass Blut und Erbrochenes abfließen können und der Bewusstlose nicht daran ersticken kann.
- In der stabilen Seitenlage kann der Verletzte bleiben, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Wichtig: Auch ohnmächtige Menschen, bei denen Wirbelsäulenverletzungen vermutet werden, bringt man in die stabile Seitenlage, weil die Gefahr eines Erstickungstodes schwerer wiegt als die möglichen Wirbelsäulenschäden. Schwangere Frauen sollten auf ihrer linken Körperseite lagern, um ihren Kreislauf und den des Fötus bestmöglich zu unterstützen.
Variante B: Der Bewusstlose atmet nicht – Rückenlage und Herzmassage
Ist 10 Sekunden keine Atmung wahrnehmbar, sollten Ersthelfer mit der Herzdruckmassage beginnen. Dazu muss die ohnmächtige Person zunächst in Rückenlage auf einen harten Untergrund gebracht werden. Am besten eignet sich der Fußboden.
Herzmassage – der Kern
Auch wenn viele Menschen Angst haben, dabei etwas falsch zu machen – eine Herzdruckmassage kann und sollte jeder durchführen, wenn es nötig ist. Bereits wenige Minuten ohne Sauerstoff lassen beim Bewusstlosen Gehirnzellen absterben. Eine Chance zu überleben gibt es bei einem Atemstillstand nur, wenn die Ersthelfer beherzt und zügig zugreifen.
- Zuerst 112 rufen:Befinden sich mehrere Ersthelfer am Ort, kann einer den Notruf tätigen während ein Zweiter bereits Erste Hilfe leistet. Wer allein mit einem bewusstlosen Menschen ist, sollte stets zuerst den Notruf absetzen und dann den Hilfebedürftigen versorgen.
- Atmung überprüfen: Der Atemstillstand aber auch eine unregelmäßige Atmung mit Schnappatmung und Röcheln sind Indikationen für die Herzmassage. Der Kopf des Betroffenen wird vorab nach hinten überstreckt, wobei der Ersthelfer kontrolliert, ob sich Speisereste oder Fremdkörper im Rachenraum befinden, die die Atmung blockieren. Diese sollten rasch entfernt werden.
- Herzdruckmassage einleiten:Neben den Bewusstlosen hinknien und beide Handballen auf seinem Brustkorb positionieren: eine Hand auf der anderen in der Mitte zwischen den Brustwarzen auf dem Brustbein des Betroffenen. Jacken oder Sweatshirts sollten vorab geöffnet werden.
Die Ellbogen durchstrecken und mithilfe seines eigenen Gewichts den Brustkorb mindestens 5 Zentimeter tief eindrücken. Dann den Druck aufheben, damit das Brustbein wieder in seine Ursprungslage zurückkehrt. Die Druckmassage zügig durchführen, mit etwa 100 Kompressionen pro Minute. Als Faustregel: 100bpm entsprechen etwa dem Rhythmus des BeeGees-Klassikers „Staying alive“.
Die ç fordert reichlich Körperkräfte, daher sollten sich Ersthelfer möglichst alle 2 bis 3 Minuten damit abwechseln.
- Atemspende geben:Wer vertraut mit der Technik ist, kann dem Bewusstlosen nach 30 Kompressionen des Brustkorbes 2 Atemspenden über den Mund geben, wobei die Nase verschlossen wird. Ist der Mund des Betroffenen verletzt oder fest verschlossen, können die Atemspenden auch durch die Nase erfolgen. Atemspenden dürfen nicht zu druckvoll gegeben werden, müssen aber den Brustkorb des Bewusstlosen sichtbar heben. Wer sich nicht zur Beatmung in der Lage fühlt, kann einfach die Herzdruckmassage durchführen – auch auf diese Weise sichert man ebenso effektiv die Überlebenschancen.
Weitere Tipps
Bei Menschen, die sich plötzlich schlecht fühlen, aber noch ansprechbar sind, helfen „Eselsbrücken“, um einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt festzustellen:
FAST (englisch: schnell) bietet Anhaltspunkte zur Erkennung eines Schlaganfalls:
Face – weist das Gesicht des Betroffenen eine einseitige Lähmung auf?
Arms – ist die Person in der Lage, beide Arme zu heben?
Speech – klingt die Sprache der Person undeutlich oder verworren?
Time – treffen die vorherigen Symptome zu, sollte so schnell wie möglich ein Notarzt gerufen werden.
PULSE (englisch: Herzschlag) lautet die Eselsbrücke bei Herzinfarkt-Verdacht:
Pain – hat der Betroffene starke Schmerzen in der Brust, die in Rücken, Bauch oder Arme ausstrahlen?
Unruhiger Magen – kommt es zu Übelkeit und Erbrechen?
Lightheadedness – fühlt sich der Betroffene benommen?
Schwierigkeiten beim Atmen weisen auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hin.
Exzessives Schwitzen auf kalter fahler Haut ist ein weiteres Symptom eines Herzinfarkts.
Fazit
Untersuchungen zeigen, dass 70 Prozent der Zeugen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes aus Unsicherheit keine Ersthilfe leisten. Dabei könnte die Überlebenschance der Opfer wesentlich verbessert werden, wenn Umstehende ihre Ängste ablegen und unmittelbar eine Herzdruckmassage starten.