Beim Schlafen ist der Körper im Erholungs- und Regenerationsmodus. Schlechter Schlaf schwächt das Immunsystem, fördert Übergewicht und die Entstehung von Krankheiten, wie Verdauungsstörungen, Adipositas und Typ 2-Diabetes, aber auch psychischen Erkrankungen, und mindert sogar die Wirkung von Impfungen. Die Schlafmedizin hat als einziges medizinisches Fach circadiane Rhythmik in ihre Krankheitskonzepte integriert. Das noch junge Gebiet der Chronomedizin orientiert sich an den im Körper ablaufenden Prozessen des circadianen (lat.: circa = gegen, ungefähr; dies = Tag) Systems mit Hilfe zeitlich optimierter Diagnostik und Therapie. Insbesondere die Chronotherapie, also die tageszeitlich optimierte Gabe von Medikamenten, wird schon erfolgreich in der Therapie vieler Volkskrankheiten angewendet. Weitere chronomedizinische Ansätze, wie Intervallfasten, Lichttherapie oder die noch in der Erforschung befindlichen sogenannten Chronobiologicals, haben einen Einfluss auf die innere Uhr. In wie weit chronobiologische Ansätze den negativen Einflüssen des modernen 24/7-Lebensstils entgegenwirken ist Gegenstand verschiedener schlafmedizinischer Forschungsarbeiten.
Jeder Mensch sollte im Sinne eines gesunden Lebenstils versuchen, ausreichend und erholsam zu schlafen. Der Schlaf ist mindestens genauso wichtig für die Gesundheit wie gute Ernährung und Sport. Aber das ist in einer Gesellschaft wie der unseren leichter gesagt, als getan. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) befürwortet deshalb Maßnahmen, die gesellschaftliche Änderungen bedingen, wie Modelle für einen späteren Schulbeginn, bessere Lichtverhältnisse in Innenräumen oder die Einbeziehung des Chronotyps in Arbeitszeitmodelle, insbesondere bei Schichtarbeit. Die DGSM vertritt als Fachgesellschaft, die schlafmedizinische Forschung und Versorgung in Deutschland wissenschaftlich und medizinisch. „Der Vorstand der DGSM sieht mit großer Sorge, die derzeitige politische Entwicklung in Form von stetiger Erschwernis der Vergütung durch die Kostenträger in der schlafmedizinischen Diagnostik und Therapie. Damit befürchtet die DGSM eine zunehmende Unterversorgung bezüglich der Aspekte gesunden Schlafs und qualifizierter schlafmedizinischer Diagnostik und Therapie“, erklärt Prof. Dr. med. Peter Young, Vorsitzender der DGSM. Die schlafmedizinische Versorgung ist keine „Wellness-Medizin“ – sie stellt eine anerkanntermaßen medizinische Leistung dar, die neben der Prophylaxe von chronischen Erkrankungen auch der direkten Verbesserung der Gesundheitssituation in der Gesellschaft dient.
Die Fachgesellschaft ist im steten Kontakt mit politischen Institutionen um die schlafmedizinischen Aspekte in der gesamten Gesundheitspolitik zu fördern und setzt sich für den Fortbestand der Zusatzbezeichnung für Schlafmedizin ein, die als Grundvoraussetzung für eine moderne und zukunftsorientierte Medizin gilt. Die DGSM hat durch verschiedene Maßnahmen eine Möglichkeit geschaffen auch für den nicht-schlafmedizinischen Spezialisten sich im Sinne einer schlafmedizinischen Grundversorgung zu bilden. Hierzu bietet sie verschiedene Fortbildungsmodule an. Die DGSM sieht die wissenschaftliche Weiterentwicklung des Faches, die Nachwuchsförderung und die Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen als wichtige Aufgaben an. Im besonderen Maße letzteres trägt entscheidend dazu bei, mit den zu versorgenden Menschen in Deutschland eine entsprechende patientenorientierte, qualitativ hochwertige Medizin zu fördern. Nicht zuletzt ist die DGSM als größte europäische Fachgesellschaft für Schlafmedizin bestrebt auch auf europäischer Ebene zu wirken.
Weitere Informationen:
- http://www.dgsm.de