Eine verminderte Zahl an Blutplättchen kann zu Blutungen führen. Blutplättchen sind aber auch an der Entstehung von Herzinfarkt und Schlaganfall beteiligt. „Die umfassende Analyse ist in einer beispiellosen internationalen Zusammenarbeit entstanden. Erneut wurden dabei die Daten der Gesundheitsstudie SHIP (Study of Health in Pomerania) genutzt, um die Bedeutung von Genveränderungen für die Bildung und Funktion von Blutplättchen zu verstehen“, sagte der Greifswalder Transfusionsmediziner und Gerinnungsexperte Prof. Andreas Greinacher.
124 Forscher aus 13 Ländern Europas und Asiens haben über drei Jahre zusammen gearbeitet und durch die Untersuchung der Gene von 68.000 Probanden und Patienten entscheidende Informationen über das Zusammenspiel der Eiweißbausteine in Thrombozyten erhalten. Aus der Greifswalder Universität waren die Wissenschaftler Prof. Matthias Nauck, Prof. Uwe Völker, Dr. Alexander Teumer und Dr. Sebastian Baumeister sowie Prof. Andreas Greinacher beteiligt.
„Wir wollten herausfinden, welche Gene die Größe und die Anzahl der Thrombozyten im Blut bestimmen und wollten verstehen, wie diese Gene zusammenspielen, damit der Körper täglich die Milliarden von Blutplättchen bildet. Das erlaubt uns, neue Ziele für Medikamente gegen Herzinfarkt und Schlaganfall zu definieren“, erläuterte Greinacher. Die Greifswalder haben als Partner der international besten Forschergruppen fast zehn Prozent aller genetischen Untersuchungen der aktuellen Untersuchung durchgeführt. „Wir konnten die bei Menschen identifizierten Gene, die für die Thrombozytenbildung verantwortlich sind, auch im Zebrafisch und in der Fruchtfliege finden. Das zeigt, dass diese Gene bereits früh in der Evolution aufgetreten sind und sich seitdem in allen neuen Lebewesen gehalten haben. Damit haben diese Gene eine bedeutende biologische Funktion.“ Eines der neu identifizierten Gene ist beispielsweise für die Aufnahme von Eisen verantwortlich. Eisenmangel stellt ein weltweit sehr verbreitetes Gesundheitsproblem dar. „Diese Studie hat die Wissenschaft einen großen Schritt vorangebracht.“ Die Greifswalder Wissenschaftler möchten auch ihren Dank an die Teilnehmer der SHIP-Studie in Greifswald und Vorpommern ausdrücken, die diese Ergebnisse erst möglich gemacht haben.
*Weitere Informationen
“New gene functions in megakaryopoiesis and platelet formation”
Nature 480, Pages 201–208, Date published: 8 December 2011, doi: 10.1038/nature10659
Universitätsmedizin Greifswald
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