Ergebnisse der Hirnforschung verändern unser Menschenbild

Berlin – Die Hirnforschung hat in den letzten Jahren faszinierende Fortschritte gemacht. Sie gilt zugleich als die spannendste und ertragreichste Forschungsrichtung der kommenden Jahrzehnte. Doch was passiert, wenn der Mensch eines Tages sein Gehirn wissenschaftlich beschreiben, ja sogar gezielt beeinflussen kann? Wie wird er sich dann selbst begegnen, seinen Entscheidungen, seinen Gefühlen und seinen Leistungen? Das Bild von sich selbst und von den anderen Menschen kann dann nicht mehr das gleiche sein wie heute.
Diesen Fragen gehen bekannte Naturwissenschaftler, Mediziner und Geisteswissenschaftler am Freitag in Berlin nach beim Tageskongress "Fühlen – Denken – Handeln: Dominiert die Neurowissenschaft unser Menschenbild?" Zum 300-jährigen Jubiläum der Charité, des großen Berliner Universitätsklinikums, erörtern Forscher vielfältiger Disziplinen auf Einladung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) am Freitag die Konsequenzen, die sich aus der Hirnforschung ergeben. Ziel dieser Tagung ist es, frühzeitig Fragen zu stellen sowie Diskussionen und Nachdenken anzustoßen über die Fortschritte der jüngsten Vergangenheit sowie über die umwälzenden Erkenntnisse, die absehbar in den nächsten Jahren auf Wissenschaft und Gesellschaft zukommen.
Eine der ausgeprägtesten Leistungen des Gehirns ist zum Beispiel die Sprache. Heute weiß Wissenschaft viel darüber, wie der Mensch am Lebensanfang Sprache erwirbt, wie er sie abspeichert, und wie das Gehirn sie abruft. Darüber spricht der Tübinger Mediziner und Präsident der GDNÄ, Prof. Hans-Peter Zenner. Doch wie werden Fremdsprachen erlernt, wie weit sind Denken oder Logik mit der Sprache verbunden? Der Musikmediziner Prof. Eckart Altenmüller aus Hannover sieht universelle Gemeinsamkeiten der Menschen aller Kulturkreise in der Musik. Er spricht über diese ästhetischen Phänomene, aber auch ungeheure Variabilitäten, die eventuell auf weitere Gemeinsamkeiten im Gehirn schließen lassen.
Das Gehirn zu begreifen, kann Patienten helfen aber auch Mißbrauch ermöglichen. Dieses Spannungsfeld ist einer der Punkte, die der Neurologe Prof. Gabriel Curio vom "Berliner Brain Computer Interface" der Charite ansprechen wird. Der Jurist Dr. Tade Spranger von der Universität Bonn spricht über die erheblichen Auswirkungen, die sich aus den Erkenntnissen der Hirnforschung für das geltende Rechtssystem ergeben. "Gibt es einen freien Willen des Menschen?" lautet beispielsweise eine aktuelle Frage in der Hirnforschung. Können aber Menschen wegen Straftaten verurteilt werden, wenn sie gar nicht frei sind zu entscheiden? Der Philosoph Peter Janich aus Marburg schließlich erwartet, dass die Neurowissenschaft die Fähigkeiten des Menschen verändern wird – heilend oder leistungssteigernd – und dass sie daher auch ein neues Selbstbild des Menschen prägen wird.
Der Tageskongress zu Hirnforschung und Menschenbild wird gemeinsam von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der GDNÄ und der Einstein Stiftung Berlin veranstaltet.

Achtung Redaktionen
– zu der Tagung findet am 8. Oktober um 13.00 Uhr im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin-Mitte, luisenstraße 58/59, eine Pressekonferenz statt.
– weitere Informationen zu Inhalten und Ablauf des Tageskongresses sowie Kurzfassungen der Vorträge entnehmen Sie bitte dem Programm. Sie finden es im Internet unter <http://www.gdnae.de/media/pdf/Programm_Berlin_2010.pdf>
– Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Pressereferenten der GDNÄ, Reiner Korbmann, Science&Media, Telefon 089-20 80 57-00, Fax 089-642 65 99, E-Mail <reiner.korbmann@scienceundmedia.de>
oder an
– Stefanie Winde, Geschäftsbereichsleiterin Unternehmenskommunikation, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Telefon 030-30 450 570 400,
Mail: <stefanie.winde@charite.de>
(idw, 10/2010)

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