13. September 2016 – Düsseldorf. „Die insgesamt positiven Ergebnisse der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V), die eine allgemeine Verbesserung der Mundgesundheit hierzulande ausweisen, geben der Wissenschaftlichen Zahnmedizin in Deutschland Auftrieb und Bestätigung“, zeigt sich die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke (Universität Hamburg), stolz und erfreut. „Die Rückgänge vor allem bei den parodontalen und kariösen Erkrankungen sind eine Bestätigung für gute wissenschaftliche Arbeit in den einzelnen Fachbereichen und tragen mit ihrer Umsetzung durch die Praxen ihren Teil zu den auch international bemerkenswerten Ergebnissen bei.“ Ausdrücklich dankt die DGZMK-Präsidentin den Autoren aus den beteiligten Fachgesellschaften der wissenschaftlichen zahnmedizinischen Dachorganisation, die im Zusammenspiel mit dem Institut Deutscher Zahnärzte (IDZ, Köln), an der Durchführung und Auswertung der DMS V beteiligt waren.
Deutschlandweit wurden mehr als 4.600 Menschen an 90 Standorten für diese Studie zahnmedizinisch untersucht und sozialwissenschaftlich befragt. Dabei werteten die Wissenschaftler neben klinischen Daten auch umfangreiche soziodemografische und verhaltensbezogene Einflüsse aus.
„Die guten Ergebnisse haben aus Sicht der Wissenschaft auch politisches Gewicht, beispielsweise in Bezug auf die Umsetzung der für die Mundgesundheit relevanten Voraussetzungen. Nicht nur im Bereich der Versorgungsforschung oder bei soziologischen Effekten, sondern auch im Hinblick auf den mit der Mundgesundheit erwiesenermaßen korrelierenden Gesundheitsstand des Gesamtorganismus“, fordert Prof. Kahl-Nieke eine Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland im Hinblick auf die personelle und monetäre Ausstattung der zahnmedizinischen Forschungsstellen und Universitäten. „Nur wenn Wissenschaft und Forschung neben der Lehre an den Hochschulen entsprechend ihrer Bedeutung hoch gehalten werden, können wir weiterhin innovatives Knowhow in die Praxen transferieren“, stellt sie klar. Als ein akutes Beispiel nennt sie die neue Approbationsordnung, die als Basis für die Ausbildung der Zahnmediziner/innen entscheidende Bedeutung habe und nach einem jahrzehntelangen politischen Abstimmungsmarathon eigentlich längst in Kraft gesetzt sein könnte, um ihre Vorgängerin aus dem Jahr 1955 endlich zeitgemäß zu ersetzen.
Die wissenschaftlich fundierte Präventionsorientierung der modernen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Deutschland sei ein Erfolgsmodell, führte die DGZMK-Präsidentin weiter aus. Das zeige sich u.a. daran, dass heute 81 Prozent der 12jährigen Kinder kariesfrei seien und die schweren Parodontalerkrankungen sich bei den jüngeren Erwachsenen innerhalb von einem Jahrzehnt nahezu halbiert hätten. Allerdings sei durch die demographische Entwicklung mit einem insgesamt steigenden Behandlungsbedarf bei der Parodontitis zu rechnen. „Dies gilt besonders unter Berücksichtigung der von unseren Parodontologen im Zusammenspiel mit der Medizin nachgewiesenen gegenseitigen Wechselwirkung organischer Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder arterielle Defekte“, betonte die DGZMK-Präsidentin. Auch bei den Senioren habe sich die Zahl der von Zahnlosigkeit Betroffenen innerhalb der vergangenen beiden Jahrzehnte halbiert. Bei Menschen mit Pflegebedarf nehme die Betreuungsnotwendigkeit zu, so Prof. Kahl-Nieke.
Eine der wesentlichen Aufgaben der DGZMK sei es, Forschung und Wissenschaft zu fördern und die daraus resultierenden Ergebnisse in die Praxen zu transferieren. „Daran werden wir auch in Zukunft weiter arbeiten und so hoffentlich in der kommenden Dekade zu einer weiteren Verbesserung der Mundgesundheit in Deutschland beitragen.“ Zu diesem Ziel soll auch ein aktuell ausgeschriebenes Forschungsprojekt beitragen, das sich mit der Mundgesundheit von Flüchtlingen befassen wird. Nähere Einzelheiten dazu werde sie in Kürze der Öffentlichkeit vorstellen, kündigte Prof. Kahl-Nieke an.