So mancher kennt das Problem: Beim Frisieren am Morgen fallen unzählige Haare zu Boden oder sammeln sich in der Bürste. Ein gewisses Maß an Haarausfall ist normal, da Haare einem natürlichen Zyklus unterliegen und sich permanent selbst erneuern. Anlass zu Sorge besteht also keiner, wenn einige davon verloren gehen. Von Alopezie – also krankhaftem Haarausfall – spricht man erst, wenn man regelmäßig mehr als 100 Haare pro Tag verliert.
Wie man erblich bedingten Haarausfall erkennt
Wie der Name schon sagt liegt erblich bedingter Haarausfall in der Familie. Haben sich bei Vater und Großvater schon frühzeitig kahle Stellen gebildet, wird das vermutlich beim Nachwuchs auch der Fall sein. Wenn man an Haarausfall leidet, erfolgt der erste Schritt zum Hausharzt. Dieser sollte im Rahmen einer Blutuntersuchung Faktoren ausschließen, die Schuld an dem Problem sein können. Oft kann es nämlich bei Eisenmangel oder einer Störung der Schilddrüse dazu kommen. Je nachdem, was der Befund ergibt, suchen Betroffene in weiterer Folge einen Facharzt auf. Das kann ein Dermatologie sein, der sich auf Hauterkrankungen spezialisiert hat oder ein Endokrinologe, der bei Hormonproblemen hilft. Die Profis erkennen oft schon anhand des Haarbildes, um welche Art des Haarausfalls es sich handelt. Bei erblich bedingtem Haarausfall beginnt die Ausdünnung in der Regel an der Stirn und zeigt sich mit den bekannten Geheimratsecken. In weiterer Folge ist eine kahle Stelle am Hinterkopf zu bemerken, die Experten als Tonsur bezeichnen. Gemeinsam mit einer ausführlichen Anamnese, also einem Gespräch über Vorerkrankungen in der Familie, können Experten klare Hinweise darauf finden, dass erblich bedingter Haarausfall vorliegt. Im Zuge der Untersuchung berät der Arzt Betroffene über Behandlungsmethoden sowie Haartransplantation Alternativen.
Erblich bedingter Haarausfall: die Hintergründe
Jedes Haar durchläuft in seinem Leben drei Phasen:
- In der Anagenphase wächst das Haar. Charakteristisch für diese Zeit ist das rasche Zellwachstum. Rund alle 28 Tage ist das Haar um einen Zentimeter länger.
- Als Katagenphase wird eine Übergangszeit bezeichnet, in der sich rund 3 Prozent des Haarkleids befindet. Relativ kurz dauert sie: nur zwei bis drei Wochen.
- In der Telogenphase befinden sich 10 bis 15 Prozent aller Haare, sie dauert rund 100 Tage an und endet mit dem Abstoßen des Haares, damit der Zyklus wieder von vorne beginnen kann
Erblich bedingter Haarausfall wird auch als androgenetische Alopezie bezeichnet. An dem Namen erkennt man schon, dass die Wurzel des Übels in der Überempfindlichkeit gegenüber dem männlichen Sexualhormon Androgen zu finden ist. Bei den betroffenen Personen ist die Anagenphase gestört. Die Haarfollikel produzieren immer kürzere Haare, die sich in ihrer Konsistenz vom übrigen Haarkleid unterscheiden. Das Haar wird immer dünner und schließlich fallen auch die Resthaare aus ohne dass neue nachgebildet werden. Besonders häufig sind Männer von erblich bedingtem Haarausfall betroffen. Dabei gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Ausmaß des Problems. Mit 80 Jahren haben schon 80 Prozent aller Männer damit zu kämpfen. Doch auch Frauen sind davon betroffen. Manche können damit gut umgehen und akzeptieren Haarausfall als natürlichen Lauf des Lebens. Andere wiederum kämpfen dagegen an, dafür stehen verschiedene Methoden zur Auswahl.
Haartransplantation bei erblich bedingtem Haarausfall
Die Haartransplantation Methoden haben sich in den letzten Jahren massiv gewandelt und sind auch bei erblich bedingtem Haarausfall eine gute Option um das Haarkleid wieder sprießen zu lassen. Als die Methode noch in den Kinderschuhen steckte, entnahm man ganze Haarstreifen, um sie auf kahle Stellen zu transplantieren. Heute ist man in vielen Instituten und Haarwuchskliniken auf die FUE (Follicular Unit Extraction) Methode umgestiegen. Dabei werden Haarwurzelgruppen entnommen und an neuer Stelle eingesetzt. Bei den meisten von erblich bedingtem Haarausfall Betroffenen bleibt am Nacken ein Haarkranz mit gesunden Follikel stehen. Genau dieser Bereich eignet sich perfekt für eine Haartransplantation. Vor dem Eingriff erfolgt eine genaue Analyse der Situation und der bestehenden Haare. Sind sie für eine Transplantation geeignet, werden die Follikel mit einer hauchdünnen Hohlnadel entnommen und an der Glatze eingesetzt. Bei gutem Verlauf setzen sich die Haarwurzel rasch fest und beginnen nach einer bestimmten Eingewöhnungszeit mit der Produktion von gesundem Haar. Bis das endgültige Ergebnis erkennbar ist, vergeht allerdings bis zu ein Jahr.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei erblich bedingtem Haarausfall
Gute Erfolge in der Bekämpfung von erblich bedingtem Haarausfall erzielen Betroffene mit dem Wirkstoff Finasterid. Dabei handelt es sich um Tabletten, die das männliche Sexualhormon Testosteron an der Umwandlung in die aktive Form Dihydrotestosteron (DHT) hindert. Ähnlich wie Finasterid wirken Haarwasser mit Alfatradiol, die äußerlich aufgetragen werden. Doch auch natürliche Produkte können gegen Haarausfall helfen. Bewährt hat sich zum Beispiel ein spezielles Koffeinshampoo. Auch Hirse- und Brennesselextrakte werden von Betroffenen gerne eingesetzt. Zusätzlich kann man mit der Ernährung den Haarwuchs unterstützten. Besonders wichtig ist Eisen, das in großen Mengen in Leber und roten Fleischsorten enthalten ist. Pflanzliche Eisenquellen sind Weizenkleie, Kürbiskerne und Leinsamen. Auch Zink, das in Käse, Eiern und Milchprodukten vermehrt vorkommt, hilft dem Haar, sich zu regenerieren. Eine ausgewogene Lebensweise kann zwar erblich bedingten Haarausfall nicht verhindern, jedoch das verbleibende Haarkleid gesund erhalten.