Engmaschiges Forschungsnetz zu psychischen Erkrankungen hilft auch Menschen mit bipolaren Störungen

Dabei setzen die Wissenschaftler aus Dresden auf eine alltagstaugliche Kommunikation. Mit einem Smartphone und einer passenden benutzerfreundlichen App soll der Arzt-Patienten-Kontakt möglichst nicht mehr abreißen: „In ihrer manischen Phase sehen wir die Patienten heute erst, wenn alle Dämme gebrochen sind“, sagt Prof. Bauer zum Hintergrund eines Forschungsprojektes. In dieser Situation ist die Therapie schwierig, denn die Patienten werden dann meist unfreiwillig eingewiesen.

„Der Maniker ist praktisch permanent unterwegs. Im Extremfall schläft er nicht. Er fährt mit Tempo 200 über die Autobahn und verursacht schwere Unfälle, er ist hyperaktiv, glaubt, auf Dächern spazieren zu können, nimmt wahllos Kontakte auf und unterschätzt beispielsweise die Gefahr einer HIV Infektion.“ Aber genau diese Besonderheit kann genutzt werden. In einem großangelegten nationalen Forschungsprojekt sollen Menschen mit bipolaren Störungen ein Smartphone bekommen, ausgestattet mit einer App, die defacto das Bewegungsmuster und die Aktivitäten erfasst. „Das Smartphone wird für die Studienzeit von uns bezahlt und darüber kann man – praktisch in Realtime – sehen, wie sich die Patienten bewegen, wie oft und wie lange sie telefonieren, wie viele SMS sie schreiben. Der Maniker verschickt durchaus 500 SMS am Tag.“ Prof. Bauer, der Sprecher des Netzwerkes, möchte mit dieser technischen Brücke den Kontakt zu seinen Patienten aufrechterhalten: „So ist eine schnellere Intervention möglich, nur so haben wir überhaupt die Chance, diese ganze schwere Episode, die dann Wochen und Monate geht, möglichst früh abzufedern.“

Ein ähnliches Instrumentarium hätten die Ärzte dann auch bei einer Depression in der Hand, hier ist die App-Smartphone-Verbindung eine gute Suizidprophylaxe. „Es wäre ein riesiger Gewinn, wenn wir schneller wissen, was los ist.“ – und das nicht nur bei Patienten im Raum Dresden, sondern auch in Pirna, Kamenz, Bautzen, Zittau. Die Idee, die der Arzt verfolgt, wäre hilfreich für die gesamte Region.

Das „Forschungsnetz zu psychischen Erkrankungen“ hat deutschlandweit Knotenpunkte an 25 Universitäten und wird mit insgesamt 34 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. 2 Millionen Euro stehen für das Großprojekt am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus zur Verfügung. Besonders im Fokus stehen hier Patienten mit bipolaren Störungen, Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und Autismus.

Kontakt
Konrad Kästner M. A.
Pressesprecher / Stabsstellenleiter Öffentlichkeitsarbeit & Marketing

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
der Technischen Universität Dresden
Dekanat
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit & Marketing
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Tel.: +49 (351) 458-5486
Fax: +49 (351) 458-885486
E-Mail: konrad.kaestner@tu-dresden.de

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