Düsseldorf ist nicht nur die Stadt der Kunst, sondern auch der Mode. Das ist ja hinreichend bekannt. Diesen Ruf hat sie vor allem ihrer mondänen Flaniermeile, der Königsallee zu verdanken. Hier präsentieren sich seit den 50er-Jahren exquisite Modelabels wie „Jil Sander“, „Gucci“ oder „Armani“ in schön gestalteten Verkaufsräumen.
Seit einiger Zeit hat die Königsallee einen schmucken Ableger gebildet. Überquert man eine der historischen Brücken, die über den Kö-Graben führt, kommt man ins neue Modequartier zwischen Benrather Straße und Heinrich-Heine-Allee. Hier haben sich angesagte Stores wie „Jades“ oder „Loud“ in unmittelbarer Nähe zum gemütlichen Carlsplatz, dem Düsseldorfer Viktualienmarkt, niedergelassen. Ein Gläschen Sekt bei „Apropos“ schlürfen und anschließend eine rheinische Erbsensuppe an einem der Marktstände essen, das ist für die Düsseldorfer kein Widerspruch.
Der Hafen: Wo Avantgarde-Architektur vor Anker liegt
Der Düsseldorfer Hafen ist seit den 80er-Jahren das interessanteste Architektur-Viertel Düsseldorfs. Hier bauten internationale Künstler wie Steven Holl, David Chipperfield, Joe Coenen und Claude Vasconi Hochhäuser für Medien- und Lifestyle-Unternehmen. Unumstrittenes Prunkstück des Areals ist der windschiefe Gebäudekomplex, den der amerikanische Architekt Frank O. Gehry an den Rhein gebaut hat. Kaum waren kurz vor der Jahrtausendwende die ersten Mieter eingezogen, hatten sich die drei beschwingten Gebäude schon als Wahrzeichen für das junge Düsseldorf vorgedrängelt. Der Schlossturm, die Königsallee und der Hofgarten hatten dagegen als Postkartenmotive ausgedient.
Die Parks: Wo die Seele spazieren geht
Das bedeutet nicht, dass die alten Schätze Düsseldorfs seitdem nicht mehr gefragt sind. Ganz im Gegenteil: es sind vor allem die historischen Parkanlagen, die in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert wurden. Denn in Zeiten hektischer Kommunikation ist es für die Bewohner wie für die Besucher einer jeden Stadt ein Geschenk, wenn ein grünes Herz hat. Das haben auch die Düsseldorfer Politiker verstanden und den Hofgarten sorgsam restaurieren lassen. Entstanden als Arbeitsbeschaffungsprogramm für erwerbslose Düsseldorfer im Jahr 1769, gehört der Hofgarten heute zu den schönsten historischen Parks Europas. Der berühmte Gartenkünstler Nicolas de Pigage hat ihn im französisch-klassischen Stil angelegt, so wie es die höfischen Gesellschaft im Barock chic fand. Teile des Pigage-Gartens fielen Ende des 18. Jahrhunderts leider militärischen Planungen zum Opfer, was Napoleon allerdings (im Nachhinein) so missfiel, so dass er 1811 prompt ein „Verschönerungsdekret“ erließ. Daraufhin konnte Maximilian Weyhe den Hofgarten im englischen Stil erweitern.
Als moderne Kunststadt hat Düsseldorf sich nicht auf seinen Traditionen ausgeruht, sondern auch für die Gestaltung der Parks junge Künstler hinzugezogen. Das imposanteste Projekt sind die Leuchtbänke an der Reitallee im Hofgarten, die Stefan Sous 2002 entworfen hat. 16 Bänke, die aus Neonröhren bestehen, tauchen den Park nachts in ein magisches blau-grünes Licht.
Düsseldorf ist, was die historische Gartenkunst angeht, verwöhnt. Nur wenige Kilometer außerhalb des Zentrums, im Stadtteil Benrath, liegt das ehemalige Lustschloss des Fürsten Carl Theodor von der Pfalz mit einem Park, den ebenfalls Nicolas Pigage entworfen hat. Im Ostflügel des rosarot getünchten Barockschlosses befindet sich heute das Museum für Europäische Gartenkunst.
Der Adel muss den Niederrhein schon sehr geliebt haben, denn nur wenige Kilometer entfernt von Düsseldorf liegt Schloss Dyck mit einem ebenfalls herrlichen und frisch restaurierten englischen Landschaftsgarten.
Die grüne Synthese: Wo Kunst und Natur vereint sind
In der Nachbarschaft von Schloss Dyck befinden sich die Museumsinsel Hombroich und das Museum der Langen Foundation. Hombroich ist eines der weltweit visionärsten Kunst-Projekte. Der verstorbene Unternehmer Karl-Heinz Müller entwickelte an einem stillgelegten Erft-Arm ein Paradiesgärtlein für seine Kunstsammlung. Zwischen wilden Wiesen und alten Kopfweiden finden sich in offenen, kubischen Gebäuden des Architekten Erwin Heerich Buddha-Köpfe der Khmer aus dem 12./13. Jahrhundert, Werke moderner Künstler wie Jean Fautrier, Constantin Brancusi und Paul Cézanne.
Nur ein paar Minuten entfernt von Hombroich hat der japanische Stararchitekt und Pritzker-Preisträger Tadao Ando 2004 ein imposantes Gebäude aus Glas und Beton in die konturlose, niederrheinische Landschaft gesetzt. Andos skulpturales Museum beherbergt die Sammlung japanischer und moderner Kunst von Marianne und Viktor Langen.
Die Kunst- und Naturensembles vor den Toren Düsseldorfs als weltweit einmalig zu bezeichnen, ist sicher nicht übertrieben. Hier haben Sammler ihre einzigartigen, humanistischen Vorstellungen von einer besseren Welt durch ein Leben mit Kunst und Natur verwirklicht. "Hier schlägt der Puls der Kunst" ist die Botschaft der Quadriennale Düsseldorf 2010, unter deren Dachgedanke "kunstgegenwärtig" sich vom 10. September an zehn Museen und Kunstinstitutionen, weitere Partner und über 30 Galerien zusammengeschlossen haben. Das trifft auf einen starken Resonanzboden, denn Düsseldorf hat eine eigene Geschichte, wenn es um Kunst geht. Von hier sind wichtige Impulse für die internationale Kunstszene ausgegangen. In Düsseldorf verbinden sich auf einzigartige Weise Kunst und Leben, Natur und Architektur, Kultur und Lifestyle.
(09 2010/Projects)