Eberhart Zrenner wirkte von 1989 bis 2013 als Ordinarius an der Universitäts-Augenklinik Tübingen. In dieser Zeit widmete er sich vor allem den erblichen Netzhauterkrankungen und baute als Gründungsdirektor das international anerkannte Forschungsinstitut für Augenheilkunde auf, das sich den zellbiologischen, molekulargenetischen und elektrophysiologischen Grundlagen des Fachs widmet. Seit 2013 leitet er als Seniorprofessor am Centrum für Integrative Neurowissenschaften der Universität (CIN) Tübingen eine Arbeitsgruppe zur Pathophysiologie des Sehens, die am Department für Augenheilkunde angesiedelt ist.
DOG – Augenheilkunde und Netzhaut-Chips
„Es ist Eberhart Zrenner zu verdanken, dass wir die Ursachen der Blindheit bei jungen Menschen mit erblichen Netzhauterkrankungen überhaupt erst verstehen und einer Behandlung zugänglich machen konnten“, erklärt Professor Dr. med. Horst Helbig, Präsident der DOG. Damit habe Zrenner ein Tor nicht nur zur Genforschung aufgestoßen, sondern auch den Boden bereitet für neue Therapieansätze wie Genersatztherapie und Neuroprotektion. „Eberhart Zrenner trägt einen großen Anteil daran, dass die Augenheilkunde eine Vorreiterrolle in der Biomedizin erringen konnte“, betont Helbig. So konnte auf Grundlage der Arbeiten der Tübinger Forschergruppe sowie der Partner an der Ludwig-Maximilians-Universität München im vergangenen November in Tübingen die erste deutsche Gentherapie am Auge starten. „Eberhart Zrenner darf nun erleben, wie seine Arbeit sichtbare Früchte trägt und für Krankheiten erste erfolgreiche Therapien entstehen, die zu Beginn seiner Laufbahn wie ein ferner Traum erschienen“, erklärt der DOG-Präsident.
Elektronisches Implantat für erblindete Patienten
Zu Zrenners größten Verdiensten gehört die Entwicklung eines elektronischen Implantats für erblindete Patienten, die unter der erblichen Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa leiden und für die er seit 1989 bis heute eine Spezialsprechstunde an der Tübinger Augenklinik betreibt. Dabei setzen die Chirurgen einen winzigen Kamera-Chip unter die Netzhaut ein, der Schwarz-Weiß-Bilder mit einer Auflösung von 1.500 Pixeln liefert und über ein Verbindungskabel zu einer kleinen Empfangsspule hinter dem Ohr mit Strom versorgt wird. Der Chip ist inzwischen zertifiziert und an mehreren deutschen Zentren als Kassenleistung zugelassen. Die Ergebnisse der Sehprothese variieren – manche Patienten können wieder größere Buchstaben lesen, andere Gebäudeumrisse erkennen oder zumindest Lichtquellen identifizieren. Voraussetzung für ein solches Implantat: Die Patienten müssen früher einmal gesehen haben können und über eine intakte innere Netzhaut verfügen.
„Die Idee, ein elektronisches Implantat zu entwickeln, wurde zunächst als irrwitzig abgetan“, erinnert sich Zrenner. Doch das frühere Studium der Elektrotechnik half dem heute 70-jährigen Wissenschaftler, sein Konzept hartnäckig weiter zu verfolgen. „Als alter Elektronikbastler ist mir klar geworden, dass es doch möglich sein könnte“, berichtet Zrenner und bilanziert: „In Bezug auf wissenschaftliche Durchbrüche muss man in Zwanzig-Jahren-Horizonten denken – und man braucht ein eingeschworenes Team mit vielen unterschiedlichen Fähigkeiten.“
Außergewöhnlich ist auch der Einsatz des gebürtigen Münchners für die Forschungsförderung in der Augenheilkunde. Über viele Jahre war Zrenner Fachkollegiat für Augenheilkunde bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, und er ist Vorsitzender des European Vision Institute. Darüber hinaus wurde Zrenner in zahlreiche renommierte Wissenschaftseinrichtungen wie die Leopoldina, den Senat der Max-Planck-Gesellschaft, den Wissenschaftsrat und den Gesundheitsforschungsrat berufen. Er hat ein DFG- Schwerpunktprogramm, eine DFG-Forschergruppe und einen Sonderforschungsbereich geleitet und war zweimal Dekan der Tübinger Medizinischen Fakultät.
Die Albrecht-von-Graefe-Medaille ist die höchste Auszeichnung, die die DOG vergibt und wird laut Statuten alle zehn Jahre „demjenigen zuerkannt, der sich unter den Zeitgenossen – ohne Unterschied der Nationalität – die größten Verdienste um die Förderung der Ophthalmologie erworben hat.“ Die Auswahl erfolgte in einem mehrstufigen Verfahren und wurde durch die DOG-Mitgliederversammlung bestätigt. Albrecht von Graefe entwickelte 1857 eine neue Operationsmethode bei Grünem Star. Erster Träger der Albrecht-von-Graefe-Medaille war 1886 Hermann von Helmholtz, der den Augenspiegel zur Untersuchung des Augeninneren erfand.
Im Anschluss an die Verleihung hält der ehemalige Ordinarius der Universitäts-Augenklinik Tübingen und jetzige Sprecher des Tübinger Zentrums für Neurosensorik die Albrecht-von-Graefe-Gedächtnisvorlesung zum Thema „Augenheilkunde als medizinische Leitdisziplin“.
DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz im Rahmen des 114. DOG-Kongresses
Termin: Donnerstag, 22. September 2016, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4, Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin
Kongress-Pressekonferenz im Rahmen des 114. DOG-Kongresses
Termin: Donnerstag, 29. September 2016, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Estrel Congress & Messer Center Berlin, Raum Paris, Sonnenallee 225, 12057 Berlin
Überreichung der Albrecht-von-Graefe-Medaille und Albrecht-von-Graefe-Gedächtnisvorlesung „Augenheilkunde als medizinische Leitdisziplin“
Termin: Samstag, 1. Oktober 2016, 11.30 bis 12.15 Uhr
Ort: Estrel Congress & Messe Center Berlin, von-Graefe-Saal, Sonnenallee 225, 12057 Berlin
Vorab-Pressekonferenz im Rahmen der DOG 2016
Termin: Donnerstag, 22. September 2016, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4
Anschrift: Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin-Mitte
Vorläufige Themen und Referenten:
Highlights und Schwerpunkte der DOG 2016
Professor Dr. med. Horst Helbig
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg
Grüner Star: Helfen die neuen Mini-Implantate gegen das Glaukom?
Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer
Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz
Schwachsichtigkeit bei Kindern: Fortschritte in der Therapie mit Mikrochip und computerbasierter Stimulation
Professor Dr. med. Dorothea Besch
Leiterin der Klinischen Sektion für Motilitätsstörungen, periokuläre Chirurgie und Kinderophthalmologie, Universitäts-Augenklinik Tübingen
Altersabhängiger Makuladegeneration früh vorbeugen:
Sonnenlicht und Fettstoffwechselstörungen – wie kann man sich am besten vor Risikofaktoren schützen
Professor Dr. med. Nicole Eter
Direktorin der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Münster
Grauer Star: Intraokularlinsen für den klaren Blick – welche Möglichkeiten hat der Patient?
Professor Dr. med. Thomas Kohnen
Vizepräsident und Schatzmeister der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Goethe-Universität, Frankfurt/Main
sowie
Professor Dr. med. Christian Ohrloff
Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)
Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart
Pressekonferenz im Rahmen der DOG 2016
Termin: Donnerstag, 29. September 2016, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Estrel Congress & Messe Center Berlin, Raum Paris (Erdgeschoss)
Anschrift: Sonnenallee 225, 12057 Berlin
Vorläufige Themen und Referenten:
Volkskrankheiten am Auge: Rund 18 Millionen Deutsche sind betroffen – wo die Forschung besonderes gefordert ist
Professor Dr. med. Horst Helbig
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg
Volkskrankheit Kurzsichtigkeit: Wie schützen wir unsere Kinder davor – Kontaktlinsen, Atropin-Tropfen, Bildschirmverbot und mehr Licht in der Schule?
Professor Dr. med. Wolf Lagrèze
Leitender Arzt der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung, Universitäts-Augenklinik Freiburg
Volkskrankheit Diabetes: Was der Augenarzt erkennen kann
Professor Dr. med. Gabriele Lang
Leiterin der Sektion konservative Retinologie und Laserchirurgie der Universitäts-Augenklinik Ulm
Volkskrankheit altersabhängige Makuladegeneration:
Zehn Jahre Injektionstherapie – Erblindungen auf dem Rückzug oder ein Tropfen auf den heißen Stein?
Professor Dr. med. Frank Holz
Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn
Neue Therapieentwicklungen bei erblich bedingten Netzhaut-Schäden
Professor Dr. med. Eberhart Zrenner
Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen;
Sprecher des Zentrums für Neurosensorik der Universität Tübingen;
Träger der Albrecht-von-Graefe-Medaille
Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressestelle
Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641
Telefax: 0711 8931-984