Die Sorge um die Fürsorge

Augsburg/SK/KPP – Welche Vorstellungen von Autonomie, Verletzlichkeit und Pflegebedürftigkeit spielen eine Rolle, wenn Entscheidungen über bevorstehende finale Lebensphasen getroffen werden? Dieser Frage geht die Augsburger Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Kinnebrock als Leiterin eines der insgesamt zwölf Teilprojekte des neuen bayerischen Forschungsverbunds ForGenderCare nach.

„Die Sorge um die Fürsorge: bis zum Ende über sich verfügen …“ – unter diesem Titel untersucht Susanne Kinnebrock gemeinsam mit der Medizinhistorikerin und -ethikerin Prof. Dr. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio (TU München) geschlechterspezifische Vorstellungen von Autonomie, Verantwortung und Vulnerabilität.

Am Beispiel der Debatte um Patientenverfügungen gehen die beiden Wissenschaftlerinnen aktuellen Vorstellungen von Leben und Tod sowie dahinterliegenden Menschenbildern auf den Grund. „Beides kann sich je nach Diskurssphäre durchaus unterscheiden“, so Kinnebrock. „Deshalb werden wir im Projekt medizinethische Fachliteratur und Ratgeber zu Patientenverfügungen, Debatten in den Massenmedien und in Internetforen, aber auch die Erfahrungen von beratenden Ärztinnen und Ärzten oder Juristinnen und Juristen sowie die Sichtweisen von Betroffenen, von Menschen also, die für ihr Lebensende gut vorsorgen wollen, vergleichend analysieren.“

Das Wissen um unterschiedliche Argumentationsweisen und um deren Zusammenspiel eröffne nicht nur neue Forschungsperspektiven, es könne vielmehr auch bei der Optimierung von Aufklärungskampagnen und Beratungsleistungen in der Praxis Anwendung finden, betont die Augsburger Kommunikationswissenschaftlerin.

Insgesamt drei Augsburger ForGenderCare-Teilprojekte

Auftrag des jüngst vom bayerischen Wissenschaftsminister genehmigten und mit über 3 Mio. Euro geförderten interdisziplinären Forschungsverbunds ForGenderCare ist die theoretische wie empirische Untersuchung des Zusammenhangs von Gender/Geschlecht und Care/Fürsorge. Von der LMU München aus koordiniert, arbeiten in diesem Verbund Arbeitsgruppen an acht bayerischen Universitäten bzw. Hochschulen und mehreren außeruniversitären Forschungseinrichtungen in zwölf Teilprojekten. Drei dieser Teilprojekte werden von Wissenschaftlerinnen der Universität Augsburg geleitet (siehe http://www.presse.uni-augsburg.de/unipressedienst/2015/jan-maerz/2015_027).

Prof. Dr. Susanne Kinnebrock, die am Institut für Medien, Wissen und Kommunikation der Universität Augsburg Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Öffentliche Kommunikation lehrt, leitet neben dem Teilprojekt „Die Sorge um die Fürsorge“ auch ein zweites mit dem Titel „Mütter für den Staat“. Gemeinsam mit der Historikerin Prof. Dr. Sylvia Schraut (Universität der Bundeswehr München) untersucht sie hier, inwiefern die alleinige Zuordnung von Fürsorge-Arbeit zur weiblichen und privaten Sphäre speziell im Kaiserreich und in der frühen Bundesrepublik historisches Legitimationsmuster auf dem Weg zur Gleichberechtigung war.

Als Leiterin eines dritten an der Universität Augsburg angesiedelten ForGenderCare-Teilprojekts befasst sich die Informatikerin Prof. Dr. Elisabeth André (Lehrstuhl für Multimodale Mensch-Technik-Interaktion) mit Genderaspekten in der Robotik zur Altenpflege.

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Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Susanne Kinnebrock
Institut für Medien, Wissen und Kommunikation
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 0821/598-5665
susanne.kinnebrock@phil.uni-augsburg.de
http://www.imwk.uni-augsburg.de/de/kwoek/
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Pressemitteilung des Bayerischen Wissenschaftsministeriums:

http://www.km.bayern.de/pressemitteilung/9337/nr-031-vom-03-02-2015.html

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