Die Pflege – eine Branche mit vielen Facetten

Pflege, älter werdende Gesellschaft

Wir alle kennen den Pflegenotstand aus eigener Erfahrung oder zumindest aus der medialen Berichterstattung. Es gibt einfach zu wenig Fachkräfte, um sich angemessen um die zu versorgenden Kranken und älteren Menschen zu kümmern. Die stetig hohe Arbeitsbelastung lässt das übrige Pflegepersonal am Limit arbeiten. Das sowieso schon fordernde Schichtsystem wird oft noch dadurch anstrengender, dass man für erkrankte Kollegen einspringen muss. Wen das alles jedoch nicht abschreckt, für den kann die Pflegebranche eine echte Chance sein. Denn sie ist vielseitig und auch die Ausbildung ist heute so breit aufgestellt wie noch nie:

Die Pflege, bekannt durch den Fachkräftemangel

Heutzutage verbinden die meisten die Pflege zuerst mit dem Fachkräftemangel. Doch wie konnte es so weit kommen? Der demografische Wandel hinterlässt seine Spuren. Immer mehr ältere Menschen sind krank oder pflegebedürftig. Ihnen gegenüber stehen jedoch immer weniger jüngere, arbeitende Personen. Der Beruf des Pflegers ist ansprengend, sowohl körperlich als auch mental. Dadurch können viele Fachkräfte ihren Beruf nicht bis zur Rente ausüben. Die Regierung versucht diese Lücke mit Arbeitskräften aus dem Ausland zu füllen, aber auch dies reicht nicht. Durch die realistische, aber negative Berichterstattung in der Presse sind junge Leute einer Ausbildung im Pflegebereich oft abgeneigt. Missstände wie zu wenig Zeit für die Pflegebedürftigen, fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie mangelnde gesellschaftliche und monetäre Wertschätzung schrecken zusätzlich ab. Doch es gibt tatsächlich auch gute und wichtige Gründe für eine Weiterbildung in der Pflege.

Gründe für die Arbeit in einem Pflegeberuf

Der vorrangige Grund dafür, einen Pflegeberuf zu erlernen, sind die guten Jobaussichten. Da die Nachfrage nach Pflegekräften größer ist als das Angebot an diesen, kann man sich ziemlich sicher sein, immer in einem Arbeitsverhältnis zu stehen. In betriebswirtschaftlichen Berufen fragt man sich auf kurz oder lang, ob es wirklich der Sinn des Lebens sein kann, für immer mehr Profit zu arbeiten. Dies sieht in der Pflege anders aus. Man sieht sofort den Nutzen und die Notwendigkeit des Berufs. Zudem bekommt man dadurch, dass man anderen Menschen hilft, auch oft etwas Dankbarkeit und Anerkennung zurück. Darüber hinaus sind Pflegeberufe nicht nur anstrengend, sondern positiv gesehen auch interessant und herausfordern. Hier hat man die Gelegenheit, in den vorgegebenen Rahmen eigenverantwortlich zu handeln und an den Aufgaben zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Durch Weiterbildungen kann man sich neue Wissensgebiete erschließen und somit seinen Verdienst steigern. Auch die Übernahme von Sonderschichten steigert den Verdienst. Im ersten Ausbildungsjahr erhält man hier bereits eine Vergütung von über 1.000 Euro.

Neustrukturierung der Ausbildung

Seit Januar 2020 gibt es die generalistische Pflegeausbildung. Sie verbindet die Ausbildungen zum Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger miteinander. Somit kann man später als Pflegefachkraft in all diesen Bereichen eingesetzt werden. Dies macht das Berufsbild noch abwechslungsreicher und attraktiver. Das Pflegeberufegesetz hat den Pflegefachkräften auch erstmals eigene Kompetenzen zugesprochen. Dazu gehört beispielsweise die Pflegeplanung. Gerade dadurch, dass man während der Ausbildung in jedem Pflegebereich Erfahrungen sammeln darf, erhält man ein umfassendes pflegerisches Verständnis. Von dieser besseren Qualität der Ausbildung profitieren auch die Pflegebedürftigen. Durch den demografischen Wandel verschwimmt die Grenze zwischen medizinischer oder altersbedingter Hilfebedürftigkeit oft dadurch, dass Personen mit zunehmendem Alter einfach öfter Erkranken. Durch die generalistische Pflegeausbildung sollen Krankenpfleger genauso gut dazu in der Lage sein, Ältere zu pflegen, wie auch Altenpfleger kompetenter medizinische Pflege leisten können.

Zahlen und Fakten zur Pflegebranche

Derzeit leben in Deutschland rund 83 Millionen Menschen. Laut dem Statistischen Bundesamt steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050 auf ca. 6,1 Millionen Menschen an. Immer öfter versuchen pflegebedürftige Menschen, gerade mit geringem Pflegegrad möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Dadurch hat sich die Anzahl privater Pflegedienste in den letzten zehn Jahren verdoppelt, wobei die Zahl der freigemeinnützigen oder öffentlichen Träger gleichbleibt oder zurück geht. Allerdings setzen sich private Pflegeheime immer öfter durch. Da die Bevölkerung in Ostdeutschland im Durchschnitt höher ist als in Westdeutschland, herrscht hier auch eine höhere Pflegequote. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat ermittelt, dass bei der stationären Versorgung bis 2035 ca. 307.000 Pflegekräfte fehlen könnten. Im gesamten Pflegebereich könnten schon dieses Jahr knapp 500.000 Fachkräfte fehlen. All diese Zahlen stammen von statista.de. Laut dem Statistischem Bundesamt gibt es derzeit Ende 20220 ca. 15.400 Pflegeheime und ca. 14.700 ambulante Pflegedienste, die sich um ungefähr 4,1 Millionen Pflegebedürftige kümmern.

Pflege erfolgt nicht nur durch Fachkräfte, aber vor allem durch Frauen

Tatsächlich werden die meisten Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Dabei werden diejenigen als pflegebedürftig definiert, die Leistungen aus der Sozialversicherung beziehen. Vier von fünf Personen werden durch Angehörige gepflegt, die sich oft Unterstützung durch Pflegedienste holen. Dies fordert vor allem Frauen, da es auch heutzutage oft noch sie sind, die sich um die sogenannte Care-Arbeit zu Hause kümmern. Dafür stecken sie beruflich oft zurück und arbeiten in Teilzeit, um Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu können. Allerdings sind auch in der hauptberuflichen Pflege die meisten Angestellten weiblich und in Teilzeit beschäftigt.

Zukunft der Pflegebranche

Der Trend, dass ältere Menschen im Alter so lange wie möglich autonom leben möchten, wird höchstwahrscheinlich bestehen bleiben. Hier muss die Pflege ansetzen und sich um weitere Lösungen kümmern. Alltagsbegleiter, die mit minimaler Ausbildung schnell verfügbar sind und die Pflegekräfte in einfachen Tätigkeiten entlasten können, sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wichtig ist aber, dass die Qualität der Pflege nicht leidet. Für weitere Entlastung in der Pflegebranche kann die Digitalisierung sorgen. Sie kann beispielsweise die Pflegenden bei ihrer Arbeit unterstützen. Bekommt ein Pfleger Hilfe beim Umlagern der Patienten durch technische Geräte und muss so selbst weniger körperlich arbeiten. Somit fallen beispielsweise weniger Arbeitskräfte durch Rückenprobleme aus. Aber auch an anderer Stelle kann die Technik entlasten. Über Apps lassen sich in Coronazeiten beispielsweise Besuche in stationären Einrichtungen koordinieren.

Fazit

Telepflege, digitale Assistenzsysteme und Pflegeanwendungen sind somit eine ideale Ergänzung zu der Pflege durch das Fachpersonal. Die Pflege durch einen Menschen darf natürlich nicht vollständig wegbrechen. Es muss aber auf der einen Seite das Ziel sein, Pflegefachkräfte größtmöglich zu entlasten, während man die Qualität der Pflege auf der anderen Seite sicherstellt. Durch die neu gedachten Ausbildungsberufe ist auch hier der erste Schritt in die richtige Richtung getan.

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