Die individuelle Schmerztherapie

Schmerztherapie

Schmerztherapie. Doch wie sollte eine konzeptionelle Therapie idealerweise gestaltet sein? Welche Elemente müssen in der Diagnostik frühzeitig berücksichtigt werden? Antworten auf diese Fragen geben Experten auf der Online-Pressekonferenz zum Deutschen Schmerzkongress 2020, die am Mittwoch, den 21. Oktober von 11 bis 12 Uhr, stattfindet. Medienvertreter können sich schon jetzt unter: für die Pressekonferenz anmelden. Der Schmerzkongress findet in diesem Jahr online und live in Mannheim statt. Veranstalter sind die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG).

Schmerztherapie

Die Versorgung von Schmerzpatienten ist nach Ansicht der Experten beider Fachgesellschaften in Deutschland momentan unzureichend. „Die Erkrankten bekommen häufig zu wenig bedarfsgerechte Therapien“, kritisiert Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike Kaiser vom UniversitätsSchmerzCentrum am Universitätsklinikum Dresden. „Um eine individuelle Behandlung zu ermöglichen, ist es unbedingt erforderlich, dass geltende Leitlinien in der Schmerzmedizin auch adäquat umgesetzt werden. Das ist allerdings leider oft nicht der Fall.“ Nach Ansicht der Psychologin sollten diese Leitlinien unbedingt schon zu Beginn der Schmerzerkrankung möglichst genau auf den jeweiligen Bedarf eines Patienten zugeschnitten werden.

Zentrale Elemente in der Schmerztherapie sind – neben einer medizinisch professionellen und individuellen Begleitung – zielgerichtete Bewegungsangebote. „Häufig werden diese viel zu wenig und zu spät eingesetzt“, bemängelt Kaiser. „Neben medizinischen Aspekten und Aktivierungsangeboten sollten auch psychosoziale Faktoren frühzeitig in der Schmerztherapie Berücksichtigung finden“, so die Expertin. „Wenn diese Elemente gemeinsam einbezogen werden, kann eine gezielte, bedarfsgerechte Therapie am besten wirken.“

Um die genannten Defizite in der Schmerztherapie zu beheben, wurde von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der BARMER 2018 das Projekt PAIN2020 ins Leben gerufen. Bisher wurden hier mehr als 600 Patienten eingeschlossen. Passend zum diesjährigen Motto des Schmerzkongresses 2020 „Gleich und doch verschieden“ steht die interdisziplinäre Schmerztherapie bei dem Projekt PAIN2020 im Mittelpunkt. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Lücke in der Versorgung von Patienten mit Schmerzen und Chronifizierungsrisiko durch einen frühzeitigen interdisziplinären und diagnostischen Ansatz zu schließen“, erläutert Kaiser, die das Projekt auf der Online-Pressekonferenz am 21.Oktober vorstellt.

PAIN2020 ist ein deutschlandweit angelegtes Projekt, an dem aktuell 26 Einrichtungen aus zwölf Bundesländern aktiv mitwirken. Die teilnehmenden Patientinnen und Patienten erhalten im Zuge dessen eine multiprofessionelle Diagnostik, die aus drei wichtigen Bausteinen besteht: einer ärztlichen, physiotherapeutischen und psychologischen jeweils einstündigen Befundaufnahme, einer Teamsitzung aller beteiligten Fachbereiche und aus einem gemeinsamen Abschlussgespräch mit dem Patienten. „Hierbei beziehen wir den Schmerzpatienten aktiv ein“, erläutert die Expertin. „Die behandelnden Therapeutinnen und Therapeuten besprechen die Therapiebefunde sorgfältig mit den Betroffenen und stimmen die Versorgung anschließend auf die individuellen Bedürfnisse ab.“ Die Ergebnisse aus solchen Besprechungen werden standardisiert dokumentiert – und zwar in einer Form, die für Patienten gut nachvollziehbar ist.

Die bisherigen Erfahrungen aus PAIN2020 zeigen, dass Haus- und Fachärzten bei der Identifikation von Patienten mit Risikofaktoren für eine Chronifizierung ihrer Schmerzen eine große Bedeutung zukommt. Nach der multiprofessionellen Diagnostik ist es ihre Aufgabe, die Empfehlungen, die frühzeitig zu Beginn der Schmerzerkrankung mit einem Patienten erarbeitet wurden, umzusetzen. Das bedeutet, dass eine gezielte Vernetzung der Schmerzexperten aus den verschiedenen Fachbereichen essenziell für den Therapieerfolg ist.

Terminhinweis:

Online-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses
(21. bis 24. Oktober 2020) der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der
Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG)

„Gleich und doch verschieden – personalisierte Schmerzmedizin“

Termin: Mittwoch, 21. Oktober, 11:00 bis 12:00 Uhr
Anmeldung und Link für die Teilnahme an der Online-Pressekonferenz:

Vorläufige Themen und Referenten:

Neue Wundermittel gegen den Schmerz? Über die Wirkung der personalisierten Antikörpertherapie in der Schmerzmedizin
PD Dr. med Tim Jürgens, Präsident der DMKG, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Rostock

Projekt PAIN2020: Der Patient im Fokus – wie eine individualisierte Diagnostik chronischen Schmerzen entgegenwirken kann
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike Kaiser, Universitätsklinikum Dresden
UniversitätsSchmerzCentrum

Apps, Kopfschmerzregister und Co.: Über die Digitalisierung in der Kopfschmerzmedizin
Priv.-Doz. Dr. med. Ruth Ruscheweyh, Zertifizierte DMKG -Kopfschmerzexpertin, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Klinikum der Universität München

Opioide – wirkungsvolle Mittel im Kampf gegen den Schmerz?! Neueste Erkenntnisse über Vor- und Nachteile
Prof. Dr. Frank Petzke, Klinik für Anästhesiologie, Abteilung Schmerzmedizin, Universitätsmedizin Göttingen

Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.:
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. ist mit über 3600 persönlichen Mitgliedern die größte wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft im Bereich Schmerz in Europa. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. ist Mitglied der IASP (International Association for the Study of Pain) sowie der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften). Sie ist zudem die interdisziplinäre Schmerzdachgesellschaft von derzeit 19 mitgliederstarken weiteren medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften im Bereich Schmerz. Diese Perspektive wird zudem erweitert durch die institutionelle korrespondierende Mitgliedschaft der Vereinigung aktiver Schmerzpatienten SchmerzLOS e.V. in der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

Die Mitgliedschaft der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. ist interdisziplinär und interprofessionell und besteht aus Schmerzexperten aus Praxis, Klinik, Psychologen, Pflege, Physiotherapie u. a. sowie wissenschaftlich ausgewiesenen Schmerzforschern aus Forschung, Hochschule und Lehre.

Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG):
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) ist eine interdisziplinäre wissenschaftliche Fachgesellschaft, die das Wissen über die Genese von Kopf- und Gesichtsschmerzen, deren Prävention und Therapie in Fachkreisen bei Ärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, Pharmakologen und Apothekern, aber gerade auch bei Patienten und anderen Interessierten mehren und verbreiten möchte.

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