Die Haut im Brennpunkt

Emotional aufwühlende Momente gehen unter die Haut. Manchmal möchten wir aus der Haut fahren. Und ab und zu sind wir gezwungen, unsere Haut zu Markte zu tragen. Bei der Begegnung zweier Menschen ist die Hautfarbe das zunächst augenfälligste Merkmal; sie wird als erstes wahrgenommen und ist ein entscheidendes Kriterium für die Konstruktion der menschlichen Identität.

Während jedoch in den vergangenen Jahren das Thema Körperlichkeit in den Kulturwissenschaften und besonders in den Gender-Studien eine große Rolle gespielt hat, wurde die Haut dabei weitgehend vernachlässigt. Dieser irritierende Befund stand Pate bei der Entscheidung von Prof. Dr. Caroline Rosenthal und Prof. Dr. Dirk Vanderbeke, gemeinsam in Jena eine Tagung über die Haut auszurichten. Die Amerikanistin und der Anglist von der Universität Jena laden zu „Probing the Skin: Cultural Representations of Our Contact Zone“ vom 24. bis 26. April ein. Bei der Tagung soll das Phänomen Haut interdisziplinär diskutiert werden: als sensorisches Organ, künstlerische Projektionsfläche, kulturelles Medium und reale wie symbolische Kontaktzone. Das Thema Haut zeigt dabei eindrücklich, dass die Anglisten an der Universität Jena disziplinübergreifend vorgehen und längst nicht mehr nur Sprache und Literatur betrachten.

Mit Haut verbinden wir eine Vielzahl verschiedener Bedeutungen und in ihrer Wahrnehmung zeigt sich auch der Wandel kultureller Vorstellungen. Ein Beispiel ist das Ideal vornehmer Blässe, das einst anzeigte, dass jemand seinen Lebensunterhalt nicht durch körperliche Arbeit verdienen musste. Später wandelte sich dieses Ideal, es wurde durch eine „gesunde Bräune“ abgelöst, doch angesichts von Ozonloch und Hautkrebs-Risiko ist nun wieder eine gegenläufige Tendenz erkennbar.

Ein weiteres spannendes Thema ist die in unserer Gesellschaft zunehmende Bedeutung der Körperkunst wie Schmucknarben oder Tattoos. Deren Bilder und Symbole können Gruppenzugehörigkeiten anzeigen, sie transportieren Botschaften, die manchmal nur Eingeweihten zugänglich sind, und ihre Akzeptanz unterliegt einem stetigen Wandel. Als unauslöschliche Zeichen konnten verschiedene Körpermarkierungen jedoch auch als Stigmata erscheinen; ein prägnantes Beispiel wären die Häftlingsnummern von KZ-Häftlingen, aber auch die Narben von Züchtigungen und Folter.

Zur Jenaer Tagung haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben Ländern angemeldet. Als Disziplinen sind dabei Kultur-, Literatur- und Medienwissenschaft, die Kunstgeschichte sowie die Medizin vertreten, zudem werden einige Künstlerinnen teilnehmen und über ihre Arbeiten sprechen. Als Tagungsort wurde Schillers Gartenhaus (Schillergäßchen 2) gewählt. Zur Tagung sind interessierte Gäste willkommen, um Anmeldung wird gebeten.

Kontakt:
Prof. Dr. Caroline Rosenthal / Prof. Dr. Dirk Vanderbeke
Institut für Anglistik / Amerikanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944520 oder 944511
E-Mail: Caroline.Rosenthaluni-jena.de / dirk.vanderbekeuni-jena.de

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