Drei Jahre lang kann die Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Dresden jetzt zu innovativen Therapien bei Alkoholabhängigkeit forschen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte für diese Forschungsgruppe jetzt eine Unterstützung von drei Millionen Euro pro Jahr. Im Zentrum steht die Frage, ob die Abhängigkeit durch gezielt eingesetzte Belohnungsmechanismen „verlernt“ werden kann. Die Sprecherfunktion für die Forschergruppe liegt bei Professor Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte.
Übermäßiger Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit haben fatale gesundheitliche und soziale Folgen. Sie reichen von neurologischen und psychischen Störungen über kardiovaskuläre und Magen-Darm-Krankheiten bis hin zu familiären und finanziellen Problemen. Die Betroffenen unterliegen ihrer Sucht trotz negativer Konsequenzen und empfinden andere Reize als nur wenig belohnend. In der an der Charité neu etablierten Forschergruppe mit dem Titel „Lern- und Gewöhnungsprozesse als Prädiktoren für die Entwicklung und Aufrechterhaltung alkoholbezogener Störungen” soll die Frage beantwortet werden, welche Rolle belohnungsassoziierte Lernmechanismen, also das Lernen mit einer Belohnung, bei alkoholbezogenen Störungen spielen.
Hierzu werden repräsentative Risikogruppen und an Alkoholabhängigkeit erkrankte Patientinnen und Patienten in einer umfassenden Studie untersucht. In Pilotexperimenten erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Lernmechanismen zur Vorbeugung und zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit beitragen können. Zunächst werden die Probanden anhand verschiedener Lernparadigmen und mit unterschiedlichen bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie und Magnetresonanztomographie untersucht, um die neurobiologischen und verhaltensrelevanten Variablen mit genetischen Markern zu assoziieren. Weiterhin soll untersucht werden, welche Lernmechanismen als Ziele pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Interventionen für die Prävention und Behandlung alkoholbezogener Störungen in Frage kommen. Dieses Vorgehen wird einen nachhaltigen Schritt hin zu einer individualisierten Prävention und Behandlung alkoholbezogener Störungen darstellen.
Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Dr. Michael Rapp
Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus
Charité – Universitätsmedizin Berlin
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