Über dieses „Münchner Projekt“ berichtete DGGG-Vizepräsident und Direktor der Frauenklinik, Professor Klaus Friese, auf dem DGGG-Kongress (5. bis 8. Oktober, München). Blutungen, Not-Kaiserschnitte, akuter kindlicher Sauerstoffmangel – ist es möglich, diese Notsituationen in der Geburtshilfe zu trainieren? „Ja“, weiß Professor Klaus Friese. „Seit kurzem ist die Simulation geburtshilflicher Notfälle realitätsnah technisch umsetzbar.“ An der Frauenklinik der LMU Standort Innenstadt werden klinische Szenarien dargestellt, die ein geburtshilfliches Team beherrschen muss. Es stehen alle geburtshilflichen, neonatologischen und intensivmedizinischen Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Sämtliche Risikosituationen lassen sich wirklichkeitsgetreu darstellen. Das Szenario wird von einem externen Steuerraum überwacht und geleitet. Die Bewältigung des Falls sowie die Teaminteraktion werden aufgezeichnet und stehen als Videodokumentation unmittelbar anschließend zur Verfügung. Sie dienen einer strukturierten Evaluation und der Verbesserung der individuellen Handlungskompetenz sowie der Teaminteraktion.
Führend bei Fehlervermeidung und Patientensicherheit
Die Sicherheit der Krankenhausgeburt gründet sich vor allem auf einem koordinier-ten Handeln unterschiedlicher spezialisierter Teams in glücklicherweise seltenen geburtshilflichen Notsituationen. Nur die routinierte Integration von Wissen, Können und effektiver Kommunikation aller Beteiligten ermöglicht es, unter Zeitdruck zielführend zu handeln.* Diese nicht-technischen Fertigkeiten gilt es zusätzlich zu trainieren. „Deutschlandweit sind wir in Bezug auf Fehlervermeidung und Patien-tensicherheit mit diesem Projekt führend“, sagt Professor Friese. „Selbst weltweit existiert ein solcher Simulationskreißsaal an nur wenigen Zentren.“
* Johannsson H, Ayida G, Sadler C. Faking it? Simulations in the training of obstetricians and gynaecologists. Curr Opin in Obstetrics and Gynaecology 2005;557-561
(idw, 10/2010)