Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin fordert verstärkte interdisziplinäre Forschung

Dabei ist die Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forschern aus der Medizin und der Pflege, den Sozial- und den Geisteswissenschaften essentiell, wie Prof. Dr. Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, betonte: „Wir müssen gemeinsam interdisziplinär forschen, um medizinischen, psychosozialen und spirituellen Anliegen des Patienten und seiner Familie umfassend und bestmöglich gerecht werden zu können“. Außerdem bräuchten junge engagierte Wissenschaftler, die sich in diesen neuen Bereich wagen wollen, adäquate Karrieremöglichkeiten, so Radbruch, Lehrstuhl für Palliativmedizin an der Universität Bonn. Schließlich erfordere die besondere Situation von Palliativpatienten neue Methoden für die Forschung.

Eine vordringliche Forschungsaufgabe besteht laut Pflegewissenschaftler Axel Doll darin, eine sichere und breite Datenbasis für die Behandlung, Begleitung und Versorgung von Menschen jeden Alters am Ende ihres Lebens zu schaffen. Was Schwerstkranke an Linderung und Unterstützung brauchen und wie ihre Bedürfnisse, Beschwerden, Ängste und Sorgen im zeitlichen Verlauf der Erkrankung variieren, ist äußerst individuell. Gerade deshalb besteht die dringende Notwendigkeit, die Angebote und Maßnahmen der Palliativversorgung in ihrer Wirksamkeit sorgfältig auszuwerten und auf eine zuverlässige allgemeingültige Datenbasis zu stellen, so der Tenor der Podiumsdiskussion in Berlin.

Eine weitere wesentliche Herausforderung sieht Prof. Dr. Boris Zernikow in der Forschung mit und für sterbenskranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. „Viele unserer pädiatrischen Patienten können ihr Leid nicht sprachlich mitteilen. Wir als ihre forschenden Fürsprecher sind gefordert, das Leid dieser Kinder sicht- und messbar zu machen.“ erklärte Zernikow, der den europaweit ersten Lehrstuhl für Kinderpalliativmedizin bekleidet. Ethische Probleme während der Studien seien durch die Beteiligung der Patienten oder ihrer Eltern schon während der Studienplanung immer lösbar.

Silvia Hartwig, Referatsleiterin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, appellierte an die Wissenschaftler: „Wir wünschen uns, dass Sie im Rahmen Ihrer zukünftigen Forschungsaktivitäten im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung die Versorgungssituation alter und sterbender Menschen auch unter dem Aspekt einer ganzheitlichen, gesellschaftspolitisch ausgerichteten Betrachtungsweise aufgreifen können.“

Die zweitägige Veranstaltung in Berlin wurde gemeinsam mit der Koordinierungsstelle für Hospiz- und Palliativversorgung vorbereitet, welche sich über die BMBF-Initiative zur Umsetzung der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ und der entsprechenden Handlungsempfehlungen zur Verstärkung der Palliativforschung sehr erfreut zeigte.

Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP) steht als wissenschaftliche Fachgesellschaft für die interdisziplinäre und multiprofessionelle Vernetzung. Ihre 5.700 Mitglieder aus Medizin, Pflege und weiteren Berufsgruppen engagieren sich für eine umfassende Palliativ- und Hospizversorgung in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Im Zentrum steht die bestmögliche medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Behandlung und Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen sowie ihrer Angehörigen. Gemeinsames Ziel ist es, für weitgehende Linderung der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität zu sorgen – in welchem Umfeld auch immer Betroffene dies wünschen. www.palliativmedizin.de

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