(djd). Hohe Wipfel und stille Pfade, auf denen nur die Blätter des Herbstlaubs unter den Schritten rascheln: Dieses und viele weitere Bilder von Waldeinsamkeit haben die deutschen Romantiker im beginnenden 19. Jahrhundert geprägt. Spätestens seit den Gedichten Joseph von Eichendorffs ist der Wald ein Sehnsuchtsort für die Deutschen, der die Furcht vor dem Sterben auffängt. Das hat eine aktuelle Untersuchung des hessischen Friedhofsbetreibers FriedWald kurz vor den herbstlichen Tagen der Trauer ergeben.
Die Angst wird aufgefangen
„In intensiven Gesprächen mit Menschen, die bereits jemanden im Friedwald bestattet haben oder für sich selbst einen Bestattungsplatz ausgesucht haben, zeigte sich, dass Angst vor dem Sterben ein zentrales Motiv für diesen Entschluss war“, sagt FriedWald-Geschäftsführerin Petra Bach. An den Wurzeln eines Baums die letzte Ruhestätte zu finden, das ist offensichtlich eine tröstliche Vorstellung, die weite Kreise zieht: 90.000 Menschen haben sich nach Angaben des Unternehmens schon zu Lebzeiten für eine solche Art der Bestattung entschieden.
Der Baum, an dem das Namensschild des Verstorbenen angebracht wird, gibt auch der Trauer der Angehörigen und Freunde eine Orientierung. Dort können sie in Ruhe der Toten gedenken. Die Grabpflege wird von der Natur übernommen.
Individuelle Rituale bei der Bestattung
In 44 FriedWald-Standorten werden inzwischen bundesweit Beisetzungen angeboten. Die Ruhestätte im Wald kostet ab 770 Euro – je nachdem, ob es sich um einen von zehn Einzelplätzen an einem Gemeinschaftsbaum handelt oder um einen Platz an einem besonderen, einzelnen Baum. Wer ein Baumgrab wählt, muss sich grundsätzlich für eine Einäscherung entscheiden. Die Rituale der Bestattung bleiben jedoch weitgehend den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen überlassen. Und die Trauernden empfinden offenbar anschließend wie Erich Kästner, der schrieb: „Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.“