„Bei über 90 Prozent der Herzrhythmusstörungen handelt es sich um zusätzliche Herzschläge, die vom Fetus problemlos toleriert werden“, erklärt Professor Dr. med. Christoph Berg, stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Fetale Echokardiografie. Nichtsdestotrotz sollten Ärzte Auffälligkeiten abklären: Andere seltenere Rhythmusstörungen könnten für das Ungeborene gefährlich werden und zum Beispiel zu einer Herzinsuffizienz führen, berichten der Experte und seine Kollegen der Universitäts-Frauenkliniken Köln und Bonn in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Ultraschall in der Medizin“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart).
Schlägt das Herz unregelmäßig oder im falschen Tempo, fertigen Ärzte oft ein Elektrokardiogramm (EKG) an. Auf die Haut geklebte Elektroden zeichnen dabei die Herzstromkurve auf. Da dies beim Ungeborenen nicht möglich ist, setzen Pränatalmediziner ganz auf die Ultraschalluntersuchung des Herzens. „Die „fetale Echokardiografie“ ermöglicht es uns, Veränderungen in den Bewegungen der Vorhöfe und Kammern sichtbar zu machen“, erklärt Berg. Mittels Doppler-Sonografie können die Mediziner außerdem die zeitliche Abfolge von Vorhof- und Kammerschlägen bestimmen.
„Die Ergebnisse lassen darauf schließen, warum das Herz des Fötus ins Stolpern gerät“, so der Experte. In den meisten Fällen können die Ärzte die besorgten Eltern beruhigt nach Hause schicken: „Ab der 36. Schwangerschaftswoche haben 1,7 Prozent aller Föten zusätzliche Herzschläge“, so Berg. Solche „supraventrikulären Extrasystolen“ stören zwar kurzeitig den normalen Rhythmus, aber nach kurzer Zeit schlägt das Herz wieder regelmäßig.
Jedoch sind nicht alle Herzrhythmusstörungen harmlos: So können kreisende Erregungen zwischen Vorhöfen und Kammern zu sehr schnellen Herzfrequenzen führen und für das Kind gefährlich werden. Auch eine „Bradykardie“, also ein zu langsamer Herzschlag ist manchmal lebensbedrohlich. Im schlimmsten Fall kann der Kreislauf des Kindes gänzlich zusammenbrechen und das Kind in der Gebärmutter sterben.
Ob eine medikamentöse Therapie notwendig ist, müssen die Ärzte im Einzelfall entscheiden. Wichtig ist es auf jeden Fall, der Ursache der Rhythmusstörungen auf den Grund zu gehen. Die fetale Echokardiografie ermöglicht es den Medizinern, die Entwicklung der kleinen Herzen zu verfolgen und, falls nötig, schon vor der Geburt eine Behandlung einzuleiten. „Ziel ist es stets, das Überleben des Kindes bis zur Geburt zu sichern“, erklärt Mitautorin Professor Dr. med. Annegret Geipel, Vorstandsmitglied der DEGUM. Danach könnten die kleinen Patienten mit Medikamenten oder mittels eines Schrittmachers behandelt und, falls nötig, operiert werden. Über eine Suchmaschine auf der Homepage der DEGUM finden Schwangere qualifizierte DEGUM-zertifizierte Frauenärzte in ihrer Nähe:
Literatur:
Diagnostik und Therapie fetaler Rhythmusstörungen
Teil 1 – Methoden der Rhythmusdiagnostik, Extrasystolen und Bradyarrhythmien
C. Berg, I. Gottschalk, A. Geipel, U. Gembruch
Ultraschall in Med 2013; 34: 114–130
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