DEGRO: Neue S3-Leitlinie – Strahlentherapie ist beim Prostatakrebs gleichwertige Alternative zur Operation

"Prostatakrebs ist heilbar, solange der Tumor auf die Prostataregion begrenzt ist", sagt DEGRO-Präsidentin Professor Dr. med. Rita Engenhart-Cabillic, Direktorin der Abteilung für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg. Die bevorzugte Behandlung war lange die sogenannte radikale Prostatektomie. Hierbei entfernen die Ärzte die gesamte Vorsteherdrüse mit den benachbarten Samenblasen. "Mit der Strahlentherapie besteht seit langem die Möglichkeit, den Tumor auch ohne Operation zu beseitigen", erklärt Engenhart-Cabillic. "Hierfür sprechen nicht nur die guten Erfolgsaussichten der Strahlentherapie, sondern auch die geringere Rate an Komplikationen und Nebenwirkungen. Impotenz und Inkontinenz treten viel seltener auf als nach einer Operation."

Die Strahlentherapie erfolgt entweder von außen oder von innen. Bei letzterer Form, der sogenannten Brachytherapie, bringen die Ärzte die Strahlenquelle direkt in die Prostata ein. "Bei beiden Verfahren konnten wir in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte machen", berichtet die DEGRO-Präsidentin. "Die meisten Zentren verfügen mittlerweile über hochmoderne Geräte, die es uns erlauben, die Strahlen aus mehreren Richtungen punktgenau auf den Tumor zu lenken." Diese dreidimensionale konformale Strahlentherapie schone zum einen das Gewebe in der Umgebung der Prostata. Zum anderen konnte durch die punktgenaue Fokussierung die Strahlendosis beträchtlich gesteigert werden. Damit erhöhen sich auch die Heilungschancen für die Patienten. Auch die bei der Brachytherapie eingesetzten radioaktiven Implantate, sogenannte "Seeds", können heute dank verbesserter Ultraschallgeräte genauer platziert werden.

"Die neue interdisziplinäre Leitlinie dokumentiert, dass die Radiotherapie auch von anderen Fachärzten als gleichwertig anerkannt wird", betont Engenhart-Cabillic. Oft können sich Operation und Strahlentherapie auch ergänzen, führt die Expertin aus. Dies sei zum Beispiel der Fall, wenn sich bei der Operation zeigt, dass der Tumor die Organgrenze bereits überschritten hat oder wenn es später zu einem Anstieg des PSA-Werts kommt. Der PSA-Wert ist ein Tumormarker, der ein prostataspezifisches Antigen im Blut misst. "In diesen Fällen sollte eine postoperative Strahlentherapie zum Einsatz kommen", so Engenhart-Cabillic. Auch beim Befall einzelner Lymphknoten sei unter Umständen noch eine Strahlentherapie möglich. "Die neuen Geräte können auch einzelne Tumorherde außerhalb der Prostata ins Visier nehmen", berichtet die Expertin.

Zur Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist eine hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheits¬standards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomographie ermöglichen eine exakte Ortung der Krebsherde. Mit modernen Bestrahlungsgeräten können Radioonkologen die Strahlen dann punktgenau auf den Tumor lenken. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Quelle:
D. Böhmer, F. Wenz, T. Martin, F. Sedlmayr, W. Hinkelbein and T. Wiegel: Strahlentherapie des Prostatakarzinoms in der neuen S3-Leitlinie. Teil 1: Lokal begrenztes und lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom. In: Der Urologe 2010; 59: 211-215

T. Martin, F. Wenz, D. Böhmer, F. Sedlmayer, W. Hinkelbein, T.O. Henkel, K. Miller and T. Wiegel: Strahlentherapie des Prostatakarzinoms in der neuen S3-Leitlinie. Teil 2: Postoperative Strahlentherapie und Brachytherapie. In: Der Urologe 2010; 59: 216-220

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(idw, 04/2010)

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