„Wir sehen darin eine weitere gewichtige Stimme derer, die sich für eine längst überfällige Verhältnisprävention stark machen“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG.
Ungesunde Ernährung verursacht in Großbritannien jährlich 70.000 vorzeitige Todesfälle und belastet das Gesundheitssystem jedes Jahr mit Kosten von sechs Milliarden Pfund, heißt es in dem kürzlich veröffentlichten BMA-Bericht. Die Kosten für die Folgen von Übergewicht übersteigen damit im Vereinigten Königreich die Ausgaben für die Bekämpfung von Alkoholmissbrauch, Rauchen oder körperlicher Inaktivität.
Das Übergewicht betreffe insbesondere Kinder und Jugendliche, wie Professor Sheila the Baroness Hollins im Vorwort zum BMA-Bericht unterstreicht. Um gegenzusteuern, empfehlen die Autoren ein Bündel an Maßnahmen. Besonders wirkungsvoll sei eine Steuer auf stark zuckerhaltige Getränke, die mindestens zwanzig Prozent des Verkaufspreises betragen sollte. „Wir schätzen, dass eine solche Steuer in Großbritannien 180.000 Menschen vor Übergewicht bewahren würde”, schreibt Hollins. „Die Erfahrungen anderer Ländern mit Steuern auf ungesunde Lebensmittel und Getränke belegen positive gesundheitliche Effekte.“
Darüber hinaus raten die Autoren zu einem Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet. Eine transparente und verständliche Lebensmittelkennzeichnung sei ebenfalls erforderlich – entweder über eine Ampel-System oder eindeutige Beschreibungen wie „niedrig”, „mittel” und „hoch”.
Zur Umsetzung der Maßnahmen sprechen sich die Autoren für ein stufenweises Vorgehen aus: Bis 2017 – so die Empfehlung – solle systematisch der Salzgehalt in Produkten reduziert, bis 2020 schließlich landesweit Ziele zur Reduktion von Kalorien, Fett und Zucker erreicht werden.
„Wir setzen uns seit Längerem für genau diese Maßnahmen ein und begrüßen die Vorschläge der BMA daher uneingeschränkt“, betont Dr. Dietrich Garlichs. „In der internationalen Diskussion ist es unstrittig, dass eine Reduzierung des zu hohen Konsums von Zucker, aber auch von Fett und Salz dringend erforderlich ist, um den Tsunami chronischer Erkrankungen zu stoppen“, erklärt Garlichs weiter, der zugleich Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ist. Dieser Zusammenschluss von 17 medizinischen Fachgesellschaften und Forschungseinrichtungen hatte entsprechende Forderungen in einem Strategiepapier vor kurzem ebenfalls gefordert. Nach Ansicht der DANK-Experten spielt zudem frühe Prävention in Kindergarten und Schule eine zentrale Rolle. „Wichtig wären jeden Tag eine Stunde Sport, verbindliche Qualitätsstandards beim Schulessen und kostenlose Wasserspender, um den Konsum zuckerhaltiger Softdrinks zu verringern“, so Garlichs.
Wie erfolgreich Preissignale sein können, haben die Erfahrungen mit den Tabaksteuererhöhungen in Deutschland gezeigt. Durch sie konnte der Anteil der rauchenden Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren halbiert werden. Alkopops verschwanden nach der Einführung einer entsprechenden Steuer praktisch vom Markt.
Pressemitteilung der BMA mit Verweis auf den Report:
http://bma.org.uk/news-views-analysis/news/2015/july/food-for-thought-getting-the-recipe-right
Strategiepapier der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) zur Primärprävention
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Presse/Pressemitteilungen/150612_DANK-Strategiepapier.pdf
Achtung, Medienpreis zu gewinnen!
Die DDG schreibt auch in diesem Jahr drei Medienpreise aus, die mit insgesamt 6.000 Euro dotiert sind. Eingereicht werden können Artikel (Print und Online) sowie Beiträge aus Hörfunk und Fernsehen, die zwischen dem 1. August 2014 und dem 31. Juli 2015 publiziert wurden. Prämiert werden Arbeiten, denen es gelingt, eine breite Öffentlichkeit über das Krankheitsbild Diabetes mellitus aufzuklären und ein Bewusstsein für diese Krankheit und ihre Folgeerkrankungen zu schaffen. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2015. Weitere Informationen finden Sie auf der DDG Homepage.
Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft:
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.