David-Sackett-Preis geht an zwei Preisträger

Seit 2008 würdigt das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. herausragende Leistungen auf dem Gebiet der evidenzbasierten Medizin und Gesundheitsversorgung mit dem David-Sackett-Preis. 2014 wurde der Preis für zwei Forschungsleistungen vergeben: für die von Dr. Falk Schwendicke von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Eva Rehfuess und Kollegen von der LMU München und der Universität Liverpool. Die ausgezeichneten Arbeiten haben einen völlig unterschiedlichen Charakter: Während sich die Arbeitsgruppe um Eva Rehfuess mit einem globalen Gesundheitsproblem auseinandersetzt, nämlich der Household Air Pollution, widmet sich die Arbeit von Schwendicke einem der ureigenen Themen der Zahnmedizin: der Zahnkaries.

In Falk Schwendickes Arbeit werden Langzeitnutzen und Gesamtbehandlungskosten verschiedener Methoden der Kariesbehandlung analysiert. Ausgehend von einer systematischen Übersichtsarbeit zu Nutzen und Schaden verschiedener Methoden der Kariesbehandlung wurden mittels eines komplexen Simulationsmodells die Langzeitauswirkungen verschiedener Behandlungsmethoden über die Lebenszeit eines heute 15-jährigen Patienten hinweg analysiert. Schwendicke kommt zum Ergebnis, dass entgegen der verbreiteten Meinung, kariöses Dentin müsse vollständig entfernt werden, die partielle Entfernung sowohl die effektivste als auch die kostengünstigste Behandlungsmethode zu sein scheint. Die systematische Übersichtarbeit zeigt insbesondere auch auf, wie erschreckend lückenhaft die Datenlage im Bereich Zahnmedizin ist. „Die Arbeit hat unter Zahnmedizinern einen Diskussionsprozess um die richtige Vorgehensweise angestoßen und trägt so zu einem Prozess der kritischen Bewertung zahnmedizinischer Vorgehensweisen im Allgemeinen bei“, hob Jurymitglied Christine Witte, Referentin Wissenschaft bei der DCCV, Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.V. und Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss, in ihrer Laudatio hervor.

Die Arbeit von Eva Rehfuess, Elisa Puzzolo, Debbi Stanistreet, Daniel Pope und Nigel Bruce befasst sich mit der Luftverschmutzung in Haushalten, die beim Verbrennen von festen Brennstoffen (Holz, Dung) beim Kochen und Heizen entsteht. Diese Art der Luftverschmutzung betrifft weltweit 3 Milliarden Menschen, erhöht das Risiko für schwere Lungen-, Augen- und Herzerkrankungen und wird jährlich für geschätzte 3,5 Millionen Todesfälle verantwortlich gemacht. Bessere Herde oder andere Brennstoffe wären eine Strategie, um das Problem stark zu reduzieren, aber in der Praxis hakt es, wie so oft, an der effektiven Umsetzung dieser Strategie. Die Arbeitsgruppe füllte eine Evidenzlücke, indem sie eine sehr aufwendig recherchierte Übersicht zu allen wissenschaftlich untersuchten Faktoren erstellte, welche eine Reduktion dieser Form von Luftverschmutzung fördern oder hemmen können. Die Ergebnisse der Arbeit werden aktuell in neue Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingearbeitet.

Für das Preisgeld in Höhe von 2.000 € hat die Projektgruppe auch bereits eine Verwendung: „Unsere Arbeitsgruppe wird sich ein paar Tage in einem Cottage in der Nähe von Liverpool treffen, um einen neuen Projektantrag vorzubereiten. Im Kampf gegen Household Air Pollution gibt es noch viel zu tun!“, erklärte Eva Rehfuess in ihrer Dankesrede bei der feierlichen Übergabe des David-Sackett-Preises.

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