Unter Darmkrebs werden hier Krebserkrankungen des Dickdarms, des Mastdarms (Rektum) und des Darmausgangs (Anus) verstanden. Bei den weitaus meisten Krebserkrankungen des Darms handelt es sich um Adenokarzinome, die sich aus der Schleimhaut des Kolons oder Rektums entwickeln. Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Auch ernährungsbedingte Faktoren werden diskutiert, hier insbesondere eine ballaststoffarme, fettreiche Nahrung, ein hoher Anteil an rotem (eisenhaltigem) Fleisch, ein geringer Anteil an Gemüse sowie regelmäßiger Alkoholkonsum. Darmkrebs bei Verwandten ersten Grades erhöht das Erkrankungsrisiko, ob auf Grund genetischer Gemeinsamkeiten oder in Folge eines gemeinsamen Lebensstils, ist noch nicht abschließend geklärt. Bei der sehr seltenen familiären adenomatösen Polyposis (FAP) sowie dem erblichen nicht-polypösen kolorektalen Krebssyndrom (HNPCC) treten mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in jüngerem Erwachsenenalter Darmkrebsfälle auf. Im Vergleich dazu erhöhen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, wie die Colitis ulcerosa, nur in geringerem Maße das Krebsrisiko. Seit Ende 2002 wurde das gesetzliche Früherkennungs- Programm erweitert. Es besteht für gesetzlich krankenversicherte Personen ab dem 56. Lebensjahr ein Anspruch auf die Durchführung einer Darmspiegelung (Koloskopie) zur Früherkennung einschließlich einer Wiederholungsuntersuchung nach 10 Jahren. Alternativ dazu kann alle zwei Jahre ein Test auf verstecktes Blut im Stuhl durchgeführt werden. Ziel der präventiven Koloskopie ist dabei vor allem die Entdeckung und gleichzeitige Behandlung von Darmkrebs- Vorstufen (Adenome).Die primäre Therapie von Darmkrebs ist in der Regel operativ. Je nach Ausbreitung und Lokalisation des Tumors erfolgt sie in ein oder zwei Schritten. Die Wiederherstellung bzw. der Erhalt der Darmpassage sowie der sensorischen wie motorischen Stuhlkontinenz (Darmkontrolle) wird angestrebt (Preiß et al. 2008).
Trends von Inzidenz, Mortalität und Überlebensraten
Zwischen 1980 und 2004 hat die altersstandardisierte Inzidenz an Darmkrebs bei Männern um 45 % und bei Frauen um 25 % zugenommen, wobei die Raten seit Ende der 1990er-Jahre nicht mehr weiter gestiegen sin. Altersspezifisch stiegen die Erkrankungsraten am stärksten bei den über 75-jährigen Frauen und den 55- bis 74-jährigen Männern an. Die Zahl der jährlichen Erkrankungsfälle hat sich zwischen 1980 und 2004 bei den Männern auf etwa 37.000 verdoppelt, bei den Frauen stieg sie im gleichen Zeitraum um 60 % auf 36.000. Darmkrebs war im Jahr 2004 die zweithäufigste Krebserkrankung für beide Geschlechter. Die altersstandardisierten Sterberaten nahmen dagegen bei Frauen schon seit Mitte der 1980er- Jahre um insgesamt 35 %, bei Männern um 20 % ab. Jeweils etwa 14.000 Frauen und Männer verstarben im Jahr 2004 an Darmkrebs. Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten beim Darmkrebs verbesserten sich seit Beginn der 1980er-Jahre von 45 % auf etwa 60 % (2000 – 2004).
Prävalenz
Etwa 114.500 Männer und 113.200 Frauen lebten im Jahr 2004 in Deutschland mit einer bis zu 5 Jahren zurückliegenden Diagnose eines bösartigen Dickdarm- oder Enddarmtumors, bis zu 10 Jahre zurück lag die Diagnose bei 170.100 Männern und 174.300 Frauen. Etwa jeder zweite betroffene Mann und zwei von drei erkrankten Frauen waren 70 Jahre und älter. In dieser Altersgruppe sind, bezogen auf die 10-Jahres- Prävalenz, etwa 2 % der Bevölkerung betroffen. Seit 1990 sind die 5- bzw. 10-Jahres- Prävalenzen bei den Männern um etwa 80 % bis 85 %, bei den Frauen um 40 % bis 50 % gestiegen, der stärkste Anstieg war bei den 60- bis 79-jährigen Männern und bei den über 80-jährigen Frauen zu beobachten. Für das Jahr 2010 ist mit einem weiteren Anstieg der 5-Jahres-Prävalenz auf etwa 129.000 Männer und 119.000 Frauen zu rechnen.
Fazit
Die Zunahme der Erkrankungsraten, verbesserte Überlebenschancen und demografische Veränderungen haben von 1990 bis 2004 zu einer erheblichen Zunahme der Darmkrebsprävalenz geführt. Allein aufgrund der weiteren Zunahme des Anteils älterer Personen in der Bevölkerung ist bis 2010 mit einem weiteren Anstieg der 5-Jahres-Prävalenz auf etwa 119.000 Frauen und 129.000 Männer zu rechnen. (RKI 02/2010)