Darmkrebs-Präventionspreis 2017 für Arbeit zur Rolle von Bakterien bei der Darmkrebsentstehung

Der Darmkrebs-Präventionspreis wird von der Deutschen Krebsgesellschaft, der Stiftung LebensBlicke und der Deutschen Krebsstiftung für herausragende Projekte und Untersuchungen im Bereich der Darmkrebsprävention vergeben. Die Preisverleihung findet am 7. Juni 2018 anlässlich des vierten German Cancer Survivors Days in Berlin statt.

Bereits während der Geburt beginnt die Besiedlung des Magen-Darm-Traktes mit den verschiedensten Mikroorganismen. Der Dickdarm ist mit bis zu über 1.000 Keimen pro Gramm Stuhl der am dichtesten besiedelte Abschnitt. Zu den Hauptkomponenten der bakteriellen Stuhlflora zählen Vertreter der Familie der Bacteroidaceae. Das enterotoxische Bacteroides fragilis (ETBF) kann Krankheiten auslösen und kommt in mehr als 50 Prozent der Darmkrebspatienten vor. Im Mausmodell führt die Infektion mit ETBF zu einer erhöhten Produktion des Botenstoffes Interleukin-17; in der Folge kommt es zu einer verstärkten Immunantwort und zur Bildung von Tumoren im Dickdarm. Der Preisträger konnte durch seine Arbeit zeigen, dass Interleukin-17 im Tumormilieu zu einer Anreicherung von myeloischen Zellen, insbesondere von sogenannten myeloischen Suppressorzellen, führt. Diese Vorläufer der Blutzellen fördern eine chronische Entzündung, sie unterdrücken die zelluläre Immunabwehr und unterstützen die Versorgung des Tumors mit Wachstumsfaktoren.

Dass EBTF nicht nur in Mäusen, sondern auch im Menschen an der Darmkrebsentstehung beteiligt ist, belegt eine zweite zeitgleich erschienene Untersuchung: Sie zeigt, dass im Darm von Patienten mit einer erblichen Form von Dickdarmkrebs, der familiären adenomatösen Polyposis, neben EBTF auch verstärkt pathogene Escherichia coli-Stämme vorkommen. Untersucht man den mikrobiellen Besatz der Darmschleimhaut in den Biopsieproben dieser Patienten, findet man eine drastische Anreicherung dieser Bakterien. Die Kolonisierung beider Stämme im Mausmodell führt zu einer hohen Zahl an Tumoren im Darm der Mäuse.

„Die Arbeit des Preisträgers liefert wertvolle neue Ansätze für die Darmkrebsprävention“, begründet Prof. Dr. Jürgen Riemann von der Stiftung LebensBlicke die Entscheidung der Jury. Denkbar sei beispielsweise die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das bakterielle Toxin, das die Produktion von Interleukin-17 ankurbelt. Alternativ biete es sich an, nach Wirkstoffen suchen, die den entzündlichen Prozess unterbrechen, der zur Tumorentstehung führt. Mit einem geeigneten ETBF-Test könnte man außerdem Patienten mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko identifizieren, um ihnen frühzeitig entsprechende Therapien oder eine intensivierte Überwachung anzubieten.

„Wir wollen mit dem Darmkrebs-Präventionspreis generell die Erforschung von Krebsfrüherkennungsmaßnahmen und Prävention unterstützen“, ergänzt Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. „Dabei spielt der Transfer von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung eine wichtige Rolle. Umso mehr freuen wir uns, dass der Preis in diesem Jahr an einen Clinician Scientist geht, der seine klinische Tätigkeit mit einem starken wissenschaftlichen Interesse kombiniert.“

Der Darmkrebs-Präventionspreis

Der Darmkrebs-Präventionspreis ist eine Initiative der Deutschen Krebsgesellschaft, der Stiftung LebensBlicke und der Deutschen Krebsstiftung. Die Organisationen setzen sich gemeinsam für eine bessere Darmkrebsvorsorge und -früherkennung ein. Der Darmkrebs-Präventionspreis (bis 2014 Darmkrebs-Kommunikationspreis) wird jährlich vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.

Die Partner beim Darmkrebs-Präventionspreis

Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der DKG vertreten sind über 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften; dazu kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 34 Fördermitglieder. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf der Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität sowie konsequenten Qualitätsstandards und ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans. https://www.krebsgesellschaft.de

Die Stiftung LebensBlicke − Früherkennung Darmkrebs − mit Sitz in Ludwigshafen ist die erste Stiftung in Deutschland, die es sich seit 1998 zur Aufgabe gemacht hat, die Bevölkerung bundesweit umfassend über Früherkennungsmaßnahmen von Darmkrebs zu informieren und zur lebensrettenden Vorsorge zu motivieren. http://www.lebensblicke.de

Die Deutsche Krebsstiftung e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 2007 gegründet. Sie ist eine Vermögensstiftung, die die Erträge des Stiftungsvermögens satzungsgemäß für Projekte der Deutschen Krebsgesellschaft ausschüttet, beispielsweise für Wissenschaftsförderung sowie für Maßnahmen der Aufklärung, Prävention und Früherkennung. https://www.deutsche-krebsstiftung.de

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