Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie sehr Krankheiten auf die Psyche schlagen. Wer an COPS, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und dergleichen leidet, der muss sich geradezu täglich neu ins Leben zurück kämpfen. Je länger man betroffen ist, desto schwerer fällt es, weiterzumachen, sich aufzuraffen und buchstäblich die Zähne zusammen zu beißen. Besonders schwierig ist es für Erkrankte, deren Krankheit von außen einfach nicht sichtbar ist. Beim gebrochenen Bein beispielsweise bringen Mitmenschen Verständnis auf. Im Gips und auf Krücken wird einem kaum abverlangt, zu Höchstformen aufzulaufen.
Anders ist es, wenn chronische Erkrankungen die Seele belasten. Für Außenstehende wirken Betroffene wie ganz normale, gesunde Menschen. Warum man mit einer CED nicht gerade Lust hat, den Jahrmarkt zu besuchen, ist für viele nur schwer nachvollziehbar. Blutige Durchfälle, Krämpfe, Schwindel und andere Begleiterscheinungen will man als Betroffener nicht ständig neu erklären. Zum einen kann dies schnell unangenehm werden, zum anderen bleibt das erhoffte Verständnis am Ende doch sehr häufig aus.
Wenn die Seele krank wird
CED, COPD und ähnliche chronische Verläufe zwingen Betroffene dazu, sich zurückzuziehen. Man ist gerade in einem Schub ans Haus gebunden. Hier fühlen sich Erkrankte sicher, zumal sie alles vor Ort haben, was zum Lindern der Beschwerden benötigt wird. Da aber ein normales Leben nur noch schwer möglich ist, verfallen leider auch immer mehr Patienten in ein seelisches Loch. Die Psyche leidet immens darunter, dass man eben nicht so frei sein kann, wie man es ohne die Krankheit wäre.
Psychologen sind in solchen Fällen die erste Anlaufstelle. Doch aus Scham trauen sich viele Betroffene gar nicht erst, diese Hilfe anzunehmen. Sie verkriechen sich in der Spirale aus Schmerzen, Einsamkeit und Verzweiflung. Am Ende greifen viele zur Flasche, lindern die Beschwerden mit Drogen, berauschen sich und bekommen einen Zustand, der für sie weitaus angenehmer ist, als nur stumpf zu Hause zu sitzen und darauf zu warten, dass der Schub endlich vergeht.
Alkohol und Drogen verschlimmern die Situation
Süchte sind ein schleichender Prozess. Und je mehr sich Betroffene abschotten, desto weniger fällt dem Umfeld die seelische Veränderung auf. Wer unter einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leidet, der sollte natürlich tunlichst auf den Konsum von Alkohol verzichten. Ab dem gefühlten fünften Gläschen ist der Betroffene jedoch so berauscht, dass er die vom Alkohol ausgehenden Gefahren gar nicht mehr einschätzen kann. Ähnlich verhält es sich mit Drogen.
Rationales Denken ist für Menschen, die krank und sind und deren Psyche immer weiter leidet, gar nicht mehr möglich. Natürlich weiß ein gesunder Mensch, wie gefährlich Drogen und Alkohol sind – und dass sie eben nichts bessern, sondern alles nur noch schlimmer machen. Inzwischen ist sogar Spielsucht in Online Casinos, Apps und dergleichen offiziell als Krankheit anerkannt, da die seelischen Folgen ähnlich sind wie beim Konsum von Alkohol. Hilfe findet man durchaus auch im Internet. Es besteht dort die Möglichkeit, anonym unterstützt zu werden und im Chat mit anderen Betroffenen Erfahrungen auszutauschen. Bei beiden Formen der CED hat sich die DCCV bewährt, die nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche beim Umgang mit der Krankheit und möglichen Folgen unterstützt.
Flucht in die Spielsucht keine Seltenheit
Stellen wie die Anonymen Alkoholiker kennt man längst. Inzwischen gibt es auch die eine oder andere Spielsucht Therapie kann wirkungsvoll sein. Wenn die psychische Erkrankung die Folge eines anderen gesundheitlichen Problems ist, dann müssen jedoch mehrere Therapieansätze ineinandergreifen. Man muss also das Übel an der Wurzel packen. Oder anders gesagt: Hier ist die Sucht, gleich welcher Art, lediglich die Folge einer viel tiefer sitzenden gesundheitlichen Problematik. Chronische Erkrankungen lassen sich zwar nicht heilen, aber dennoch sehr gut behandeln.
Betroffene oder auch Angehörige sollten sich frühzeitig mit der Krankheit, sei es COPD, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung oder ähnliches, auseinandersetzen. Ärzte sind hier eine wunderbare Anlaufstelle, denn sie können einem genau aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, mit der Diagnose leben zu lernen. Bevor eine Spielsucht überhaut eintritt, weil man sich nur noch mit dem Smartphone oder PC anstatt mit Freunden und Verwandten verabredet, ist es ratsam, sich direkt nach Diagnosestellung an die entsprechenden Stellen zu wenden. Mit der richtigen Strategie ist das Leben trotz chronischer Erkrankung durchaus lebenswert.