COPD – Ein Mensch kann ohne Trinken und Essen einige Tage bis Wochen überleben, ohne Atmen jedoch nur ganz wenige Minuten. Die Atmung ist eine lebenswichtige Funktion des Körpers und wird von der Lunge ausgeführt. Sie sorgt dafür, den mit der Luft eingeatmeten Sauerstoff in den Körper und zu den Zellen zu transferieren und gleichzeitig das bei der Atmung entstandene Kohlendioxid und andere Schadstoffe wieder aus dem Körper herauszufiltern und mit der Ausatmung abzutransportieren. Kommt es nun aufgrund einer Erkrankung zu einem chronischen Sauerstoffmangel, richtet dieser langfristig große Schäden am menschlichen Organismus an. Zu diesen Krankheiten gehören die chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, kurz COPD. Die chronisch obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem werden darunter zusammengefasst.
Laut der Weltgesundheitsorganisation ist die COPD weltweit die vierthäufigste Todesursache. Alleine in Deutschland leiden rund fünf Millionen Menschen daran, mit steigender Tendenz. Betroffen sind etwa 15 Prozent der über 40-jährigen und rund 30 Prozent der über 70-jährigen. „Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist irreversibel, man kann sie nicht heilen, lediglich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten“, erklärt Prof. Dr. Henning König, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin des St. Marien-Hospitals Mühlheim an der Ruhr, einem Haus der Contilia Gruppe. „Die Bronchien sind dauerhaft geschädigt und verengt. Diese Verengung und Verkrampfung führt zu Atemnot, dem Hauptsymptom der COPD. Weitere Symptome sind Husten und schleimiger Auswurf, vor allem morgens. Typischerweise treten die Beschwerden nicht plötzlich auf, sie entwickeln sich langsam und schleichend über Jahre hinweg. Viele Betroffene vermuten hinter den ersten Symptomen nicht diese ernsthafte Erkrankung.“
Teufelskreis der Atemnot
Schreitet die Erkrankung fort, nimmt auch die Kraft der Lungen ab. Das macht sich besonders dann, wenn viel Sauerstoff gebraucht wird und man wie bei Anstrengungen tiefer und schneller ein- und ausatmen muss, bemerkbar. Die Betroffenen können die verbrauchte Luft nicht vollständig ausatmen und es kommt zu einer Überblähung der Lungenbläschen und Lunge, dem so genannten Lungenemphysem. – Durch die Überblähung der Lunge entsteht in der Lunge ein Luftstau und die Einatmung wird erschwert. Erneute Atemnot tritt auf, die sich bis hin zur Erstickungs- und Todesangst steigern kann. Automatisch versucht nun der Körper, die Atmung zu unterstützen und mit Muskelkraft die Luft aus den Lungen zu pressen. Dabei passiert es aber, dass auch die kleinen und weichen Verästelungen der Lunge – die Bronchien – zusammengepresst werden, sie verkrampfen und kollabieren. Dies hat zur Folge, dass die Atemnot nicht gelindert, sondern weiter verschlimmert wird. Es entsteht ein Teufelskreis, der unbehandelt zu immer schwereren Atemnotzuständen führt. Jeder Atemzug wird zur Qual und die Betroffenen sind letztendlich nur noch sehr eingeschränkt belastbar, selbst kurze Spaziergänge werden zur Anstrengung. Viele Erkrankte meiden darum körperliche Aktivitäten und schonen sich. Das wiederum verschlechtert die körperliche Kondition, beeinträchtigt das Herz-Kreislaufsystem und die Muskulatur baut sich ab. Insgesamt kommt es zu einer Einschränkung der gesamten Lebensqualität. Zusätzlich können Erkältungen und Infekte der Atemwege oder auch äußere Einflüsse wie extreme Wetterlagen – Hitze, Kälte oder hohe Luftfeuchtigkeit – Krankheitsschübe bewirken und den Gesundheitszustand kurzfristig verschlechtern. Der Leidensdruck der Erkrankten ist enorm groß. Wer schon einmal Atemnot hatte, kann es vielleicht erahnen.
Risiko Rauchen
Neben erblich bedingten Risikofaktoren können auch andere Schadstoffreizungen der Lunge, beispielsweise starke und langanhaltende Staubbelastungen oder gefährliche Gase am Arbeitsplatz, die Entstehung der Erkrankung begünstigen. Im Vergleich zum Risiko des Zigarettenkonsums sind diese Faktoren jedoch gering: Hauptursache einer COPD ist nach wie vor das Rauchen. Zwar können auch Nichtraucher erkranken, aber es ist belegt, dass neun von zehn COPD-Patienten rauchen oder geraucht haben. Prof. König: „Ausschlaggebend ist vor allem, wie viel und seit wann jemand raucht. Je länger und je mehr Zigaretten pro Tag geraucht wurden, desto höher ist das Risiko, an einer COPD zu erkranken. Da der Anteil der rauchenden Frauen stetig gestiegen ist, erkranken inzwischen fast ebenso viele Frauen wie Männer. Die weibliche Lunge scheint außerdem besonders empfindlich auf Zigarettenschadstoffe zu reagieren. Besorgniserregend ist auch das immer jüngere Einstiegsalter beim Nikotinmissbrauch, sowohl bei Jungen wie auch bei Mädchen.“
Gezieltes Training
Je früher eine COPD diagnostiziert und behandelt wird, desto besser kann der Verlauf der Erkrankung beeinflusst und die Beschwerden gemildert werden. Der Hausarzt überweist den Patienten bei einem Verdacht auf COPD an einen Lungenspezialisten. „Die Lungenfunktionsprüfung ist das wichtigste Diagnoseverfahren, um die Krankheit festzustellen“, so Prof. König. „Mit Hilfe der Spirometrie wird unter anderem die Luftmenge, die maximal ausgeatmet werden kann, gemessen. Aus dem Beschwerdebild und den Messergebnissen wird die COPD des Patienten in die unterschiedlichen Schweregrade eingeteilt und medikamentös therapiert. Zusätzlich sollte der Patient spezielle Atemtechniken erlernen und die Angst und Panik bei auftretender Atemnot durch gezieltes Training beherrschen lernen“. (EKE 01/2010)