Mikrobiota haben Einfluss auf physiologische Funktionen: Sie sind u. a. für die Prägung des Immunsystems, die Abwehr von Pathogenen sowie für verschiedene Stoffwechselprozesse wichtig.(15) Dank der Mikrobiom-Forschung ist bekannt, dass Mikrobiota in jedem Menschen individuell zusammengesetzt sind. Verändert sich aber das Gleichgewicht zwischen Mensch und Mikrobiota – z. B. durch ungesunde, fettreiche Ernährung, Medikamente, Erkrankungen – führt dies zu einer Dysbiose, was die Gesundheit wesentlich beeinträchtigen kann.
Gastroenterologe Prof. Dr. med. Robert Ehehalt, Heidelberg, widmet sich im Rahmen seiner Arbeiten mit der spannenden Welt der Mikroorganismen und beleuchtet im Besonderen das „Mysterium Mikrobiom“. Seit mehr als zehn Jahren erfolgt laut Ehehalt eine systematische Erforschung der den Menschen bewohnenden Mikroben sowie deren Bedeutung für die Gesundheit. „Der Mensch ist eine Art ‚Superorganismus‘. Er lebt in enger Symbiose mit seinen Mikrobiota, d. h. mit den über 100 Billionen Mikroorganismen, die die inneren und äußeren Oberflächen des Körpers be- siedeln“, so Ehehalt.(14) Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Gene/Genome (DNA) dieser vorwiegend im Verdauungstrakt befindlichen Mikroorganismen.
Für die Entstehung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind wahrscheinlich u. a. dysbiotische Veränderungen ursächlich beteiligt, erklärte Ehehalt. Auch bei der Entstehung der Rheumatoiden Arthritis (RA) spielt vermutlich die Zusammensetzung der Mikrobiota eine Rolle: Bei Patienten mit neu diagnostizierter, noch unbehandelter Rheumatoider Arthritis (RA) findet sich u. a. das Bakterium Prevotella copri häufiger im Darm als bei Menschen ohne RA.(16) P. copri supprimiert das Immunsystem und metabolisiert Vitamine. Zudem verdrängt es möglicherweise Teile der erworbenen intestinalen Mikrobiota, weshalb vermutlich daher bei den RA-Patienten die Anzahl der „guten“ Mikroorganismen reduziert ist.(16)
Die Mikrobiom-Forschung zeigt, dass das Darm-Mikrobiom bereits positiv auf eine kurzzeitige Umstellung der Kost, beispielsweise auf vorwiegend pflanzliche, reagiert.(17) Zudem hätte sich die Gabe von Probiotika sowie die Fäkal-Transplantation in klinischen Studien als vielversprechend zur Korrektur der Dysbiose erwiesen.(18) „Es könnte daher sinnvoll sein, bei Patienten mit chronisch- entzündlichen Erkrankungen wie RA, CED oder Psoriasis neben der medikamentösen Therapie auch im Einzelfall eine Symbioselenkung mittels Ernährungsumstellung, Probiotikagabe oder vielleicht sogar mit einer Fäkal-Transplantation ergänzend durchzuführen“, meinte der Gastroenterologe. „Die Erkenntnisse aus der Mikrobiom-Forschung könnten zudem vielleicht helfen, bei diesen Erkrankungen das Ansprechen auf Biologika-Therapien zu verbessern“, schloss Ehehalt.
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