CED – Behandlungserfolge durch interdisziplinäre Zusammenarbeit

Forschung im Labor

Von der chronisch entzündlichen Darmkreinkheit (kurz CED genannt) sind weltweit ca. 350.000 Menschen betroffen. Die Diagnose, die häufig zwischen dem 15. Und 35. Lebensjahr gestellt wird, ist nicht ansteckend; die Lebenserwartung Betroffener ist aufgrund des heute guten Forschungsstandes nicht verringert. Wissenschaftler und Mediziner können trotz dessen bisher keine Aussage treffen, wie es zur Ursache der chronisch entzündlichen Darmkreinkheit kommt. Die unterschiedlich starke Entzündung des Darms ist charakteristisch für die CED. Sowohl Schleimhaut als auch Wandabschnitte des Darms können betroffen sein.

Verständnis von CED aus Arzt- und Patientensicht für Behandlung wichtig

Um optimale Behandlungserfolge erzielen zu können spielt das Verständnis der CED eine besondere Rolle. Patienten profitieren von Behandlungserfolgen, wenn eine optimale Versorgung durch interdisziplinäre Zusammenarbeit gegeben ist. Enge Vernetzungen innerhalb von Kliniken, wie sie im Agaplesion Markus Krankenhaus in Frankfurt am Main gegeben sind. Verschiedene Fachdisziplinen arbeiten hier unter einem Dach und behandeln mehr als 2.000 Patientinnen und Patienten mit der Diagnose pro Jahr. Die weltweit steigende Zahl Betroffener verdeutlicht, wie wichtig die Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ist. Eine Behandlung, wie sie im CED-Zentrum des Agaplesion Markus Krankenhaus gegeben ist und wo die CED-Therapie als Teamwork angesehen wird.

Tipp: Übersicht qualifizierter Anwenderzentren in Deutschland


Vorgestellt und im Überblick:
ADMIRE-CD – Die Klinische Phase-III-Studie zu Alofisel (Carvadstrocel)

Die pivotale Phase-III-Studie ADMIRE-CD1 untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Darvadstrocel bei der Behandlung von komplexen therapierefraktären perianalen Fisteln bei Morbus Crohn. Darvadstrocel sind expandierte allogene adipöse (aus Fettzellen hergestellte) Stammzellen (eASC), die lokal unterhalb der inneren Fistelöffnung und im Verlauf des Fistelganges in das um- gebende Gewebe injiziert werden. Mesenchymale Stammzellen verfügen über immunmodulatorische und antiinflammatorische Eigenschaften.1

Basierend auf den ADMIRE-CD-Daten wurde Darvadstrocel im März 2018 zugelassen zur Behand- lung erwachsener Patienten mit nicht-aktivem/gering aktivem luminalem Morbus Crohn (MC) und komplexen perianalen Fisteln, die unzureichend auf mindestens eine konventionelle oder biologische Therapie angesprochen haben.2 Als konventionelle Therapie wurde in ADMIRE-CD die Behandlung mit Antibiotika (Ciprofloxacin, Metronidazol), Immunmodulatoren (Azathioprin, Mercaptopurin [6-MP]) und Methotrexat definiert, als biologische Therapie die Behandlung mit einem TNFα-Antagonisten.


Weiterführende Informationen zum Studiendesign

  • Multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Parallelgruppenstudie der Phase III an 49 Kliniken in 7 europäischen Ländern und Israel
  • 212 erwachsene Patienten mit seit mindestens 6 Monate bestehendem nicht-aktivem oder gering aktivem MC und therapierefraktären komplexen perianalen Fisteln,
    • die auf mindestens eine konventionelle oder biologische Therapie unzureichend angesprochen hatten
    • die maximal 2 innere und 3 externe Öffnungen aufweisen
    • die vor Studienbeginn mindestens 6 Wochen lang sezernierten
  • 1:1-Randomisierung der Patienten zur einmaligen Anwendung mit Darvadstrocel-Zellen (eASC) (n = 107) oder Placebo (Kochsalzlösung) (n = 105)
  • Stratifizierung der Patienten entsprechend ihrer Begleittherapie (Anti-TNFα und/oder Immun- modulatoren oder keine)
  • In beiden Gruppen standardisierte präoperative Vorbereitung mit MRT des Beckens, klinische Untersuchung unter Narkose, Fistelkürettage und ggf. Platzierung einer Fadendrainage (Seton) mindestens 2 Wochen vor Behandlung mit Darvadstrocel
  • Am Tag der Applikation in beiden Gruppen standardisierte chirurgische Therapiemaßnahme – ggf. Entfernung vorhandener Setonfäden, Kürettage des Fistelganges und Nahtverschluss der inneren Fistelöffnung – vor Gabe der Studienmedikation:
    • Gabe von entweder 24 ml eines Kulturmediums mit 120 Millionen eASC (n = 107) oder 24 ml Kochsalzlösung (n = 105)
  • Weiterführung der vorangegangenen Behandlung war während der Studie möglich
  • Klinische sowie radiologische Beurteilungen durch den Gastroenterologen bzw. Radiologen erfolgten verblindet, die Injektion der Studienmedikation durch den Chirurgen aufgrund der klar erkennbaren Unterschiede von Studienmedikation und Kochsalzlösung nicht-verblindet

Endpunkte

Primärer Endpunkt (in Woche 24)

  • Kombinierte Remission:
    • Verschluss aller behandelten externen, zu Studienbeginn sezernierenden Fisteln
    • Abwesenheit von größeren Flüssigkeitsansammlungen (> 2 cm) der behandelten perianalen Fisteln in mindestens zwei von drei Dimensionen, bestätigt durch ein zentral verblindetes MRT
  • Zusätzlich: Im Langzeit-Follow-up Überprüfung der kombinierten Remission in Woche 523 und Woche 104

Sekundäre Endpunkte der Wirksamkeit

  • Klinische Remission: Verschluss aller behandelten externen, zu Studienbeginn sezernierenden Fisteln
  • Klinisches Ansprechen: Verschluss von mindestens 50 % der behandelten externen, zu Studien- beginn sezernierenden Fisteln

Weitere sekundäre Endpunkte

  • Perianal Disease Activity Index (PDAI)
  • Lebensqualität des Patienten: gemessen anhand des Inflammatory Bowel Disease Questionnaire(IBDQ) und dem Crohn’s Disease Activity Index (CDAI)
  • Zeit bis zum Erreichen der kombinierten Remission
  • Rezidiv und Zeit bis zum Rezidiv
    • Rezidiv definiert als erneute Öffnung einer der behandelten externen Fisteln mit klinisch festgestellter Ableitung oder Entwicklung einer perianalen mittels MRT bestätigten Flüssigkeitsansammlung > 2 cm Ausdehnung in der Umgebung der behandelten Fisteln bei Patienten, die bereits in klinischer Remission waren

Sicherheit: Erfassung von unerwünschten Ereignissen

Statistisch ausgewertete Studienpopulationen

  • Intention-to-Treat (ITT)-Population: alle randomisierten Patienten (n = 212); Darvadstrocel-Gruppe (n = 107) und Placebo-Gruppe (n = 105)
  • Modifizierte Intention-to-Treat (mITT)-Population: alle randomisierten, mit der Studienmedikation behandelten Patienten, bei denen mindestens einmal nach Studienbeginn die Wirksamkeit überprüft wurde (n = 204)
  • Per-Protokoll-Population: alle randomisierten und behandelten Patienten mit MRT (nach Studienbeginn) und klinischer Fisteluntersuchung, bei denen keine größeren Abweichungen vom Studienprotokoll auftraten, die den primären Endpunkt beeinflussen
  • Sicherheitspopulation: alle Patienten, die die Studienbehandlung erhalten haben (Darvadstrocel n =103, Placebo n = 102; gesamt n = 205)

Studienergebnisse

Primärer Endpunkt in Woche 241

  • ITT-Population: Kombinierte Remission unter Darvadstrocel signifikant häufiger im Vergleich zu Placebo
    • 50%vs.34%;97,5%-KI0,2–30,3(p=0,024)
  • mITT-Population: Kombinierte Remission unter Darvadstrocel signifikant häufiger im Vergleich zu Placebo
    • 51%vs.36%;97,5%-KI0,5–31,2(p=0,021)

Diese Ergebnisse wurden in der Per-Protokoll-Population bestätigt.

Primärer Endpunkt in Woche 52
Langzeitergebnisse in Woche 52 nach Behandlung3 wurden in der mITT-Population von 70 Patienten der Darvadstrocel-Gruppe und 61 Patienten der Kontroll-Gruppe erhoben.

  • mITT-Population: Kombinierte Remission unter Darvadstrocel signifikant häufiger im Vergleich zur Kontrolle
    • 56,3%vs.38,6%;95%-KI4,2–31,2(p=0,010)

Ergebnisse der Sicherheitsanalyse1,3

Woche 24

  • Unerwünschte Ereignisse in beiden Behandlungsarmen vergleichbar in Häufigkeit und Art, meist mild oder moderat
    • Gesamt: unter Darvadstrocel 66 % vs. 65 % unter Kontrolle
    • Häufige unerwünschte Ereignisse (≥ 5 % der Patienten einer Behandlungsgruppe); am häufigsten:
      • Proktalgie: unter Darvadstrocel 13 % vs. 11 % unter Kontrolle
      • Analabszess: unter Darvadstrocel 12 % vs. 13 % unter Kontrolle
      • Nasopharyngitis: unter Darvadstrocel 10 % vs. 5 % unter Kontrolle
  • Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse unter Darvadstrocel 17 % vs. 14 % unter Kontrolle
      • Am häufigsten: Analabszess unter Darvadstrocel 9 % vs. 7 % unter Kontrolle
  • Behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse unter Darvadstrocel mit 17 % seltener als unter Kontrolle mit 29 %; am häufigsten:
      • Analabszess: unter Darvadstrocel 6 % vs. 9 % unter Kontrolle
      • Proktalgie: unter Darvadstrocel 5 % vs. 9 % unter Kontrolle
      • Schmerzen während der Behandlung: unter Darvadstrocel 1 % vs. 2 % unter Kontrolle
  • Schwerwiegende behandlungsbezogene Nebenwirkungen unter Darvadstrocel 5 % vs. 7 % unter Kontrolle; am häufigsten:
      • Analabszess in beiden Gruppen 5 %
      • Proktalgie oder Analentzündung: unter Darvadstrocel keine vs. 1 % unter Kontrolle

Woche 52

  • Unerwünschte Ereignisse in beiden Behandlungsarmen vergleichbar häufig
    • Gesamt: unter Darvadstrocel 76,7 % vs. 72,5 % unter Kontrolle
    • Häufige unerwünschte Ereignisse (≥ 5 % der Patienten einer Behandlungsgruppe); amhäufigsten:
      • Analabszess/Fistel: unter Darvadstrocel 33,0 % vs. 29,4 % unter Kontrolle
      • Proktalgie: unter Darvadstrocel 14,6 % vs. 11,8 % unter Kontrolle
      • Nasopharyngitis: unter Darvadstrocel 10,7 % vs. 4,9 % unter Kontrolle
  • Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse unter Darvadstrocel 24,3 % vs. 20,6 % unter Kontrolleo
    • Am häufigsten: Analabszess/Fistel unter Darvadstrocel 15,5 % vs. 9,8 % unter Kontrolle
  • Behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse unter Darvadstrocel mit 20,4 % seltener als unter Kontrolle mit 26,5 %; am häufigsten:
      • Analabszess/Fistel: unter Darvadstrocel 12,6 % vs. 15,7 % unter Kontrolle
      • Proktalgie: unter Darvadstrocel 4,9 % vs. 7,8 % unter Kontrolle
      • Schmerzen während der Behandlung: unter Darvadstrocel 1,0 % vs. 2,0 % unter Kontrolle
  • Schwerwiegende behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse in beiden Gruppen gleich mit 6,8 % unter Darvadstrocel bzw. 6,9 % unter Kontrolle; am häufigsten:
      • Analabszess/Fistel: unter Darvadstrocel 6,8 % vs. 4,9 % unter Kontrolle
      • Proktalgie oder Analentzündung: unter Darvadstrocel keine vs. 1,0 % unter Kontrolle

Weitere Informationen

Informieren Sie sich über die CED-Therapie und den aktuellen Studien- / Forschungsstand auch unter diesem Link (hier klicken). Sehen Sie im Video: Stammzellen OP mit Alofisel® von Dr. Scherer


Quellen und Verweise

1 Panés J et al. Lancet 2016; 388: 1281–1290
2 Fachinformation Alofisel®, Stand: April 2019
3 Panés J et al. Gastroenterology 2018. doi: 10.1053/j.gastro.2017.12.020.
4 Panés J et al. Lancet 2016; 388: 1281–1290, Supplementary Appendix

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