CCCO ist Partner im Bayerischen Zentrum für Krebsforschung

Eine halbe Million Menschen erkranken bundesweit jedes Jahr an Krebs. Und die Zahlen steigen. So hat sich die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen seit Anfang der 1970er Jahre in Bayern fast verdoppelt, auch wenn die moderne Medizin die letzten Jahre große Fortschritte gemacht hat. Ein Grund dafür liegt in der alternden Gesellschaft, da mit dem Alter auch die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt. Doch welche Möglichkeiten hat die moderne Krebsmedizin? Um eine Antwort auf diese Frage zu geben, hat das Bayerische Kabinett in seiner Sitzung am Dienstag, dem 9. Juli 2019, das Bayerische Zentrum für Krebsforschung beschlossen. In diesem bündelt sich die onkologische Expertise aller sechs bayerischen Universitätsklinika und medizinischer Fakultäten. Im Kabinettsbeschluss heißt es, dass dadurch noch effizientere Forschungsergebnisse erzielt und die Prävention, Diagnose sowie Therapie weiter verbessert werden. Außerdem nehme Bayern mit diesen Strukturen auch im Bereich Krebsforschung bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Wichtiger Partner im BZKF ist das Comprehensive Cancer Center Ostbayern.

„Das BZKF ist aus unserer Sicht ein zukunftsweisendes Projekt. Die Bündelung der Kompetenzen und die damit verbundene, erweiterte Infrastruktur eröffnet uns neue Möglichkeiten in der Krebsmedizin. Wir erhoffen uns dadurch langfristig eine verbesserte Diagnostik, innovative Therapieoptionen und eine schnellere Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis. Zentrum all unserer Bemühungen ist der Patient, der nachhaltig profitieren soll“, kommentiert Professor Dr. Oliver Kölbl, Sprecher des University Cancer Center Regensburg am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) und Vorstandsmitglied des CCCO, die Zentrumsgründung.

Vernetzung der bayerischen Comprehensive Cancer Center

Basis für das BZKF bilden die Comprehensive Cancer Center an den sechs bayerischen Universitätsstandorten. Dabei handelt es sich um onkologische Zentren, die nach den Struktur- und Qualitätsvorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft arbeiten und über hohe Versorgungsstandards verfügen.

Das Comprehensive Cancer Center Ostbayern besteht aus drei Säulen. Die erste bildet die klinische Versorgung innerhalb des University Cancer Centers Regensburg (UCC-R). Das UCC-R zählt zu den größten onkologischen Zentren in Deutschland und stellt eine hausübergreifende Zusammenarbeit der Krebszentren des UKR und des Caritas-Krankenhauses St. Josef dar. Zweite Säule bildet eine intensive onkologische Forschung und die dritte ein regionales Netzwerk. Hierzu zählen aktuell rund 40 niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen, verteilt über ganz Ostbayern.

Etablierung nachhaltiger Strukturen für die Spitzenforschung

Die Expertise und die Strukturen aller bayerischen CCCs werden nun in einem übergreifenden Zentrum, dem BZKF, gebündelt. „Die sechs bayerischen Universitätsmedizinstandorte bieten eine optimale Basis für ein international wettbewerbsfähiges Krebsforschungszentrum, das die Versorgung von Krebspatienten in allen Landesteilen unter Einbindung aller Versorgungspartner und Nutzung der Digitalisierung wohnortnah realisiert. Durch die Vernetzung auf allen Ebenen können wir standortübergreifend die Herausforderungen der Zukunft angehen“, so Professor Dr. Tobias Pukrop, Vorstandsvorsitzender des CCCO.

Die derzeitigen Entwicklungen in der onkologischen Forschung, insbesondere in der zielgerichteten, molekularen Krebstherapie und Immuntherapie sowie in der Medizintechnik und Informationstechnologie, nährt die Hoffnung, dass deutlich mehr Krebserkrankungen als bisher verhindert oder früher erkannt und durch innovative Therapieverfahren geheilt werden können. In der derzeitigen Klinik-Infrastruktur besteht aber die Herausforderung, dass Studien und Forschungsprojekte oft nur an einzelnen Standorten stattfinden und dadurch zum einen nicht alle Patienten Zugang haben und zum anderen das generierte Wissen anderen Standorten oft erst mit zeitlicher Verzögerung vorliegt. Mit dem BZKF entstehen nun erstmals nachhaltige, vernetzte Strukturen für die Spitzenforschung mit Breitenwirkung für alle Patienten in Bayern. Das BZKF ist die organisatorische Dachstruktur zur Durchführung früher klinischer Umsetzungsforschung, integriert die bereits vorhandenen Schwerpunkte und Verbünde und versorgt die Bevölkerung in allen Regionen Bayerns.
„So entstehen patientennahe Forschungsinfrastrukturen, die es ermöglichen, neueste Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schnell und effektiv, direkt in innovative Diagnoseverfahren und Therapien in der Routineversorgung einzubringen“, erläutert Professor Pukrop.

Wohnortnaher und flächendeckender Zugang zu den neuesten Verfahren

Der Forschungsstandort Regensburg bringt sich mit seinen Forschungs- und Versorgungsschwerpunkten aktiv in das BZKF ein. So sind alle im CCCO tätigen wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Grundlagen- und Versorgungsforschung aktiv, um die Entstehung der Krankheiten besser zu verstehen und neue Therapien zu erforschen bzw. bestehende weiterzuentwickeln. Neben vielen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Einzelprojekten zur Krebsforschung, beschäftigen sich auch drei mit einem zweistelligen Millionenbetrag geförderte Verbundprojekte mit der Krebsmedizin (Sonderforschungsbereich SFB Transregio 221, Klinische Forschungsgruppe 262, Forschungsgruppe 2127). Außerdem laufen am UKR derzeit viele Studien im Bereich der personalisierten Medizin, beispielsweise im Bereich der Immun-Onkologie. Auch zelluläre Therapien mit aufwändiger Produktion der Zellpräparate können am UKR angeboten werden. Am UKR wurde das Interdisziplinäre Centrum für medikamentöse Tumortherapie (ICT) aufgebaut, das Patienten verschiedener Fachrichtungen eine spezialisierte ambulante Therapie ermöglicht. Innerhalb des ICT besteht auch die Möglichkeit, im Rahmen einer Early Clinical Trial Unit Zugang zu sehr frühen klinischen Studien zu erhalten.

In Zukunft werden Patienten des CCCO auch zu Studien der anderen universitätsmedizinischen Standorte Zugang haben und umgekehrt, was die Versorgungsmöglichkeiten enorm erhöht. „Die bayerische Bevölkerung wird durch das BZKF wohnortnah und flächendeckend Zugang zu den neuesten Verfahren der Früherkennung, Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von Krebs erhalten – und dies wesentlich umfassender und früher, als das die universitäre Krankenversorgung bisher leisten konnte“, beschreibt Professor Kölbl die Vorteile der Infrastruktur des BZKF.

Mit Beschluss des Bayerischen Kabinetts nimmt das BZKF nun seine Arbeit auf. Im ersten Schritt wird dafür die an allen Standorten erforderliche, gemeinsame Grundstruktur geschaffen. Diese Infrastrukturmaßnahmen reichen von einem IT-Datenmanagement, spezifischer Laborausstattung und Tumorbiobanken bis hin zu Early Clinical Trial Units und einem flächendeckenden Studiennetzwerk.

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