Bei den bösartigen Tumoren der weiblichen Brustdrüse handelt es sich ganz überwiegend um Adenokarzinome. Höheres Lebensalter, eine frühe erste Regelblutung (Menarche), Kinderlosigkeit oder ein höheres Alter bei der ersten Geburt gelten ebenso als Risikofaktoren wie ein später Beginn der Wechseljahre, starkes Übergewicht, Bewegungsmangel, ionisierende Strahlung, Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum. Die Einnahme hormoneller Antikonzeptiva (Pille) ist mit einem vorübergehend leicht erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden. Eine Hormonersatztherapie in Klimakterium und Postmenopause erhöht bei längerer (mehr als fünf Jahre) dauernder Anwendung das Brustkrebsrisiko. Frauen, in deren Verwandtschaft Brustkrebserkrankungen aufgetreten sind, tragen ein vergleichsweise höheres Risiko. Die heute als deutlich risikosteigernd bekannten »Brustkrebsgene« (BRCA) lassen sich allerdings nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen nachweisen. Es wird davon ausgegangen, dass weitere Gene an der Entstehung von Brustkrebs bei Frauen beteiligt sein könnten. Bereits seit 1971 haben gesetzlich krankenversicherte Frauen (in den alten Bundesländern) ab dem 30. Lebensjahr Anspruch auf eine einmal jährliche Brustkrebsfrüherkennungsuntersuchung mit Abtasten der Brust und Anleitung zur Selbstuntersuchung. Seit dem Jahr 2004 wurde zusätzlich bundesweit ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening-Programm für 50- bis 69-jährige Frauen aufgebaut. Die primäre Therapie des invasiven Mammakarzinoms besteht grundsätzlich in der kompletten Entfernung des Tumors. Dabei wird zunehmend eine die Brust erhaltende Vorgehensweise mit anschließender Bestrahlung praktiziert, häufig in Kombination mit zusätzlicher Chemo- und Hormontherapie. Hormon- und Strahlentherapie kommen auch palliativ bei Metastasierung zum Einsatz (Preiß 2008). Gerade beim Brustkrebs sind längere Krankheitsverläufe nicht selten, so dass gerade auch die Angabe der 10-Jahres-Prävalenzen hier eine besondere Bedeutung für die Versorgungsplanung und Abschätzung der notwendigen Ressourcen im Gesundheitssystem gewinnt.
Trends von Inzidenz, Mortalität und Überlebensraten
Die altersstandardisierte Brustkrebsinzidenz ist zwischen 1980 und 2004 um insgesamt ca. 50 % gestiegen. Dieser Anstieg vollzog sich zunächst relativ gleichmäßig in allen Alters- gruppen, seit 1990 ist er nur noch im Altersbereich zwischen 45 und 69 Jahren zu beobachten. Die absolute Zahl an Erkrankungsfällen stieg seit 1980 um 67 %. Im Jahre 2004 erkrankten etwa 57.000 Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter lag bei 63 Jahren und damit deutlicher niedriger als bei den meisten anderen Krebserkrankungen. Das Mammakarzinom ist mit einem Anteil von 28 % mit Abstand die häufigste Krebserkrankung der Frau. Zwischen zehn und zwölf von hundert Frauen in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an einem bösartigen Tumor der Brustdrüse. Die altersstandardisierte Mortalität der Frauen an Brustkrebs entwickelte sich nach einem Anstieg in den 1980er-Jahren zuletzt deutlich rückläufig und lag in 2004 um 5 % niedriger als 1980. Diese Entwicklung betraf dabei vor allem Frauen unter 60 Jahren. Die absolute Anzahl der jährlichen Sterbefälle an Brustkrebs in Deutschland ist mit etwa 18.000 Frauen seit 1990 nahezu konstant. Brustkrebs verursacht damit nach wie vor die meisten krebsbedingten Todesfälle bei Frauen. Die Überlebensraten von Patientinnen mit Brustkrebs haben sich in Deutschland innerhalb der letzten 20 Jahre kontinuierlich verbessert. Anfang der 1980er-Jahre lagen die relativen 5-Jahres- Überlebensraten von Frauen mit Brustkrebs noch bei 69 %, bei Anfang dieses Jahrzehnts diagnostizierten Frauen wurden relative 5-Jahres Überlebensraten von 81 % erreicht.
Prävalenzen
Im Jahr 2004 lebten in Deutschland etwa 386.500 Frauen, bei denen in den vorangegangenen zehn Jahren Brustkrebs festgestellt wurde. Dies entspricht etwa 0,9 % der weiblichen Bevölkerung, ab dem 50. Lebensjahr sind etwa 2 % aller Frauen betroffen. Bei etwa 236.000 Patientinnen lag die Diagnose bis zu fünf Jahren zurück. Etwa die Hälfte aller Frauen, die im Jahr 2004 seit bis zu zehn Jahren mit der Diagnose Brustkrebs lebten, waren zwischen 50 und 69 Jahren alt, etwa jede sechste betroffene Frau war jünger als 50 Jahre. Insgesamt nahmen die 5- bzw. 10-Jahres Prävalenzen zwischen 1990 und 2004 um etwa 40 % zu. Mit mehr als 50 % ist der Anstieg bei den 50- bis 69-jährigen Frauen besonders ausgeprägt. Neben den verbesserten Überlebensaussichten trägt vor allem die Zunahme der Erkrankungsraten in dieser Altersgruppe zum deutlichen Anstieg der Gesamtpävalenzen bei. Demografische Veränderungen haben hieran nur einen relativ geringen Anteil. Bei Annahme zuletzt unveränderter Inzidenzund Überlebensraten ergäbe sich für das Jahr 2010 eine 5-Jahres-Prävalenz von 249.600 Frauen (10-Jahres-Prävalenz: 416.000 Frauen).
Fazit
Die Zunahme der Erkrankungshäufigkeit und die Verbesserung der Überlebensraten haben bei Frauen mit Brustkrebs zu einem deutlichen Anstieg der Prävalenzen geführt. Am stärksten ausgeprägt ist diese Zunahme im Altersbereich zwischen 50 und 69 Jahren. Gerade für diese Altersgruppe, die gleichzeitig auch Zielgruppe des Mammographie-Screening-Programms ist, wird sich der Anstieg in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach zunächst weiter fortsetzen. Die sich rechnerisch ergebende Zahl von 250.000 bzw. 416.000 Frauen für die 5- bzw. 10-Jahres-Prävalenz im Jahr 2010 ist daher als deutliche Unterschätzung anzusehen, da die Effekte aus dem Screening in den vorliegenden Daten noch nicht abgebildet sind. (RKI 02/2010)