Brustkrebs – Behandlung in einem zertifizierten Brustzentrum erhöht Heilungschance

Brustkrebs – Warum eine Behandlung in einem zertifizierten Brustzentrum die Heilungschance erhöht

Jede 10. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Nach europäischen Richtlinien soll die Behandlung von Brustkrebs ausschließlich in zertifizierten Brustzentren erfolgen. Mit dem Chefarzt Dr. Robert Kampmann, Leiter des Brustzentrum (BZ) Rhein-Sieg im St. Josef – Hospital Troisdorf sprach Martina Ihrig, Kommunikationsberatung für Ärzte und Kliniken. Brustkrebs – Warum eine Behandlung in einem zertifizierten Brustzentrum die Heilungschance erhöht

Martina Ihrig:
Wenn eine Patientin die Diagnose Brustkrebs erhält, sind die meisten erst einmal sehr geschockt. Vor welchen Fragestellungen steht eine Frau mit Brustkrebs?

Dr. Robert Kampmann:
Die Patientinnen sind insbesondere mit 2 gravierenden Fragestellungen konfrontiert: Zum einen bedroht die Krankheit das Leben der Patientin und zum anderen befürchten viele Frauen durch die Entfernung des Tumors eine Zerstörung ihres weiblichen Selbstbildes.

Martina Ihrig:
Welche Möglichkeiten bietet das Brustzentrum Rhein-Sieg bei der Behandlung der betroffenen Frau?

Dr. Robert Kampmann:
Wir sind ein Netzwerk, in dem alle für die Behandlung von Brustkrebs notwendigen Experten verschiedener medizinischer Fachdisziplinen vereint sind. So ist es uns möglich, den Patienten das gesamte Behandlungsspektrum unter einem Dach anzubieten. Damit erzielen wir einen hohen Heilungserfolg und können die Patienten über alle Krankheitsstadien kompetent betreuen.

Martina Ihrig:
Welche Fachrichtungen sind das?

Dr. Robert Kampmann:
Das sind zum einen die Gynäkologen als Diagnostiker, die gynäkologischen Operateure, die auf onkoplastische brusterhaltende Therapien oder Brustrekonstruktionen spezialisiert sind. Hinzu kommen die Radiologen, Bestrahlungsexperten und die Onkologen. Ebenfalls in unserem Brustzentrum organisiert ist die Psychoonkologie. Drei Breast-Care-Nurses kümmern sich bei uns in Troisdorf um die Betreuung der Patientinnen und deren Angehörigen nach der Diagnosestellung sowie während des gesamten stationären Aufenthaltes. Sie sind Ansprechpartner für betroffene Frauen bei Fragen zur Vorsorge, zum Umgang mit der Erkrankung und deren Begleiterscheinungen. Ebenso unterstützen sie die Patientinnen bei der Terminierung therapeutischer Notwendigkeiten und informieren über Therapiemöglichkeiten. Denn besonders bei der Betreuung von brustkrebsbetroffenen Frauen ist eine ständige und mitfühlende Präsens unabdingbar.

Martina Ihrig:
Wenn eine Patientin mit Brustkrebsverdacht zu Ihnen in das Brustzentrum kommt, welche Diagnostik und Therapie bekommt sie dann?

Dr. Robert Kampmann:
Wurden bei einer Patientin verdächtige Herde in der Brust getastet und wurde der Verdacht in der Mammographie und der Sonographie bestätigt, entnehmen wir eine kleine Gewebeprobe und geben sie zur mikroskopischen Untersuchung. Wir können Herdbefunde im Labor als unverdächtig, verdächtig oder dringend verdächtig auf einen bösartigen Tumor binnen 24 Stunden klassifizieren.

Martina Ihrig:
Wenn Sie einen eindeutigen Nachweis haben, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, wie geht es dann weiter?

Dr. Robert Kampmann:
Der erste Therapieschritt ist meist die Operation. Bei nur sehr kleinen Tumoren, die nur im Mammogramm darstellbar sind oder bei auffälligem Mikrokalk haben wir am Brustzentrum die Möglichkeit, dies am Mammotom unter mammographischer Kontrolle durch Vakuumsaugbiopsie zu entnehmen. Bei großen Tumoren oder mehreren Tumoren in der Brust ist eine Entfernung der Brust erforderlich. Es ist jedoch möglich, die Brust sofort nach der Operation bzw. zeitnah wieder aufzubauen.

Martina Ihrig:
Wie gehen Sie als plastischer Chirurg vor, um die Brust zu erhalten?

Dr. Robert Kampmann:
Im Brustzentrum Rhein-Sieg werden mehr als 80% der Frauen brusterhaltend operiert. Um bei einer Brustentfernung ein gutes kosmetisches Resultat zu erzielten, sind oft weitgehende Schnittführungen notwendig. Die Brust kann entweder sofort mit Hilfe einer Silikonprothese oder eventuell mit einem Muskelschwenklappen aufgebaut werden. Es kann erforderlich sein, vorübergehend eine so genannte Dehnungsprothese einzulegen, um den Muskelhautmantel allmählich durch Auffüllen auszudehnen. Dies besprechen wir mit den Patientinnen vor der Operation. Jede Methodik hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile und erfordert eine individuelle Planung durch den Operateur und die Patientin.

Martina Ihrig:
Welche Vorteile haben Patientinnen in einem Brustzentrum noch?

Dr. Robert Kampmann:
Oft kann eine deutlich höhere Heilungsrate bei Brustkrebs erzielt werden, wenn sich die Patientinnen einer Chemotherapie als Zusatzbehandlung zur Operation sowie einer Antihormontherapie unterziehen. Es gibt nur wenige Frauen, die nicht von einer zusätzlichen Behandlung profitieren. Hier haben wir mit dem onkologischen Praxisnetzwerk, das im Brustzentrum mit uns unter einem Dach arbeitet, eine sehr gute Ergänzung.

Martina Ihrig:
Die Strahlentherapie ist eine wesentliche Säule in der Behandlung bösartiger Brusttumore. Oft müssen Patienten für eine Bestrahlung kilometerweit fahren?

Dr. Robert Kampmann:
Wir haben das Glück, dass wir im St. Josef-Hospital die bundesweit modernste Bestrahlungstechnik anbieten können. Die Strahlentherapie Bonn-Rhein-Sieg verfügt über den derzeit modernsten Linearbeschleuniger (TrueBeam), der den Patienten in kürzester Bestrahlungsdauer eine hohe Strahlendosis im Tumorgebiet bei maximaler Schonung der benachbarten Organe bietet.

Martina Ihrig:
Wie bringen Sie die Therapiemöglichkeiten und die einzelnen Fachdisziplinen unter einen Hut?

Dr. Robert Kampmann:
In einer Tumorkonferenz, die bei uns wöchentlich stattfindet, wird die Art der Operation sowie die anschließende Behandlung diskutiert. Die Tumorkonferenz empfiehlt dann einen Therapievorschlag. Das endgültige Vorgehen legt aber nur der jeweils behandelnde Arzt gemeinsam mit der Patientin fest.

Martina Ihrig:
Für die Patientin ist diese Situation sicher sehr beängstigend. Wie können Sie sie da unterstützen?

Dr. Robert Kampmann:
Für die meisten der Betroffenen beginnt mit der Diagnose Brustkrebs eine Zeit, in der sie in ein tiefes psychisches Loch fallen. Sie sind ängstlich, unsicher, empfinden ihren Körper als nicht mehr vollständig, wissen nicht, wie es im Privat- und Berufsleben weiter gehen wird.
Deshalb bieten wir am Brustzentrum Rhein-Sieg einen psychoonkologischen Dienst für Patientinnen und ihre Angehörigen an. Die Psychoonkologie bietet in dieser Situation unterstützende Begleitung und schaut mit ihnen gemeinsam nach Möglichkeiten, die eine Bewältigung der Diagnose Brustkrebs erleichtern.

Martina Ihrig:
Was würden Sie jeder Brustkrebspatientin raten?

Dr. Robert Kampmann:
Ich würde jeder Krebspatientin raten, zur Behandlung ihrer Erkrankung in ein Brustzentrum zu gehen. Hier wird die Brustkrebserkrankung nach internationalen Leitlinien und Standards und in fachübergreifenden Experten-Teams behandelt. Wir haben seit Einführung des zertifizierten Brustzentrums in Troisdorf die Patientenfallzahlen um ca. 30 % gesteigert.
Am 15.10. 2011 werden wir davon auf einem Aktionstag für Ärzte, Patienten und Interessierte im Brustzentrum Zeugnis ablegen. Mehr dazu finden Sie auf unserer Website www.josef-hospital.de

Martina Ihrig
Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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