Neuroborreliose – Diagnostik und Therapie

Sie lauern im Gras oder an Sträuchern und warten nur auf den richtigen Augenblick, sie warten auf ein Opfer. Von März bis Oktober sind die Zecken aktiv und ständig auf der Suche nach Nahrung. Blut ist der begehrte Saft. Der Stich des winzigen Spinnentierchens ist völlig schmerzfrei, denn die Tiere injizieren sofort eine Substanz, die die Stelle betäubt. Auf diese Weise bleiben sie bis zu einer Woche blinde Passagiere und lassen sich dann einfach fallen.

Zecken wären an sich wenig problematisch, wären sie nicht die Überträger einiger gefährlicher Krankheiten. In Deutschland ist etwa jede fünfte mit Bakterien aus der Gruppe der Borrelien infiziert und gibt sie mit dem Speichel an den Menschen weiter. Jährlich erkranken laut Schätzungen bundesweit etwa 50.000 bis 100.000 Menschen an der Lyme-Borreliose. Die Deutsche Borreliose-Gesellschaft geht davon aus, dass allein in Deutschland etwa 2 Millionen Menschen mit entsprechenden Beschwerden zu kämpfen haben.

Im Gegensatz zur ebenfalls durch Zecken übertragenen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), gibt es gegen die Lyme-Borreliose keine Impfung. Vorbeugend helfen nur lange Kleidung und die Kontrolle des eigenen Körpers nach Spaziergängen in der Natur, doch das ist längst keine Garantie. Sind die Bakterien einmal übertragen, kann eine mehrwöchige Antibiotikagabe den Ausbruch verhindern, dafür muss die Krankheit allerdings frühzeitig erkannt werden.

Tatsächlich ist das gar nicht so einfach, denn viele Betroffene merken nichts vom Zeckenstich selbst. Einige Tage oder Wochen nach der Infektion bildet sich eine sich kreisförmig ausbreitende, charakteristische Rötung um die Stichstelle, ein eindeutiges Warnsignal. Die Rötung ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem gegen den Erreger aktiv geworden ist. Dieses untrügliche Anzeichen bildet sich allerdings nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen. Einige Rötungen werden darüber hinaus schlicht übersehen, da sie sich an versteckten Stellen befinden. Die Zecke sucht sich feuchte und gut durchblutete Körperstellen – sie sticht bevorzugt an den Achseln, in der Kniekehle oder an den Genitalien.

Wird die Krankheit nicht im Frühstadium erkannt und behandelt, steigt das Risiko einer chronischen Erkrankung oder einer Neuroborreliose um ein Vielfaches. Die Bakterien können sich im menschlichen Körper fast ungehindert bewegen, sie überwinden sogar die Blut-Hirnschranke. Borrelien können damit ins Nervenwasser eindringen und im Nervensystem schwerwiegende Schäden anrichten. Die Folge sind Nervenschmerzen, Lähmungen, Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten oder des Rückenmarks. Neuroborreliose kann alle Anteile des zentralen und peripheren Nervensystems befallen.

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