Besser entscheiden bei Herzinfarkt und Herzstillstand

Arzt mit Stetoskop

Die Studien werden insgesamt rund 1.000 Patienten einschließen, alle DZHK-Standorte und weitere deutsche Universitätskliniken beteiligen sich. Die Erkenntnisse aus den Studien werden die Leitlinien für die ärztliche Behandlung beeinflussen.

Rasche Untersuchung mit Herzkatheter nach Herzstillstand – ja oder nein?

Die TOMAHAWK-Studie* soll für Patienten, die einen außerklinischen Herzstillstand erlitten haben, die optimale Akutbehandlung ermitteln. Die Wissenschaftler vom DZHK-Standort Hamburg/Kiel/Lübeck wollen den Ärzten mit den Ergebnissen ihrer Studie mehr Sicherheit bei der Wahl der Behandlungsoption verschaffen, was für Patienten die Überlebenschancen erhöhen könnte.

Erleidet jemand einen Herzstillstand und kann erfolgreich wiederbelebt werden, kommt er umgehend ins Krankenhaus. Statistisch ist der Herzstillstand bei rund 50 Prozent der Betroffenen auf einen Herzinfarkt zurückzuführen, die anderen 50 Prozent sind Unfallopfer oder andere schwer Erkrankte. Bei einem Herzinfarkt sind in der Regel Herzkranzgefäße verengt oder verschlossen, wodurch Herzmuskelzellen absterben. In der Folge erleiden die Patienten oft schwere Herzrhythmusstörungen und es kann zum Herzstillstand kommen. Das schnelle Öffnen der verengten Gefäße mittels Herzkatheter gilt als die Methode der Wahl, um weitere Schäden am Herzen zu verhindern.

Das Erkennen eines Herzinfarkts als Ursache des Herzkreislaufstillstands ist bei wiederbelebten Patienten, die in der Regel bewusstlos sind, oft nicht ganz einfach, insbesondere dann nicht, wenn im EKG keine typischen Hebungen der sogenannten ST-Strecke zu erkennen sind. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob Patienten mit überlebtem Herzkreislaufstillstand und möglichem, jedoch anfänglich nicht gesichertem Herzinfarkt als Ursache, von einer unverzüglichen Herzkatheter-Untersuchung in Bezug auf die Sterblichkeit profitieren oder ob es vielleicht besser ist, zunächst weitere Diagnostik zu betreiben und – falls notwendig – erst im späteren Verlauf eine Herzkatheter-Untersuchung durchzuführen. Nicht eingeschlossen werden in die Studie ST-Hebungsinfarkt-Patienten, weil es bei ihnen sehr wahrscheinlich ist, dass eine sofortige Öffnung des verschlossenen Gefäßes die Überlebenschance erhöht.

Wenn Vorhofflimmern und Herzinfarkt zusammentreffen

In der APPROACH-ACS-AF-Studie* wollen die DZHK-Forscher vom Standort München zwei Therapien vergleichen bei Patienten mit Vorhofflimmern, die zusätzlich einen Herzinfarkt erlitten haben. Die Forscher wollen ermitteln, welche der beiden Therapien zu weniger Blutungen führt.

Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall oder Embolien und benötigen deshalb auf Dauer Medikamente, welche die Blutgerinnung hemmen, sogenannte orale Antikoagulantien aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten. Erleiden solche Patienten einen Herzinfarkt, also einen plötzlichen Verschluss oder eine starke Verengung eines Herzkranzgefäßes, wird eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt und das Gefäß mit einem Ballon oder einem Stent geweitet. Damit sich keine Blutgerinnsel an dem Stent anlagern, benötigen diese Patienten danach für mehrere Monate eine andere Klasse von gerinnungshemmenden Medikamenten, die sogenannten Plättchenhemmer.

Beide Medikamentenklassen für sich gehen schon mit einem erhöhten Blutungsrisiko einher. Die Leitlinien empfehlen nun als Standardtherapie für Patienten mit Vorhofflimmern und Stent-Implantation eine Dreifach-Medikation (Triple Therapie) bestehend aus Aspirin, Clopidogrel (Plättchenhemmer) und einem oralen Antikoagulans für mehrere Monate. Diese Therapie erhöht jedoch das Blutungsrisiko noch weiter.

Daten aus einer Vorstudie haben gezeigt, dass das Weglassen von Aspirin das Risiko von Blutungen verringert, ohne das Auftreten von erneuten Blutgerinnseln im Kreislaufsystem zu erhöhen. Darüber hinaus zeigen die kürzlich eingeführten „Neuen oralen Antikoagulantien“ (NOAKs) im Vergleich zu den klassischen Vitamin-K-Antagonisten weniger Blutungsereignisse bei Patienten mit Vorhofflimmern.

Die Forscher postulieren deshalb, dass eine Zweifachtherapie, bestehend aus Apixaban (gehört zur Gruppe der NOAKs) und Clopidogrel, im Vergleich zur herkömmlichen Dreifach-Therapie mit Aspirin, Clopidogrel und einem Vitamin-K-Antagonisten signifikant geringere Blutungsraten aufweisen sollte, ohne dass erneut Gefäßverschlüsse innerhalb von 6 Monaten nach der Intervention auftreten.

*Offizielle Studientitel:
Studie zum Vergleich einer unmittelbaren Koronarangiographie im Vergleich zu einer verzögerten Triage bei Überlebenden eines Herzstillstands, der außerhalb eines Krankenhauses und ohne ST-Hebung auftrat (TOMAHAWK).
Leitende Wissenschaftler: Steffen Desch, Holger Thiele (Lübeck)

Apixaban versus Phenprocoumon: orale Antikoagulation plus Thrombozytenaggregationshemmung bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom und Vorhofflimmern (APPROACH-ACS-AF)
Leitende Wissenschaftler: Reza Wakili, Steffen Massberg (München)

Weitere Informationen zu den DZHK-Studien

Kontakt: Christine Vollgraf, DZHK, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel.: 030 3465 52902, christien.vollgraf@dzhk.de

 

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