Mit dem Geld finanziert die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin eine innovative Form der Physiotherapie, um Patienten nach Hirntumor-Operationen noch besser versorgen zu können. Dass sich „Rudern gegen Krebs“ als eine der größten Benefizveranstaltungen der Landeshauptstadt etablieren konnte, ist dem großen Engagement der Stiftung Leben mit Krebs, der Dresden International University (DIU), des Dresdner Uniklinikums, der Elbe-Rudervereine und erstmals auch des Lions Hilfswerk Dresden Semper e.V. zu verdanken.
Die als Folge eines Hirntumors oder nach dessen operativer Entfernung auftretenden Bewegungsstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten oft erheblich. Damit die Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich wieder mobiler werden, kann die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin dank der Spende nun eine dreidimensionale Schwingungsplatte nutzen. Die von der Stiftung Leben mit Krebs übergebenen Erlöse der Regatta reichen nicht nur aus, um die Schwingungsplatte zu kaufen: Mit dem Geld stockt die Klinik das Zeitkontingent der Physiotherapeuten auf, damit sie den Patienten regelmäßig ein entsprechendes Trainingsprogramm anbieten können. Im Mittelpunkt stehen dabei auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen individuell abgestimmte physiotherapeutische Bewegungs- und oder Entspannungssequenzen. Dieses gezielt auf ein Körperteil oder ganzheitlich angewandte Training mit der Schwingungsplatte wirkt sich positiv auf Blutzirkulation, Stoffwechsel sowie Bewegungsfähigkeit aus. Denn das Training trägt zu einer differenzierteren Muskelfunktion bei und die Patienten lernen, ihre Muskeln wieder besser anzusteuern. So sorgt die Schwingungsplatte für verbesserte und damit die Patienten weniger ermüdende Bewegungsabläufe. „Dies ist eine innovative Therapiemodalität für Kinder mit Hirntumorerkrankungen, die davon wesentlich profitieren werden“, sagt Prof. Reinhard Berner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.
„Alle Beteiligten können stolz darauf sein, dass es uns in nur vier Jahren gelungen ist, die Regatta nicht zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender Dresdens zu machen, sondern auch zu einer der größten Benefizveranstaltungen der Landeshauptstadt“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. 78 vierköpfige Teams stiegen am 12. Juli in die Ruderboote. Für den guten Zweck zahlten die Teilnehmer 300 Euro pro Boot und absolvierten vor dem Wettkampf drei bis vier Trainingstermine. Auch gelang es in diesem Jahr, weitere Unterstützer zu gewinnen, die der Stiftung Leben mit Krebs im Vorfeld der Benefiz-Regatta jeweils vierstellige Geldbeträge spendeten. Dank der dabei gesammelten 23.000 Euro ist es nun möglich, neben der zusätzlichen Physiotherapie für Hirntumorpatienten die im vergangenen Jahr erstmals angebotenen kostenlosen Yoga-Kurse für Brustkrebspatientinnen auch 2015 fortzuführen. Wichtiger Nebeneffekt der Benefiz-Regatta ist es, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Menschen mit Krebserkrankungen zu lenken. „Für die Patienten ist es sehr wichtig, während oder nach der Krankheit zu einem normalen Leben zurückzufinden. Sport kann dabei viel bewegen und den Krebskranken Lebensqualität zurückgeben – seelisch wie körperlich“, betont Prof. Michael Albrecht.
„Rudern gegen Krebs“ ist eine Herzensangelegenheit der DIU
„Die Dresden International University (DIU) bietet seit 2007 den Masterstudiengang Palliativ Care an. Das berufsbegleitende Studium wendet sich an Menschen, die regelmäßig Palliativpatienten betreuen. Dadurch sind wir natürlich auch mit der Krankheit Krebs intensiv konfrontiert. Das Thema wurde früher stark auf theoretischer Ebene diskutiert. Es ist allerdings ein breitgefächertes Problem in der Bevölkerung und keine Nischenerkrankung. Leider sind viele, zu viele, Menschen davon betroffen. Um darauf öffentlich aufmerksam zu machen, zu informieren und zu sensibilisieren, ist Sport bekanntermaßen ein ideales Instrument. Sport begeistert, fasziniert und motiviert. So ist es für uns keine Frage, die Aktion ‚Rudern gegen Krebs‘ zu unterstützen – es ist eine Herzensangelegenheit. Und wir freuen uns sehr, dass es uns gemeinsam mit dem Uniklinikum und dem Sächsischen Elbe-Regattaverein jährlich gelingt, die Benefizregatta nach Dresden zu holen. Nicht allein die finanzielle Unterstützung der Partner ist dabei wichtig, vielmehr möchten wir durch unseren aktiven Einsatz bei der Organisation und mit unserem DIU-Ruderteam zeigen, welche Bedeutung der Kampf gegen diese Krankheit für uns hat. Es ist großartig, dass 2014 bundesweit elf Regatten stattfanden und rund 2.900 Menschen ruderten. Ein toller Erfolg!“, sagt Dr. Reinhard Kretzschmar, Geschäftsführer der Dresden International University. Die Benefizregatta wird auch 2015 in Dresden ausgetragen – die Rennen werden am 4. Juli 2015 erneut auf der Elbe vorm Blauen Wunder ausgetragen.
Stiftung fördert therapieunterstützende Projekte für höhere Lebensqualität
„Der Kampf gegen Krebs ist nur durch eine Teamleistung ‚in einem Boot‘ möglich und erfolgreich. Deshalb freuen wir uns, dass unsere Initiative auf eine so breite Beteiligung in Dresden gestoßen ist“, erklärt Klaus Schrott, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Leben mit Krebs. Die Stiftung hat seit 2005 bundesweit 58 Benefizregatten „Rudern gegen Krebs“ veranstaltet. Damit verfolgt sie das Ziel, therapieunterstützende Projekte bundesweit zu fördern, um die Lebensqualität von Krebspatienten zu verbessern. „Internationale wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßige sportliche Betätigung bei Krebserkrankung genauso wichtig wie medizinische und medikamentöse Behandlung ist“, so Klaus Schrott. „Mit der Regatta „Rudern gegen Krebs“ verbinden wir unser Ziel und Hoffnung, sportliche Programme als fester Bestandteil einer onkologischen Therapie zu etablieren.“
Kinderklinik behandelt Jährlich 60 Krebspatienten
Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin behandelt jedes Jahr rund 60 neu auftretende bösartige Neuerkrankungen. Dabei werden alle im Kindes- und Jugendalter vorkommenden Tumore und Knochenmarkerkrankungen behandelt. Häufigste Form ist die Akute Lymphatische Leukämie (ALL). Bei rund einem Drittel der in der Klinik therapierten Neuerkrankungen handelt es sich um bösartige Hirntumore. Hinzu kommen weitere, die nicht das Kriterium der Bösartigkeit erfüllen, aber dennoch durch ihre Größe oder ihr Wachstum schwere Schäden hinterlassen können und ebenfalls behandelt werden müssen.
Die Therapie von Hirntumoren besteht aus verschiedenen, in unterschiedlicher Kombination genutzter Komponenten: Dies sind von der Klinik für Neurochirurgie vorgenommene Operation, die in der Kinderklinik verabreichte Chemotherapie sowie die in der Klinik für Strahlentherapie erbrachte Bestrahlung. Durch den Tumor selbst, aber auch durch die Therapie, kommt es häufig zu unvermeidbaren Beeinträchtigungen. Sie können unter anderem kognitive Funktionen, aber auch Gleichgewicht oder Koordination betreffen. Diese Schädigungen können auch dann fortbestehen, wenn der Hirntumor eigentlich als geheilt gilt.
Der Einsatz der dreidimensionalen Schwingungsplatte erfordert in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin einen erhöhten zeitlichen Aufwand im Bereich der Physiotherapie. Da diese Leistungen über den Rahmen der regulären Behandlung hinausgehen, erfordern sie einen erweiterten personellen Einsatz. Deshalb ist neben der Anschaffung der Platte auch ein zusätzliches Kontingent an Physiotherapie-Stunden notwendig. Die Mittel dafür stammen ebenfalls aus den jetzt übergebenen Erlösen der Benefiz-Regatta. „Auch im Namen unserer Patenten und deren Familien bedanken wir uns für diese Unterstützung. Dank des Engagements und der Spenden wird es möglich, die Kinder auf ihrem oft nicht einfachen Weg der Genesung zusätzlich zu unterstützen“, sagt Prof. Berner.