Das Zytostatikum Bendamustin wird bei der Therapie maligner Lymphome als parenterale Lösung gegeben. Der Wirkstoff gehört zur Wirkstoffgruppe der Alkylantien. Es wirkt anti-neoplastisch und zelltoxisch durch Verknüpfung von DNA-Strängen.
Bendamustin bereichert das Spektrum für individualisierte Therapieentscheidungen beim Multiplen Myelom
Die Entwicklung und Zulassung von neuen Substanzen und von modernen Kombinationen eröffnet insbesondere für Patienten mit Multiplem Myelom neue Optionen, zumal diese wegen oft schwerwiegender Krankheitsverläufe und Begleiterkrankungen vielfach nicht in Studien einbezogen werden können. Individualisierte Behandlungskonzepte sind hier von besonderer Bedeutung. Beim Multiplen Myelom führt die entartete Vermehrung einer einzelnen Plasmazelle zur Produktion von funktionsuntüchtigen monoklonalen Antikörpern, sog. Leichtketten. Niereninsuffizienz und Osteolyse gehören zu den klinischen Folgen, wobei eine eingeschränkte Nierenfunktion bereits bei 50% der Patienten zur Zeit der Diagnosestellung besteht. Der Verlauf ist häufig fulminant, so dass das Überleben eines Betroffenen mit aktivem MM ohne Behandlung median nur bei 6 Monaten liegt.
PD Dr. med. Stefan Knop von der Universitätsklinik Würzburg beantwortete während der Jahrestagung der DGHO 2010 in Berlin unsere Fragen zu dieser langwierigen Erkrankung und zu der therapeutischen Rolle von Bendamustin im moderne Behandlungskonzept.
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B-R ist eine Option in der Erstlinientherapie der CLL
Die Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) unterscheidet sich von den meisten übrigen Non-Hodgkin-Lymphomen durch eine regelmäßige Ausbreitung der entarteten B-Lymphozyten im Blut. Die Diagnose erfolgt bei meist zunächst noch asymptomatischen Patienten aufgrund erhöhter Leukozytenzahlen im Blut und den Nachweis eines charakteristischen Oberflächenmarkerprofils. Die CLL ist außer durch allogene Stammzelltransplantation bei jungen, fitten Patienten nicht heilbar. Professor Dr. med. Clemens M. Wendtner von der Uniklinik Köln wies bei der Jahrestagung der DGHO (Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie) 2010 in Berlin darauf hin, dass man sich heutzutage hinsichtlich des Alters nicht mehr am kalendarischen, sondern am biologischen Alter orientieren müsse. Die Therapieschemata konnten durch verschiedene Studien in den letzten Jahren – insbesondere der Deutschen CLL Studiengruppe (DCLLSG) – entscheidend verbessert werden. Das hohe Nebenwirkungsprofil des heute üblichen FC-R- Regimes war laut Prof. Wendtner der Auslöser nach Alternativen zu suchen und hier bringt er Bendamustin ins Spiel, das Geschichte in der Behandlung der CLL hat, und für das ausreichend Phase-III-Daten zur Verfügung stehen In diesem Interview beantwortet Prof. Wendtner unsere Fragen zur Weiterentwicklung der Therapie der CLL und der Rolle, die Bendamustin dabei spielt.
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Bendamustin wird nun auch bei aggressiven Lymphomen untersucht
Die bisherigen Studienergebnisse mit Bendamustin plus Rituximab bei den indolenten und sogar auch bei den mit ungünstiger Prognose behafteten Mantelzell-Lymphomen wecken auch Interesse, diese Kombination bei den aggressiven Lymphomen zu testen, wo die Patienten noch eine Heilungschance haben. Denn besonders bei älteren Patienten sind die aggressiven Standardoptionen nicht durchführbar.
Aggressives Lymphom – Der Patientefall
Prof. Dr. med. Weidmann, Frankfurt, stellte bei einem Symposium während der Jahrestagung der DGHO 2010 in Berlin die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Bendamustin am Fall einer 85-jährigen Patientin mit aggressivem, diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom dar. Der Patientin war aufgrund ihres sehr guten Allgemeinzustandes eine Therapie mit CHOP-R nahegelegt worden. Allerdings war die Patientin nicht bereit, die zu erwartenden Nebenwirkungen, wie Übelkeit und Haarausfall, in Kauf zu nehmen. Nach langem Zureden akzeptierte sie schließlich eine B-R-Therapie. Bereits nach 2 Zyklen hatte sich das 10 cm große Lymphom komplett zurückgebildet. Die Patientin brach darauf die Therapie ab. Bis heute, 6 Jahre nach der B-R-Behandlung, ist sie rezidivfrei. Dieser Fall zeigt exemplarisch die gute Anwendbarkeit und Wirkung von B-R bei sehr alten Patienten, für die eine CHOP-R-Therapie nicht infrage kommt. Wir befragten Prof. Weidmann zu seinen Erfahrungen mit Bendamustin bei aggressiven Lymphomen.
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