Bandscheibenvorfall: Wie es dazu kommt und was hilft

Bandscheibenvorfälle

Schmerzen im Rücken, die nicht selten bis ins Bein ziehen und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit verursachen, stellen häufig ernst zu nehmende Symptome dar. Patienten sollten daher zeitnah einen Arzt aufsuchen und sich über weitere Therapiemaßnahmen informieren. Denn nicht immer ist es eine Blockade oder der Ischiasnerv, die für das Leiden verantwortlich sind. Häufig ist es ein Bandscheibenvorfall, der Ärger bereitet. Die Diagnose sorgt allerdings bei vielen Betroffenen zunächst für Kopfzerbrechen – doch ist immer ein OP nötig, um dem Leid ein Ende zu bereiten?


Was sind Bandscheiben und wofür sind sie eigentlich da?

Bei den Bandscheiben handelt es sich spezielle Verbindungsstücke, die zwischen den Wirbeln unserer Wirbelsäule angelegt sind. Sie bestehen in der Regel aus einer gallertartigen Masse, die jeweils von einem robusten Faserring gehalten werden. Ohne Bandscheiben könnten wir uns nicht derart bewegen, wie wir es tagtäglich gewohnt sind. Die weichen Scheiben machen unsere Wirbelsäule also elastisch und räumen uns eine enorme Bewegungsfreiheit ein. Im Laufe der Zeit können die Bandscheiben jedoch ihren Dienst versagen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Menschen ihre Bandscheiben überbelasten.

Die Folge können Schmerzen sein, die von einem Bandscheibenvorfall herrühren, da die Bandscheiben nicht mehr ihre Form wahren können. Die Gallertmasse springt dazu aus dem Faserring und drückt auf das umliegende Gewebe. Oftmals trifft sie dabei auf benachbarte Nerven, was wiederum unangenehm ist. Es kommt demnach zu Beschwerden im Rückenbereich und nicht selten auch zu Gefühlsstörung im Gesäß sowie Bein. In sehr schweren Fällen können sogar Lähmungserscheinungen vorkommen. Patienten nehmen dann Taubheitsgefühle wahr und können verschiedene Glieder eingeschränkt oder gar nicht mehr belasten.


Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?

Fakt ist, dass die Bandscheiben unverzichtbare Utensilien im Rahmen unserer Wirbelsäule sind, die wir pfleglich behandeln sollten. Heben wir jedoch regelmäßig schwere Lasten wie Getränkekisten, wird ein extremer Druck auf die Bandscheiben ausgeübt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Wirbelsäule falsch belastet wird.

Beispiel: Eine Getränkekiste, die 12 Flaschen Wasser á 750 ml Flüssigkeit inklusive Verpackung enthält, entspricht in etwa einem Gewicht von 17 kg. Wird diese Kiste aus dem Rücken und nicht aus den Knien heraus angehoben, wirken Druckkräfte von bis zu 23 bar auf die Wirbelsäule nebst Bandscheiben. Das kann einem Gewicht von umgerechnet 300 Kilogramm entsprechen. Die Bandscheiben müssen demzufolge Schwerstarbeit leisten, für die sich gar nicht ausgelegt sind.

Verschleiß und somit vorzeitige Abnutzung sind keine Seltenheit. Einige Bandscheiben verlieren somit kontinuierlich an Elastizität. Darüber hinaus unterliegen diese Wirbelsäulenunterstützer einem natürlichen Alterungsprozess. Personen, die also falsch und schwer heben, viel oder lange sitzen sowie zu viel wiegen können einem hohen Risiko von Bandscheibenvorfällen unterliegen.


Warum sind Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall keine Seltenheit?

Bei einem Bandscheibenvorfall drückt die elastische Gallertmasse aus dem Faserring heraus und belastet Gewebe, das sich in nächster Nähe befindet. Das sind häufig zunächst die Nervenwurzeln, die dem Rückenmark zugehörig sind. Ist die Belastung der Bandscheiben auf diese Nerven zu stark, kommen Schmerzen auf.

Bereits die Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls kann gewisse Schmerzen hervorrufen. In diesem Rahmen ist der Faserring noch funktionstüchtig, aber bereits geschwächt. Er versucht die Gelmasse der Bandscheiben noch bestmöglich zu halten. Die Bandscheibe wölbt sich allerdings vor. Die Rede ist nun von einem Bandscheibenvorfall.

Nach einigen Wochen können die Schmerzen nachlassen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Patienten tätig werden, die Wirbelsäule schonen und Sport machen. Die Gallertmasse kann sich zurückbilden, sodass der Druck auf das Nervengewebe nachlässt. Oftmals ist der Schaden jedoch nicht zu leugnen. Die Abflachung an den Bandscheiben bleibt trotz Schmerzreduzierung bestehen. Das bedeutet, dass die Bandscheibe geschädigt und somit instabil ist. Es kann außerdem mit der Zeit zu weiteren Verschleißsymptomen und chronischen Schmerzen im Rückenbereich kommen.


Was ist bei einem Bandscheibenvorfall zu tun?

Bemerken Patienten deutliche Rückenschmerzen, die auch nach eigentherapeutischen Maßnahmen nicht nachlassen, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Dieser beginnt die Untersuchung mit einer Anamnese sowie einer körperlichen Untersuchung. Dazu tastet er die Wirbelkörper ab und fragt nach Schmerzintensität. Dabei können auch Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen genau beschrieben werden.

In vielen Fällen ist jedoch spezielles Bildmaterial nötig, um die genauen Faktoren ermitteln und Problemfälle lokalisieren zu können. Neben Röntgen hat sich in der Vergangenheit eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) bewährt. In diesem Rahmen erhalten Ärzte sowie Spezialisten ein genaues Bild sowie einen hervorragenden Überblick über betroffene Körperareale und können infolgedessen Therapieempfehlungen aussprechen.


Ist eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall nötig?

Eine Operation ist nur in den seltensten Fällen nötig. Vorher werden andere Therapien ausgeschöpft, die Linderung verschaffen sollen. Nach dem Röntgen, CT oder MRT werden Patienten im Anschluss wieder beim Arzt vorstellig und besprechen einen individuellen Behandlungsplan. Neben Krankengymnastik kommt häufig ebenso eine Schmerztherapie in Frage. Auch Massagen, Wärme- oder Kältebehandlungen sind beliebt. Jede Behandlung soll der Schmerzminimierung dienen und eine gewisse Erleichterung bringen.

Wichtig: Bei der Verschreibung von Krankengymnastik erhalten Patienten in einer Vielzahl der Fälle nur einige Sitzungen verschrieben. In diesem Zusammenhang erlernen sie jedoch rückenschonende und muskelaufbauende Übungen, um die Wirbelsäule und somit auch die Bandscheiben zu entlasten. Der Bandscheibenvorfall soll mit den Trainingseinheiten demnach entlastet werden. Dabei ist es essenziell, die jeweiligen Übungen auch Zuhause fortzuführen. Nur durch diese Maßgabe lassen sich Schmerzen dauerhaft reduzieren.

In der Regel handelt es sich um Bewegungsabläufe, die alle betroffenen Bandscheiben entlasten sollen. Auch Joggen, Radfahren oder Schwimmen können Schmerzen lindern und zur Stärkung der Muskulatur beitragen. Vermieden sollten hingegen jegliche Belastungen. Somit ist das Tragen von schweren Lasten oder das Putzen in gebückter Haltung verboten.

Wer konsequent alle Maßnahmen ausschöpft, wird schon bald eine Erleichterung in der Rückenregion verspüren. Die Schmerzen lassen nach und reduzieren sich mit jedem Tag ein wenig mehr. Nach wenigen Wochen hat sich das Schmerzvorkommen deutlich reduziert, manchmal verschwinden die Belastungen sogar vollkommen.

Hinweis: Sollte trotz Einhaltung aller konservativen Maßnahmen keine Besserung in Sicht sein, ist der Arzt nochmals zu konsultieren. In diesen seltenen Fällen kann manchmal nur eine Operation Abhilfe schaffen.


Was passiert bei einer Bandscheiben Operation?

Sollte es zu einer OP kommen, entfernen Chirurgen die betroffenen Bandscheiben, um das Nervengewebe zu entlasten. Als Ersatz kommen künstliche Bandscheiben zur Verwendung. Somit soll eine Wirbelsäulenversteifung bestmöglich vermieden werden. Allerdings ist diese OP, wie jede andere Operation auch, mit gewissen Risiken und Nebenwirkungen wie Nachblutungen oder Infektionen verbunden.

Außerdem muss eine Operation im Bandscheibenbereich nicht immer den gewünschten Erfolg erbringen. Daher ziehen Ärzte diese Maßgabe als letzte Möglichkeit in Betracht, was vor allem dann der Fall ist, wenn Patienten starke Beeinträchtigung im Alltag sowie im Hinblick auf Blase oder Darm erfahren.

Je nach Operationsumfang ist der Eingriff an einen stationären Krankenhausaufenthalt von fünf bis sieben Tagen geknüpft. Dabei können Ärzte den Erfolg nach der OP genauer in Augenschein nehmen. Gleichzeitig sind spezielle Reha-Maßnahmen wichtig, um den Rücken nachhaltig zu stärken und den Patienten auf weitere Übungen vorzubereiten. Die Rückengymnastik kann im Anschluss in Rückenschulen und Zuhause in gewohnter Atmosphäre weitergeführt werden, um in Zukunft schmerzfreier zu leben.

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