Augenkrankheiten: Innovationen bei Untersuchungsmethoden und Therapien

Welche Volkskrankheiten bedrohen das Augenlicht der Menschen in Deutschland und wie können Augenärzte diese Krankheiten erkennen und sie behandeln?
Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland sind vom Grauen Star (Katarakt) betroffen, etwa 650.000 Augenoperationen finden deshalb jährlich statt. Die Altersabhängige Makuladegeneration betrifft 1,6 Millionen Patienten; knapp eine Million Menschen leiden am Glaukom. Zu den häufigsten Augenkrankheiten gehören zudem die diabetische Retinopathie (560.000 Patienten) und das diabetische Makulaödem (110.000 Patienten). Weitere 350.000 Menschen in Deutschland sind sehbehindert oder blind. Diese epidemiologischen Daten nannte Dr. Christian Wolfram, Universitäts-Augenklinik Mainz, bei der Auftaktpressekonferenz heute Mittag. Er wies darauf hin, dass die Krankheiten, die für die meisten Erblindungen in Deutschland verantwortlich sind, umso häufiger auftreten, je älter wir werden. Obwohl das relative Risiko zu erblinden in den letzten Jahren durch bessere Therapieverfahren gesunken ist, wächst die absolute Zahl blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland durch die demografische Entwicklung noch immer.

Tückisch: das Glaukom

Die tückischste der oben genannten Volkskrankheiten in der Augenheilkunde ist das Glaukom, denn hierbei stirbt der Sehnerv allmählich ab – und der Patient merkt lange Zeit nichts davon. Dank moderner Diagnostik sind Augenärzte in der Lage, schon in einem sehr frühen Stadium zu unterscheiden, ob Veränderungen am Sehnervenkopf dem normalen Alterungsprozess entsprechen oder ob ein beginnendes Glaukom vorliegt, das behandelt werden muss. Prof. Dr. Christian Mardin, Universitäts-Augenklinik Erlangen, erläuterte, welche Verfahren in der Glaukomdiagnostik heute Standard sind und welchen Wert der Einsatz von High-Tech-Verfahren wie der Optischen Kohärenztomographie hat. Ihre Befunde, erläuterte Mardin, ermöglichen sichere Therapieentscheidungen: „Wann muss die Behandlung einsetzen, beziehungsweise wann muss sie angepasst werden, damit das Glaukom nicht fortschreitet?“

Wenn die Tränen fehlen

Eine wahre Volkskrankheit sind auch Trockene Augen: Jeder fünfte Patient, der in Deutschland einen Augenarzt aufsucht, klagt darüber. Stundenlanges Starren auf Bildschirme und Displays führen zum Office-Eye-Syndrom oder auch Gamer Eye, erläuterte Prof. Dr. Gerd Geerling, Universitäts-Augenklinik Düsseldorf: Das Auge wird nicht mehr ausreichend benetzt, die Hornhaut reagiert mit einer Reizung oder sogar Entzündung. Das Trockene Auge kann vielfältige Ursachen haben, neben Umwelteinflüssen und Bildschirmarbeit spielen Allgemeinerkrankungen und Nebenwirkungen von Medikamenten sowie Alterungsprozesse eine Rolle. Neue Erkenntnisse über den komplexen Aufbau des Tränenfilms haben zu innovativen Behandlungsansätzen geführt. Heute stehen zur Behandlung des Trockenen Auges eine Vielfalt von Benetzungsmitteln und weiterer Verfahren bereit.

Großes Potenzial: Nanomedizin

Innovationen sowohl bei den Untersuchungsmethoden als auch bei den Therapien haben die Möglichkeiten der Augenheilkunde in den vergangenen Jahren stetig erweitert. Dr. Thomas A. Fuchsluger wagte einen Blick in die Zukunft und zeigte, welche weiteren Innovationen künftig möglich sind: Die Nanomedizin birgt das Potenzial, die Volkskrankheiten in der Augenheilkunde noch wirksamer zu behandeln und Nebenwirkungen gleichzeitig zu reduzieren. Zahlreiche Forscherteams verfolgen ganz unterschiedliche Projekte, bei denen beispielsweise Nanopartikel als Vektor therapeutisch wirksame Moleküle in Hornhautzellen schleusen sollen oder die auf die Entwicklung von Systemen zur Medikamentenfreigabe (drug delivery systems) im Auge abzielen.

Augenärztliche Versorgung ausbauen

Der Bedarf an augenmedizinischer Versorgung wächst und er wird weiter wachsen, stellte Prof. Dr. Bernd Bertram, der erste Vorsitzende des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands, klar. Denn in Deutschland leben immer mehr alte Menschen, sie benötigen eine intensivere augenmedizinische Versorgung. Zudem gibt es dank der Innovationskraft der Augenheilkunde immer bessere Möglichkeiten, um Augenkrankheiten zu behandeln und Sehbehinderung oder gar Blindheit zu verhindern. Bertram: „Die Herausforderung für die Zukunft wird also darin bestehen, die finanziellen und personellen Ressourcen dem wachsenden Behandlungsbedarf anzupassen, ohne sich dabei von neuen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten und steigenden Ansprüchen abzukoppeln. Nur dann bleibt die frühzeitige Erkennung, Diagnostik und Therapie der häufigsten Erblindungsursachen weiterhin auf hohem Niveau möglich.“
 
Weitere Informationen:

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