(djd). Bereits seit über 50 Jahren fährt Elisabeth H. Auto – und immer unfallfrei. In letzter Zeit ist sie nicht mehr so häufig unterwegs, ihre Angehörigen beobachten jedoch immer öfter Fahrfehler oder Unsicherheiten. So fällt es Elisabeth H. beispielsweise oft schwer, zügig auf die Autobahn aufzufahren und im Stadtverkehr lenkt sie den Wagen nicht immer sicher auf der rechten Spur. Die Familie macht sich Sorgen: Ist es zu gefährlich, dass Elisabeth H. ihren Wagen noch nutzt? Wie können sie die 70-Jährige dabei unterstützen, so lang wie möglich sicher unterwegs zu sein?
Kein Verfallsdatum für Führerscheine
Grundsätzlich gilt: Der Führerschein besitzt kein Verfallsdatum. Bis zu welchem Alter man ohne Leistungseinbußen Auto fahren kann, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt vom eigenen Gesundheitszustand ab. Häufig nimmt die Fahrtüchtigkeit ab dem 80. Lebensjahr deutlich ab, unter anderem weil Informationen nicht mehr so schnell aufgenommen werden oder weil die Beweglichkeit nachlässt. Aber auch in jüngeren Jahren kann die Fahrsicherheit beeinträchtigt sein, zum Beispiel durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten.
„Klarheit kann ein freiwilliger Gesundheitscheck beim Hausarzt bringen“, rät Ute Hammer, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). „Angehörige oder Freunde sollten Senioren dazu ermutigen, sich regelmäßig untersuchen zu lassen. Viele Probleme, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, lassen sich in den Griff bekommen, etwa der Graue Star oder ein erhöhter Blutzuckerspiegel.“ Es gibt aber auch Fälle, in denen das Fahren überdurchschnittlich riskant ist. Hier kann eine Information durch den Arzt mehr Gewicht haben als der Rat eines Angehörigen, wenn es darum geht, sich beispielsweise nicht mehr in Dämmerung und Dunkelheit ans Steuer zu setzen. Angst, den Führerschein bei einer Untersuchung zu verlieren, muss der Angehörige nicht haben. Der Arzt unterliegt der Schweigepflicht.
Lernen im Alter
Es gibt viele Möglichkeiten, die Fahrtüchtigkeit möglichst lange zu erhalten – Lernen ist in jedem Alter möglich. Seminare oder Fahrtrainings können dazu beitragen, die Fahrkompetenz zu verbessern. „Einfach bei Automobilclubs, Verkehrswachten oder bei örtlichen Fahrschulen nachfragen“, rät Ute Hammer. „Ein Training lohnt sich übrigens nicht nur für ältere Fahrer“. Der Tipp der Expertin: Zu zweit macht es mehr Spaß, die eigenen Fahrkünste aufzufrischen.
Das Thema Verkehrstüchtigkeit anzusprechen, fällt Familienmitgliedern oder Freunden nicht immer leicht, schließlich handelt es sich um ein sensibles Thema. Wichtig ist: Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern einen passenden Anlass abwarten- zum Beispiel einen Bericht im Fernsehen über das Thema „Autofahren“. Zudem gilt es, einfühlsam zu sein. Die Botschaft sollte lauten: „Ich stehe hinter dir, sorge mich aber auch um deine Gesundheit.“