(Dresden) Pünktlich zum 25. Jubiläumskongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie veröffentlicht die Gesellschaft vier systematische Übersichtsarbeiten und Konsensuserklärungen zu implantologischen Fragestellungen in deutscher und englischer Sprache als Supplement des European Journal of Oral Implantology (EJOI). »Unser Ziel war, einen therapeutischen Korridor für den praktisch tätigen Implantologen zu formulieren, in dem Bereiche soliden und abgesicherten Wissens beschrieben werden und Bereiche offengehalten werden, in denen bislang noch keine definitive Stellungnahme formuliert werden kann, da die wissenschaftliche Datenlage unzureichend ist«, erklärt Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Kassel. Der DGI-Präsident hatte im vergangenen Jahr die erste wissenschaftliche Konsensuskonferenz der DGI zusammen mit der DGZMK, der AWMF sowie 15 weiteren Fachgesellschaften und Verbänden auf den Weg gebracht, auf denen die Grundlagen für die neuen Empfehlungen gelegt wurden.
Erwartungsgemäß: Bei jungen Verfahren fehlen Langzeitstudien.
Bei einigen der behandelten Fragen mangelte es erwartungsgemäß an Evidenz durch randomisierte, kontrollierte klinische Studien und daraus berechneten Metaanalysen. Ein Grund: die Implantologie entwickelt sich so schnell, dass viele Verfahren noch zu jung sind, um etwa lange Nachbeobachtungszeiten zu erlauben. „Der Praktiker muss aber trotzdem heute schon Entscheidungen fällen und benötigt dafür in aufbereiteter Form die Informationen aus der Wissenschaft“, betont Terheyden. Genau dies leistet die Methode der bestverfügbaren Evidenz.
Statements mit Empfehlungsrang.
Die nun vorliegenden Konsensus-Statements haben den Rang von Empfehlungen einer Fachgesellschaft. Dies ist der erste Schritt. »Drei der vier Empfehlungen werden bis zum Sommer 2012 zu Leitlinien weiterentwickelt«, erklärt Terheyden. Dieses wären dann international die ersten qualitativ hochwertigen, evidenzbasierten Leitlinien in der Implantologie – was bei einem noch vergleichsweise jungen Fach nicht ungewöhnlich ist, dessen rasante Entwicklung erst in den letzten 20 Jahren einsetzte.
3D-Bildgebung – wann ist sie sinnvoll?
Ein Konsensus-Statement befindet sich aktuell bereits in der Zertifizierung als Leitlinie (Stufe S2k). Das Team hatte den Einsatz der dreidimensionalen Bildgebung in der Implantologie untersucht. Die Frage lautete: »Welche Indikationen bestehen für eine dreidimensionale Röntgendiagnostik und bilddatengestützte navigierte Methode in der dentalen Implantologie?«
Da diese Diagnosemethode jedoch sehr jung ist, können bestimmte Studien noch nicht vorliegen. Es fehlen randomisierte oder kontrollierte Studien am Menschen, welche die Überlegenheit einer 3D-Bildgebung hinsichtlich des chirurgischen Erfolgs oder des Auftretens von Komplikationen in der Implantologie im Vergleich zur konventionellen Diagnostik belegen. Darum formulierten die Experten der Arbeitsgruppe mögliche Indikationen. Die 3D-Bildgebung kann beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn die konventionelle zweidimensionale Röntgenuntersuchung in bestimmten Bereichen deutliche anatomische Abweichungen oder pathologische Veränderungen zeigt oder wenn anatomisch wichtige Strukturen in der Nähe der Implantatstelle röntgenologisch nicht sicher dargestellt werden können. Auch bestimmte Vorerkrankungen oder spezielle chirurgische oder prothetische Konzepte können den Einsatz der digitalen Volumentomographie rechtfertigen.
Indikationen für Knochenersatzmaterialien.
Zur S1-Leitlinie weiterentwickelt werden soll das KonsensusStatement der Arbeitsgruppe, die analysiert hatte, bei welchen klinischen Indikationen in der dentalen Implantologie die Verwendung von Knochenersatzmaterialien wissenschaftlich belegt ist. So bescheinigt das Team den Ersatzstoffen beispielsweise, dass alle untersuchten Knochenersatzmaterialien bei der sogenannten Sinusbodenaugmentation prinzipiell gleich gut abschnitten. (Bei diesem Eingriff wird ein zu dünn gewordener Boden der oberen Kieferhöhle durch Knochenersatzmaterial aufgefüllt, damit Implantate eingepflanzt werden können.)
Den zahnlosen Oberkiefer versorgen.
Die Frage, wie Patienten mit einem zahnlosen Oberkiefer am besten mit Implantaten versorgt werden, kann zur Zeit nicht abschließend beantwortet werden – zu heterogen sind die chirurgischen und prothetischen Herangehensweisen in den analysierten Studien. Einige evidenzbasierte Schlussfolgerungen konnten die Autoren gleichwohl aus den vorliegenden Studien zu prothetischen Behandlungsoptionen im zahnlosen Oberkiefer ziehen. Darum wird das derzeitige Statement bei nachfolgenden Treffen der Arbeitsgruppe zu einer S2e Leitlinie entwickelt.
Noch zu jung sind auch Methoden, die nach einer Zahnextraktion den Knochenabbau des Kieferkamms vermeiden sollen. Dazu wird das Zahnfach (Alveole) nach der Extraktion mit verschiedenen Materialien aufgefüllt, beispielsweise mit Knochenmaterial oder Ersatzmaterialien. Aufgrund der unterschiedlichen Materialien und Strategien, die bei diesen im Fachjargon »Socket Preservation« und »Ridge Preservation« genannten Verfahren eingesetzt werden, sind derzeit keine Empfehlungen für eine spezifische Technik oder ein bestimmtes Material möglich. Darum beschlossen die Experten die Leitlinienentwicklung auf diesem Gebiet für zwei Jahre aufzuschieben.
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Über die DGI. Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit über 7500 Mitgliedern – Zahnärzten, Oralchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen und Zahntechnikern – die größte Fachgesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa. Ihr Markenzeichen ist die enge Kooperation von Praktikern und Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein differenziertes Fortbildungsangebot auf dem Gebiet der Implantologie – zum Nutzen von Patientinnen und Patienten. Mehr Informationen: http://www.dgi-ev.de
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