Die Versorgung von Schwerverletzten erfordert schnelles und systematisches Vorgehen. Der klinische Zustand des Patienten und die Verletzungsfolgen müssen unmittelbar erfasst werden. Die parallel eingeleiteten Sofort-Maßnahmen bis zur definitiven Versorgung sind dabei koordiniert und kompetent durchzuführen. Mandy Grätz, Koordinatorin des am 21. und 22. November stattfindenden ATLS-Kurses am UKL, veranschaulicht das anhand eines Beispiels: „Es bringt nichts, sich sofort um das offensichtlich schwer verletzte Bein zu kümmern, wenn übersehen wird, dass der Patient nicht atmet.“
ATLS dient dem Notfallteam als einheitlicher Kompass durch Diagnose und Therapie. Es wird weltweit als standardisiertes, prioritätenorientiertes Schockraummanagement gelehrt. Durch klare und einheitliche Regeln arbeiten die stets interdisziplinären Behandlungsteams ohne Zeitverlust zusammen.
In dem zweitägigen Kurs lernen Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen, die an der klinischen Versorgung polytraumatisierter Patienten beteiligt sind, aktuelle Konzepte und Techniken der initialen Versorgung. Die Teilnehmer durchlaufen Vorlesungen, so genannte Skill Stations – das sind praktische Übungen in Notfalltechniken – und reale Fallszenarien sowie eine theoretische Prüfung. Durchgeführt wird der Kurs von mehreren ausgebildeten ATLS-Instruktoren. Kursdirektor in Leipzig ist Professor Udo X. Kaisers, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am UKL. In seinem Verantwortungsbereich liegt es, die gleichbleibende Qualität der Kurse zu garantieren. Prof. Kaisers, seit 2006 Klinikdirektor in Leipzig, hat gemeinsam mit Prof. Christoph Josten, Geschäftsführender Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, den Leipziger ATLS-Kursort etabliert.
„Am ATLS-Kurs an der Uniklinik nehmen regelmäßig Ärzte des UKL teil“, sagt Koordinatorin Grätz. Damit wird die entsprechende Versorgungsqualität am UKL sichergestellt. Innerhalb des von Prof. Josten vertretenen Traumanetzwerkes Westsachsen ist die Teilnahme an ATLS-Kursen für die Schockraumteams die in den Notaufnahmen arbeiten ebenfalls gefordert. Angelehnt an das ATLS-System werden am UKL auch ATCN-Kurse (Advanced Trauma Care for Nurses) für das im Schockraum arbeitende Pflegepersonal durchgeführt.
Historisch geht das ATLS-Konzept auf den amerikanischen Chirurgen Dr. James Styner zurück, der 1976 nach einem schweren Verkehrsunfall eine unzureichende Erstversorgung erfuhr. Seit dem Start des deutschen ATLS-Programms 2002 wurden rund 7100 Ärzte in 480 ATLS-Kursen ausgebildet. Seit sieben Jahren ist das UKL fester Kursort des Programms.